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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Brandes, Otto: Die Pariser Salons 1892, [1]
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0376

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Von Dtto Brandes — Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

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im Helllicht gemaltes Kniestück eines Seekapitänes in
Gala-Uniform. Das ist gewissenhaft gezeichnet und mo-
delliert, wie hell und stolz blicken die blauen Augen des
blondbärtigen Mannes, als wollten sie in alter Gewohn-
heit die Weiten des unermeßlichen Horizontes des Meeres
ergründen. Wie fleißig durchgearbeitet sind die charak-
teristischen Hände. Gern hätte ich zu gunsten der wirk-
lich vornehmen Behandlung des Kopfes auf die allzu-
gewissenhafte Malerei der Uniform und der Orden ver-
zichtet. Das Bild ist leuchtend und frisch in der Farbe.
Hoffentlich erhält sich dieselbe. Wenigstens wäre zu
wünschen, daß in dem fein abgestimmten Gesicht unsre
verflixten modernen Farben nur gleichmäßig in den
Valeurs nachdunkelten. Auch Vilma Parlaghis Bild
Kossuths, welches die Jury, nicht mit Unrecht, mit einer
dritten Medaille bedachte, sei hier noch wegen der Heraus-
arbeitung des geistigen Momentes in dem Kopfe des
ungarischen Diktators anerkennend erwähnt. Das seiner
historischen Bedeutung entsprechende, ernste Bild stellt
den Greis, die Silberlocken mit einem Sammtkäppchen
bedeckt, in seinem Sessel, wie sinnend, zurückgelehnt dar.
Es liegt mir noch die traurige Pflicht ob, des Bildes
Leo XIII. von Chartron zu gedenken, eine Studie
rot auf rot. Leo XIII. im Armstuhle sitzend, lächelt
als ob ihm Einer die Fußsohle kitzelt. Und dieses Bild,
welches die, welche Leo XIII. kennen, als einen schlechten
Witz ansehen, soll das bedeutende historische Werk Len-

bachsbei dem hl. Vater ausgestochen haben,? Xller-äona!
— Wacker rückt in die Reihe der ersten Porträtisten
Rondel mit einem Bilde des Herausgebers des New-
Aork Harald Gordon Bennet ein, das durch seine Dis-
kretion der Farbe, die nichts Armes und Nüchternes hat,
und seine scharfe Charakteristik auffällt. Auch sein Bild
des Malers Gervex und sein Frauenporträt erheben ihn
über das Niveau der Durchschnitts-Porträtmaler. Bol-
dini wird manieriert, obwohl er noch immer interessant
ist. Seine auf einem Schemel mit übergeschlagenen Beinen
sitzenden Damen der eleganten Welt wirken ermüdend.
Viel wird hier über das Bild eines zehnjährigen Mäd-
chens des Meisters medisiert, welches mehr sich reckend
als sitzend über dem einen der in langen schwarzen
Strümpfen steckenden Beine ein Stückchen rosigen Schen-
kels zeigt. Daß dieses Stückchen Nacktheit — ich ver-
mute zufällig — die Mitte des Bildes einnimmt und
etwas aufdringlich die Aufmerksamkeit des Beschauers
sofort fesselt, hat den Künstler in den Ruf der Las-
zivität gebracht, eine Version, der wir mit aller Kraft,
schon des wirklich reizenden Bildes wegen, das vermut-
lich auch naA München kommen wird, entgegentreten.
Es gehört schon ein sehr unreines Gemüt dazu, um auf
dergleichen Gedanken kommen zu können. — Besnards
Porträts sind in diesem Jahre weniger schrullenhaft als
in früheren Jahren, er überträgt immer mehr und mehr
seine ausgezeichnete Pastelltechnik auf die Ölmalerei.

(Der Schluß im nächsten Hefte)

