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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0204

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Personal- und Atclieruachrichtcu — Ausstellungen und Sammlungen

157

oder des matt weißen
Kleides eine so virtuose
und interessante, wie
wir uns selten gesehen
zu haben erinnern.
Tyrahn thut sich schon
seit Jahren als Por-
trätmaler hervor, lssii
tr. Düsseldorf.
Am 19. Januar starb
im 63. Lebensjahre der
Genremaler Fried r.
Hiddemann, einer
der bedeutendsten Ver-
treter der älteren Düs-
seldorfer Genremalerei,
dessen Entwickelungs-
gang in jene Zeit
fällt, wo Knaus,
Vautier, Jordan,
Tideman Salen-
tin,K.Hübner^c. mit
F. tz:ddemann. 7 ly- Januar >8Y2 ihren DarstellGigen

aus dem Bauen:- und
Volksleben so erfolg-
reich auftraten. Anfänglich wollteHiddemann, der am 4. Oktober
1829 in Düsseldorf gestorben ist, Lithograph werden; als seine
Eltern jedoch seine ungewöhnliche künstlerische Begabung erkannten,
ivurde er nach einer Vorbildung im Zeichnen durch den Maler und
Bildhauer Götting im Jahre 1848 Schüler der hiesigen
Kunstakademie und bildete sich unter dem Professor Th. Hilde -
brandt in der Malklaffe und unter dem Direktor Wilhelm
v. Schadow zum Figurenmaler aus. Nach längeren Studien-
reisen in Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland nahm er
seinen dauernden Wohnsitz in Düsseldorf und hat sich durch seine
Sittenbilder aus dem Volksleben namentlich aus dem Bauern-
leben Westfalens den Ruf als einer der hervorragendsten Düssel-
dorfer Genremaler erworben. Eines seiner besten Werke ist die
„Westfälische Leichenfeier, welches die Königl. Gemäldegalerie
in Stuttgart besitzt. Bedeutend ist auch sein anderes Sittenbild
„von der roten Erde", die Schilderung eines bäuerlichen Vehm-
gerichtes in Westfalen, „Vor gespannter Bank" betitelt, zu der
das Motiv aus Jmmermanns „Oberhos" entnommen ist. Auch
seine humoristischen Genrebilder sind sehr geschätzt; allen seinen
Werken ist der Vorzug einer treffenden geistvollen Charakteristik eigen;
mit einer frappanten psychologischen Beobachtungsgabe verband
sich bei ihm ein seltenes Darstellungstalent, ein scharfer Blick für indi-
dividuelle Lebenserscheinungen und ein gesunder glücklicher Humor.
Bekannt sind seine lrefflichenJllustrationen zu Fritz Reuters Werken.
Von seinen Hauptbildern sind noch zu nennen: „Preußische Werber
zur Zeit Friedrichs des Großen" (in der Berliner National-Galerie),
„Picknick im Walde", „Kirmesanfang", „Heimkehr aus der Ferne",
„Das Wundertier" u. s. w. Als Mensch war Hiddemann wegen
seines liebenswürdigen gediegenen Charakters allgemein hoch-
geschätzt und in der Wahl zu verschiedene:: Ehrenämtern in

der Künstlerschaft kam die Wertschätzung seiner Kunstgenosjen
zum Ausdruck. '

Ausstellungen und Sammlungen

I:. Berlin. Auf das betr. Gesuch des Hauptvorstandes der
allgemeinen deutschen Kunstgenossenschast sind von Sr. Exzellenz
dem Herrn Staatssekretär von Bötticher im Interesse einer wür-
zigen Beteiligung der Deutschen Kunst an der Weltausstellung
in Chicago aus dem Reichshaushalts-Etat, die bis einschließlich
des Jahres 1892 für solche Zwecke verfügbaren Mittel im Ge-
samtbetrag von rund Mk. 75,000 bewilligt worden. Nach der
Zuschrift des Reichskommissars hat der Generaldirektor der Aus-
stellung, Mr. Davis, in der lline arts Hall einen Raum in der
Größe von 20,000 Quadratfuß engl. Grundfläche zur Verfügung
gehalten, welcher Raum ungefähr 1450 Quadratmeter Wand-
fläche und für ca. 845 Bilder w. Platz bietet. Da diese Behang-
fläche nach den bis jetzt aus den einzelnen Lokalvereinen vorlie-
genden Anmeldungen von ca. 1600 Bildern nicht genügen dürfte,
so hat der Hauptvorstand deshalb an die Lokalvereine ein Rund-
schreiben erlassen, um namentlich die Raumfrage, damit aber auch
im Zusammenhang die Geldfrage baldigst klar stellen zu können.
In Melbourne standen 1888 an Grundfläche 6000 engl. Qua-
dratfuß für die deutsche Kunstabteilung zur Verfügung und wur-
den für die Dekoration Mk. 10450 verausgabt, während in Paris
1878 für die Dekoration des einen Saales rund Mk. 50,000
gezahlt wurden. Es werden somit die zur Verfügung steheirden
Mittel, ebenso wie der Raum nicht genügen, falls nicht gegenüber
den bisherigen Anmeldungen die Zahl der Kunstwerke eine wesent-
liche Beschränkung erfährt. Der Hauptvorstand der deutschen Kunst-
genossenschaft ist im Interesse einer würdigen Vertretung der
deutschen Kunst in Chicago bemüht, bei der Erledigung dieser Ange-
legenheit aus das sorgfältigste und vorsichtigste vorzugehen und
möglichst bald eine definitive Entscheidung der Lokalvereine her-
beizuführen. EV2s

— Wir zeigen unfern Lesern hierunter eine Ansicht des
Kunstausstellungsgebäudes, wie es für die diesjährige Weltaus-
stellung zu Chicago geplant ist. Der Grundriß hat die Fern:
eines Kreuzes mit einem Schiff von 320 engl. Fuß Länge und
96 Fuß Weite und Kreuzschiffen von 500 Fuß Spannweite. Nach
beiden Seiten geht ein Portikus heraus. Die Mitte des Ge-
bäudes ist mit einer Kuppel gekrönt. In diesem Kuppelsaal und
in den beiden Gängen, welche, rechtwinkelig aufeinander stoßend,
durch das Gebäude sich ziehen, soll die Plastik untergebracht
werden. Durch eine Entfernung von 100 Fuß von diesem Haupt-
ebäude getrennt, sollen zwei Nebengebäude von je 300 Fuß Länge
ei 120 Fuß Breite aufgeführt werden. Das Gebäude wird in rein
klassischen: Stil aufgeführt, dem die Kuppelsein besonderes Gepräge
gibt. Jeder der vier Höfe des Hauptgebäudes wird 20000 engl.
Quadratfuß umfassen. Von ihnen soll einer den Vereinigten
Staaten selbst, ein zweiter England angewiesen werden. Die
beiden oben erwähnten Nebengebäude halten sich streng im Stile
des Hauptgebäudes. Das Gebäude soll feuersicher aus Eisen
und Stein mit Ausschluß von Holz ausgesührt werden.

Kunflausfiellungsgebäude aus der Weltausstellung zu Chicago 1892
 
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