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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstliteratur und verfielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt - Sprechsaal
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218

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

Ausgabe umsomehr geeignet, als er schon mehrfach Gelegenheit
hatte, große dekorative Entwürfe auszuführen. Von seinen
Bildern sind die bekanntesten die „Teufelsliebschaft", „Vision", „Das
Wunder des Geigers von Gmünd", neuerdings eine „Eva". l»«!

— Berlin. Graf Ferdinand Harrach, Mitglied der
Akademie der bildenden Künste in Berlin, ist zum Professor
ernannt worden.

?. 8. Karlsruhe. Es ist eine längst nicht mehr neue
Beobachtung, daß die Gesundheit einer Kunst nach dem Grade
der Klarheit zu bestimmen ist, mit der sich das nationale Leben
in ihr spiegelt. Deshalb ist ein Bild wie Theodor Essers
„Strike der Hammerschmiede", das augenblicklich hier zur Aus-
stellung gebracht ist, eine notwendige Erscheinung in einer Zeit,
in welcher die innere Politik immer mehr und mehr in dem
Kampfe mit den sozialdemokratischen Forderungen gipfelt und als
Ausdruck einer solchen muß es billigerweise unser Interesse voll
in Anspruch nehmen, um so mehr, als es rein malerisch eine
ganz hervorragende Leistung ist. — Die Situation ist klar: aus
einem offenen Schuppen, in dem sich die revoltierenden Arbeiter
zusammenrotteten, sieht man aus einen im grellen Sonnenlichte
Laliegcnden Fabrikhof, aus dessen Hintergründe das Militär mit
angeschlagenem Gewehr in geschlossener Kolonne heranrückt. Das
äußerst figurenreiche, große Bild ist nichts weniger, als ein ver-
söhnendes Mahnwort an die Arbeitgeber, denn die Sinkenden
sind großenteils recht zweifelhafte Gestalten, denen man ansieht,
daß viel weniger der Kampf um ihr Recht, als die Freude am
Krakelen ihre innere Triebfeder ist. Mag man nun aber über
die Berechtigung dieser Auffassung denken, wie man will, jeden-
falls sind alle Gestalten so überzeugend wahr aus dem Leben ge-
griffen und trotz des furchtbaren Ernstes der Situation mit so
köstlichem Humor beobachtet, daß man auf die weiteren Leistungen
des Malers gespannt sein darf, der mit diesem Bilde eine so
glänzende Begabung offenbart. MU

— Berlin. Fünfundsiebenzig jüngere Künstler Berlins
haben an den dortigen Magistrat eine Petition gerichtet, eine
jährliche Summe für künstlerische Zwecke in dem Etat der Stadt
auszuwerfen. Die Petition ist abgelehnt und dasür die Zusage
gegeben worden, daß die jüngeren Künstlerkreise künstig zur
Ausschmückung öffentlicher Bauten mehr als bisher herangezogen
werden sollen. — Der Abgeordnete von Meyer (Arnswalde) hat
zur Beratung des Reichshaushaltsetats eine Resolution an die
Regierung eingebracht, daß eine angemessene Summe zu Stipendien
und Unterstützungen für talentvolle junge Künstler sowie zur
Förderung der monumentalen Malerei und Plastik in Deutsch-
land ausgeworfen werden solle.

— Düsseldorf. Zu unsrer Notiz in Heft 13 der „Kunst
für Alle", Aloys Fellmann, betreffend, haben wir zu be-
richtigen, daß das Gemälde „Das Gelübde" seinerzeit um 16000 M.
verkauft worden ist, nicht 10000 M. wie infolge eines Druck-
fehlers zu lesen ist. l«43I

tr. Düsseldorf. Carl Friedrich Deiker, der aus-
gezeichnete Thiermaler ist am 19. März an den Folgen eines
Schlaganfalles im noch nicht ganz vollendeten 56. Lebensjahre
gestorben. Der Verstorbene war einer der besten deutschen Jagd-
und Thiermaler und genoß eines großen Ansehens bei Kunst-
freunden und insbesondere auch bei den Sportsleuten und
Freunden des edlen Waidwerks. Geboren am 3. April 1836
erhielt der Verstorbene den ersten künstlerischen Unterricht an der
Zeichenakademie zu Hanau, ging dann im Jahre 1858 nach
Karlsruhe, wo er Schüler von I. W. Schirmer wurde und unter
diesem Meister sein erstes großes Bild, „Angeschossener Hirsch,
von drei Schweißhunden verbellt" malte. Dieses Bild machte
Aufsehen und begründete seinen Ruhm als Thiermaler pur
exelleuce. Der Großherzog von Baden erwarb das Bild.
Ebenso erfolgreich war Deiker mit seinem zweiten großen Bilde
„Sauhatz", welches der Großfürst Michael von Rußland an-
kaufte. Eine ähnliche Darstellung malte Deiker für den Mark-
grafen Max von Baden in dessem Auftrag. Außerdem schuf er,
nachdem er in Karlsruhe ein eigenes Atelier errichtet hatte, noch
eine Reihe bedeutender Bilder, von denen besonders die lebens-
volle „Hetzjagd auf einen Edelhirsch" und „Kämpfende Hirsche"
zu nennen sind. Im Jahre 1864 kam Deiker nach Düsseldorf,
wo er einen Hausstand gründete, indem er eine Tochter des (im
vergangenen Jahre gestorbenen) Landschaftsmalers Carl Hilgers
heirathete und hier verblieb. Hier hat er noch eine große Zahl
hervorragender Bilder, große und kleine Thier- und Jagdbilder
geschaffen, die von den Liebhabern sehr geschätzt und gesucht
werden. Eines seiner Hauptbilder, das er hier schuf, die berühmte
lebensgroße „Sauhatz" besitzt das Kölner Museum. — Auch