Personal- und Akrlrrr-Nachrichkrn

— Zürich. Im Befinden des Professors vr. Arnold
Böcklin, von dessen Erkrankung wir im vorigen Hefte unsrer
Zeitschrift berichten konnten, ist eine Änderung nicht eingetreten.
Die teilweise Lähmung des Sprachvermögens ist noch nicht ge-
hoben. Uber die Zukunft läßt sich noch nichts sagen, jedenfalls
dürste die Wiederherstellung noch längere Zeit beanspruchen. Be-
sonders schmerzlich berührt den greisen Meister die Sorge, daß
er an der Ausführung einer Reihe von Plänen und Entwürfen,
mit denen er sich seit längerer Zeit trägt, verhindert werden
könnte. Darunter befindet sich die Konzeption eines „Rasenden
Roland", in welcher Böcklin die poetischen Übertreibungen der
Rolandssage darzustellen gedachte, so daß die Verehrer des Meisters
ein Werk von hervorragender humoristischer Kraft erwarten
konnten. Sehr liegt ihm auch sein Projekt eines lenkbaren Luftschiffes
am Herzen, einer Flugmaschine, die den Vogelflug nachahmen
sollte. Professor Böcklin beschäftigt sich seit längerer Zeit mit
dem Projekt; er ist auf Veranlassung des preußischen Kriegs-
ministeriums in Berlin gewesen und hat in der Lustschifferab-
teilung des Generalstabes seine Ideen demonstriert. Er stand im
Begriffe, mit einem Techniker über die Ausführung seines Pro-
blems zu verhandeln, dessen Lösung er gesunden zu haben glaubte,
als^ die Erkrankung ihn in seiner Arbeit überraschte. Sein
größter Wunsch ist nu,n, es möge ihm noch vergönnt sein, seine
Erfindung in die Praxis umgesetzt der Welt hinterlassen zu
können.

tr. Düsseldorf. Der Historienmaler F. Klein-Che-
valier hat den Auftrag erhalten, für das neuerbaute Stadt-
theater in Essen a. d. Ruhr den Bühnenvorhang zu malen. Sein
Kolossalgemälde „Die Einweihung des Niederwald-Denkmals"
macht gegenwärtig mit großem Erfolge eine Rundreise in Deutsch-
land. — Die Sonderausstellung der Bereinigung deutscher Aquarel-
listen, hervorragende Arbeiten von HansvonBartels und Max
Fritz in München, Hans Hermann und Franz Skarbina
in Berlin und Arthur Kampf in Düsseldorf, welche jetzt hier
bei Eduard Schulte ausgestellt ist, findet auch bei uns ein
außergewöhnliches großes JnteressOund allseitige Anerkennung. —
Für die Pfingsten beginnende Ausstellung des Kunstvereins für

vi- Ärmst für We VH

die Rheinlande und Westfalen sind umfassende Vorbereitungen
getroffen und die Beteiligung an derselben verspricht eine sehr
zahlreiche zu sein. lnoÄ

— München. Die Malerinnen-Kolonie Münchens hat
durch die Übersiedelung des Fräulein Marie Wunsch aus
Venedig nach hier, einen sehr interessanten Zuwachs erhallen.
Fräulein Wunsch war in Venedig Schülerin von E von Blaas.
Sie kultiviert mit vielem Gemüt und Humor ein Gebiet, auf dem
die deutsche Kunst von je den ersten Rang innegehabt hat, das
Leben unsrer Kleinen. Ihre anmutigen, reizvollen Kinderszenen,
die sie wirksam, ohne je zu übertreiben, gestaltet, sichern ihr in
dem Münchener Kunstleben ihren besonderen Kunstcharakter und
haben sich schon viele Freunde erworben. luiH

— Jan Matejkoin Krakau hatte an den dortigen Stadt-
rat das Ersuchen gerichtet, ihm einen gewissen Teil der jetzt im
Abbruch befindlichen heiligen Geistkirche zur Errichtung eines
Ateliers zu überlassen. Dieses Gesuch wurde abschlägig beschicken.
Der gekränkte Künstler hat infolgedessen das ihm von der Stadt
Krakau vor neun Jahren erteilte Ehrenbürgerdiplom dem Bürger-
meister zurllckgeschickt. ins?!

— München. Professor K. Raupp, seit langem als
Lehrer an der kgl. Akademie der bildenden Künste zu München
thätig, ist zum Professor der genannten Anstalt ernannt worden,
ebenso der Maler und Assistent an der Kunstgewerbeschule L. von
Langenmantel zum Professor an dieser Anstalt. lnssi
— Paris. Dem Maler Josef Blanc in Paris wurde
für sein Gemälde im Pantheon „Die Schlacht von Tolbiac" der
Prix Jean Reynaud IOOOO Franks zugesprochen. lH3bs

Denkmäler

— Goslar. Vor dem Kaiserhause zu Goslar sollen
Reiterstandbilder Kaiser Wilhelm I. und des alten Friedrich Barba-
rossa zur Aufstellung gelangen. Die Ausführung der beiden
Bildwerke ist den Bildhauern Walter Sch ott und.R. Toberentz
übertragen worden. ln^I

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