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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Pecht, Friedrich: Die Münchener internationale Ausstellung von 1892, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0428

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Waffenschmied, von Lmil Dittler

VI. Internationale Kunstausstellung I892 zu München

einstweilen noch ziemlich ungläubig zuhört, während ein im vollsten Sonnenschein durch ein Getreidefeld
wanderndes Liebespaar von Hang (siehe H. 19), etwa aus Vossens Louise, schon ganz einig scheint, da die
Theologie-Kandidaten auf alle Fälle zuverlässiger sind als die Leutnants. Einig wird wohl auch Schröters
hübsches Paar werden. Das Gegenteil davon zeigt sich dann bei Jos. Blocks jungem Ehepaar, wo die Frau
dem Gatten bereits sehr bedenkliche Vorwürfe macht. Nur ist der Künstler aber dabei weit hinter früheren
Leistungen zurückgeblieben, wie das leider so oft der Fall. „Frühlingswehn" betitelt dann Blos sein tsts-L-tets
einer Klavierspielerin (siehe S. 272), die im halbdunklen Zimmer, mit lauter Frühlingsblumen um sich, einen
jungen Mann durch ihr Spiel bezaubert. Dergleichen findet sich nun noch mancherlei vor; am erschütterndsten
von Rauecker, wo eine Nonne sich aus dem Kloster flüchten wollte, aber ob des Reissens der Strickleiter
herabgestürzt ist und jetzt sterbend die letzte Ölung erhält, dabei aber noch von der Äbtissin verflucht wird.
Die Nonnen machten überhaupt den Münchener Malern immer viel zu schaffen. Am besten wird unsre deutsche
Malerei aber doch, wenn sie ganz naive Geschöpfe, Kinder u. dgl. schildert, ja hier, in ihrem Verständnis der
Kindernatur, scheint sie sogar allen andern überlegen. Das glänzendste Beispiel davon giebt der ganz der
Münchener Schule angehörige Norweger Frithjof Smith mit seinem großen Bilde „Nach der ersten
Kommunion", wo wir die weißgekleideten Mädchen eben aus der Kirche Herausströmen sehen. Da hat sie der
Künstler aber mit einer geradezu bewunderungswürdigen Wahrheit und Schönheit geschildert und eine Feinheit
des Naturstudiums dabei entwickelt, wie ich sie keinem andern derartigen Bilde nachzurühmen wüßte. Zu diesem
Naturalismus kann man sich nur Glück wünschen! Und das ist in dem kleinen Weimar, fern von allen
Galerien und Ausstellungen entstanden, wie seinerzeit Rambergs Friedrich II. oder Prellers unsterbliche
Odysseeszenen I Das Bild ist denn auch sofort für eine Triester Galerie erworben worden- Ziemlich nüchtern,

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