als Zeichner war C. F. Deiker hervorragend. Die illustrierten
deutschen Journale suchten fast alle seine Mitarbeiterschaft. Be-
kannt ist auch sein „Album für Jäger und Jagdliebhaber", welches
sehr verbreitet ist und sein in Farbendruck reproduziertes Werk
„Der Hund und seine Jagd". Die städtische Gemälde-Gallerie
zu Düsseldorf erwarb kurz vor seinem Tode ein vorzügliches
großes Bild von Deiker, „Karrenhunde im Streit", durch welches
der Verstorbene in bester Weise vertreten ist. Sein Tod wird
allgemein tief beklagt. Deiker beteiligte sich noch an der im
März bei Ed. Schulte veranstalteten Jahresausstellung Düssel-
dorfer Künstler in hervorragender Weise. l84ii

Denkmäler

sll Straßburg. Neßler-Denkmal. Seit Jahr und
Tag trägt man sich hier und in weiteren Kreisen mit der Idee,
dem elsässischen Tondichter Viktor Ncßler ein Denkmal zu errichten.
Ausgegangen ist die Anregung, wenn wir uns recht erinnern,
von Leipzig, dem Orte der früheren musikalischen Wirksamkeit
Neßlers, und zwar im Besonderen aus den Kreisen des dortigen
Männergesangs heraus; und die gleichen Kreise waren es haupt-
sächlich, die auch hier, wo Neßler bis zu feinem Tode gelebt und
gewirkt hat, diese Idee freudig aufgegriffen haben und zu ver-
wirklichen bestrebt sind. Leider verfiel nian zuerst auf den Ge-
danken, dem Denkmale eine mächtige monumentale Gestalt zu
geben; man sprach von einer überlebensgroßen Statue des
verstorbenen Komponisten, die mit entsprechendem Beiwerke an
einem öffentlichen Platze unserer Stadt aufgestellt werden sollte.
Obwohl Straßburg an hervorragenden Denkmälern keineswegs
reich ist und einen derartigen Schmuck recht gut noch vertragen
könnte, so erregte doch diese Idee scharfen Widerspruch. Man
wies auf die eigentliche künstlerische Bedeutung Neßlers hin, die
sich unbestreitbar doch nur im Liede, in der Schöpfung für den
deutschen Männergesang in hervorragender Weise bethätigt hat,
während seine Opern zwar zum Teile einen ungewöhnlichen
Erfolg gehabt haben, vor dem Forum einer ernsten musikalischen
Auffassung aber doch einen schweren Stand haben dürften. Man
mag über diese Abwägung der künstlerischen Verdienste des ver-
storbenen Meisters denken wie man will, jedenfalls ist es viel
glücklicher, daß man jetzt auf den Gedanken eines einfacheren
bescheideneren Denkmals verfallen ist, gegen das nur Unverstand
und Nörgelei noch etwas einwenden könnten. Man will in den
wunderhübschen Garten- und Baumanlagen unserer Orangerie
ein kleines architektonisches Denkmal aufbauen, wie es heißt im
italienischen Geschmacke, das dann von der Kolossalbüste Neßlers
geschmückt wird. Für die Herstellung der letzteren ist der hiesige
Bildhauer Riegger gewonnen worden, der bereits vielfach an den
Neubauten Straßburgs, zuletzt noch besonders an der neuen
Bibliothek sich in umfassender Weise als sehr talentvoller und
hervorragender Bildhauer bewährt hat. We;

* In Annab erg in Sachsen soll dem Vater unsrer
Rechenkunst, Adam Riese, oder, wie er eigentlich heißt, Adam
Ries, ein Denkmal gesetzt werden. Man nimmt an, Ries sei
1492 zu Staffelstein in Bayern geboren. In Annaberg hat er
von 1515—1557 als Bergbeamter gelebt, erhielt auch dort eine
Privatschule. Der 400 jährige Gedenktag seiner Geburt soll durch
eine kleine Festlichkeit und die Enthüllung des Denkmals gefeiert
werden. Das Haus, das Ries einst in Annaberg besaß, heißt
man jetzt die Riesenburg. l^os

tt. Offen bürg in Baden. Die hiesige Stadlgemeinde hat
das vom Bildhauer Sauer in Karlsruhe gefertigte Modell zu
einem hier aufzustellenden Kriegerdenkmale unter der Bedingung
der Fertigstellung bis Monat September dieses Jahres dem
Künstler in Auftrag gegeben. Das Denkmal wird eine Gesamt-
höhe von 15 Meter erhalten, stellt auf hohem Postamente einen
Krieger dar, der mit der Linken einen sterbenden Kameraden an
seine Brust schließt, während seine Rechte die den Sieg errungene
Fahne emporhält. Diese Figurengruppe sowie zwei Medaillons
am Postamente werden in Erz gegossen. Iiesj

U2. Köln. Als Platz für das von dem Bildhauer-
Richard Anders in Berlin bis zum 1. Juli 1897 zu vol-
lendende Kaiser Wilhelm-Denkmal ist der Kaiser Wilhelm-Ring
Hierselbst ausersehen worden. — Anders ist ein noch verhälnis-
mäßig jüngerer, aber äußerst begabter Künstler, der seine Studien
aus der Akademie zu Berlin gemacht hat, wo er besonders den
Unterricht von Albert Wolf und Fritz Schaper genoß und bis
jetzt mit äußerst gelungenen Werken vor die Öffentlichkeit trat.

Id. Berlin. Der Bildhauer Alex. Tondeur hat eine charak-
teristisch aufgefaßte und auf das Sorgfältigste durchgeführte Porträt-
 
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