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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Wessely, J. C.: Die deutsche Radierung der Neuzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0229

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VII. Jahrgang. Geft 12

iz. März 1892


—Gerau^gcgeüen von Friedrich Wechr

,Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3517. bayer. Verzeichnis Nr. 406. k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1593) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr
__(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf. _

Dir deutsche Uchdierung der Neuzeit

Oou I. tt. ikveiselp Nachdruck verboten

Zufällig dürfte vor langer, langer Zeit irgend ein
^ Waffenschmied den Rostfleck bemerkt haben, den
Feuchtigkeit auf einem Schwert oder einem Harnisch er-
zeugt hatte und der vielleicht Ähnlichkeit mit einem
Kopfe, einem Ornamente zeigte. Der denkende Waffen-
schmied kam auf die Idee, die unfrei wirkende Natur-
kraft sich unterthan zu macheu und sie zu zwingen, seinen
Gedanken darzustellen. Indem er die Fläche des Metalls
mit einem Firnis deckte, der allem Ätzenden wehrte und
dann die ätzende Flüssigkeit über die in den Firnis ein-
geritzte Zeichnung goß, gewann er eine bleibende Zeich-
nung auf dem Metalle.

Der Ursprung aller Arten der graphischen Kunst
ist in undurchdringliches Dunkel gehüllt, aber in der
angedeuteten Weise dürfte die Ätzung einer Zeichnung
auf dem Metalle erfunden worden sein. Schon im
lö. Jahrhundert wurden auf diese Art Armaturen mit
Ornamenten verziert. Später wandte — wie man glaubt,
Dan. Hopser —- diese Ätzung zum Abdruck des ent-
standenen Bildes auf Papier an. Auch Dürer befaßte
sich mit derselben, da er aber Eifenplatten benützte und
darum die gewünschte Wirkung nicht erzielte, gab er
diese Übung auf.

Man nennt das Zeichnen mit der Nadel auf
der gefirnißten Platte radieren und das Blatt, das
von der geätzten Platte gewonnen wird, Radierung.
Diese spielt in der Kunstgeschichte eine große und wichtige
Rolle. Da der Künstler seine Zeichnung ohne viel Zeit-
verlust und Mühe auf die Platte bringen und gleichsam
mit der Nadel spielend diese ansführen konnte, wurde
diese Kunstübung zu einer sehr beliebten Beschäftigung
für die besten Maler, die uns an der Hand ihrer Ra-
dierungen in das geheimste Heiligtum ihrer Kunst ein-
sühreu. Oft spricht sich der ksintre-Graveur, d. h. der

Bildnis. Vriginalradierung von Th. Stauffer-Bern

seinen Radierungen
Idee erblaßt.

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Maler, der seine eigenen Erfindungen auf die Platte überträgt, unmittelbarer, ursprünglicher in
aus, wie durch seine größten Gemälde, bei denen unter langsam fortschreitender Arbeit oft die erste

Die Aunst für Alle VH.
 
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