Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt -
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0440

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
(Ausstellungen nnd Sammlungen — vermischtes — Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst

* Dresden. Der Ausschuß für den Empfang des Fürsten
Bismarck in Dresden hat beschlossen, zur Erinnerung an diese
großartige Festlichkeit eine Radierung nach einem Lenbach schen
Bismarckbildnis anfertigen zu lassen und sie in das Stadtmuseum
zu stiften und dazu die Rohrsche Radierung nach einem Len-
bachschen Bismarck gewählt. Eine bronzene Tafel mit der Inschrift
„Zur Erinnerung an den 18. Juni 1892" soll dabei angebracht
werden. — 3000 Mk., der Rest von den gesammelten Geldern,
sind als Grundstock für ein Denkmal Bismarcks in Dresden zu-
rückgelegt. l>21Sl

— Berlin. Für die drei großen goldenen Medaillen
der Berliner akademischen Kunstausstellung 1892 sind die Maler
Falat und Pradilla und Bildhauer Professor I. Schilling
dem Kaiser zur Bestätigung vorgeschlagen worden. Die kleine
goldene Medaille sollen erhalten: die Bildhauer G-Janensch und
Harro Magnussen, die Maler I. Block, H. Fechner,
K. Koch und auch Hans Thoma in Frankfurt a. M. I>268;

Vermischtes

tb. Aus Rom schreibt man uns: Der hiesige Deut-
sche Künstler-Verein ist nach einer etwas stürmischen Periode
kürzlich in sein neues Vereinssahr eingetreten. Schon im März1891
hatte im Schoße der Gesellschaft eine kleine Revolution indem Sinne
stattgefunden, daß das Künstlerelement gegenüber den bekanntlich sehr
zahlreichen „Laien" im Vorstande des Vereins mehr zur Geltung
käme; eine Bestrebung, die namentlich in der Wahl Prof. Meurers
(Berlin) zum zweiten Vorsitzenden triumphierte. Die zu Beginn
des neuen Vereinsjahres stattgehabten Wahlen verhalfen denn
auch dem erwähnten Prinzip zum völligen Siege. An Stelle
des leidenden Professor Kopf — der als erster Präsident sich so
große Verdienste um den Verein erworben — trat nun Prof. Meu-
rer (Maler);zweiter Vorsitzender ward Brioschi-Wien (Maler)
Schriftführer: Katsch-Berlin (Bildhauer); Hausmeister: Stanis-
laus Kauer (Bildhauer); die Posten eines Kassiers und Biblio-
thekars endlich nahmen — als einzige Vertreter der „Bourgeoisie"
— die Herren Kaufmann Stein und Dr. Hülsen ein. Nach-
dem so das Künstlerelement nach langen Kämpfen die ihm ge-
wiß gebührende Vorherrschaft wieder erlangt hat, ist nur zu hoffen,
daß der neue Vorstand das Schifflein des „K. B." so umsichtig
und erfolgreich zwischen den mannigfachen, meist sinanziellen Klippen
hindurch lenken möge, wie dies namentlich der verflossene gethan
hat. Ein um so berechtigterer Wunsch, als infolge des Lokal-
wechsels die Ausgaben eine beträchtliche Höhe erreichen (z. B.
Lokalmiete L. 5000, Gas L. 1500 re.) und, wie fast in jedem
öffentlichen Haushalt, von der Republik S. Marino abgesehen,
ein ziemlich starkes Defizit sich auch hier eingestellt hat, trotz der
namhaften Subvention des Kaisers. Wollen darum die jetzt
in Deutschland lebenden alten Römer, die dereinst im Palazzo
Poli und Pacca fröhliche Stunden verlebt, etwas für den Verein
thun, so mögen sie sich gegen den kleinen Jahresbeitrag von
L. 10 als „auswärtige Mitglieder" ausnehmen lassen. Schon
jetzt haben sich viele in Deutschland lebende Künstler als
solche gemeldet und hoffentlich tragen diese Zeilen dazu bei, die
Zahl derselben zum Heile des allehrwürdigen Vereins zu ver-
größern.

b. Berlin. Der Magistrat und die Stadtverordneten-
versammlung von Berlin haben beschlossen, die zum Garantie-
fonds der vorjährigen Internationalen Kunstausstellung von der
Stadt Berlin bewilligten 100,000 M. dem Verein Berliner Künstler
unter nachfolgenden Bedingungen zu überlassen: 1. Die dem
Vorstande seinerzeit bedingungsweise gezahlten und zur Zeit
bei der Reichsbank hinterlegten 100,000 M. sollen an den
Magistrat zurückgezahlt, zinsbar angelegt und im Magistrats-
Depositorium aufbewahrt werden. 2. Die unter 1 gedachten
100,000 M. nebst den aufgelaufenen und noch auflaufenden
Zinsen werden dem Verein Berliner Künstler als Beihülfe der
Stadtgemeinde Berlin zum Bau eines Künstlerhauses und ledig-
lich zu diesem Zwecke bewilligt, jedoch mit der Maßgabe, daß
diese Bewilligung nur in Kraft tritt, falls mit dem Bau dieses
Hauses spätestens am 1. Januar 1900 begonnen sein wird. li28?i

Runstlikkrratur und vrrvirlfälkigrnde Kunst

?. 8. vr. Manfred Mayer: Geschichte der Wand-
teppichfabriken des Wittelsbachischen Fürstenhauses
in Bayern. Mit einer Geschichte der Wandteppichverfertigung
als Einleitung. München und Leipzig. G. Hirths Kunstverlag
1892. Preis 15 Mk. In erfreulicher Weise mehrt sich in Deutsch-

st d

land das Interesse für die Geschichte unsrer alten kunstgewerb-
lichen Industrien, um so erfreulicher als dadurch im hohen Maße
die Neuschaffung und Entwicklung solcher Industrien gefördert
wird. Es ist jedenfalls leichter, eine alte wenn auch zu Grunde
gegangene Industrie wieder zu beleben, als eine solche ganz aus
dem Nichts zu schaffen. Wir sind noch immer zu sehr gewohnt,
einzelne Kunstindustrien nur in Frankreich, wo sie allerdings
eine seit Jahrhunderten nicht unterbrochene Ausübung gefunden
haben, für möglich zu halten, indem es noch in weiten Kreisen
ganz unbekannt ist, was auf denselben Gebieten in Deutschland
an mehreren Orten geleistet worden ist. Ich lebe der lleber-
zeugung, daß in Deutschland eine Grundbedingung zur Aus-
übung dieser Industrien, nämlich die Fähigkeit der Künstler
und Arbeiter, ebensogut wenn nicht besser als in Frankreich
vorhanden ist, es fehlt nur an der notwendigen Unterstützung,
um eine blühende Thätigkeit auf diesem Gebiete zu erzeugen.
Auch in Frankreich sind die Gobelin-Manufakturen, die Bronze-
und Möbelindustrie nur durch die weitgehende Umerstlltzung des
Staates entstanden und werden teilweise noch heute durch sie
gehalten und fortgeführt. Der heutige Staat allein aber kann
diese Sache nicht in die Hand nehmen, es gehört dazu das werk-
thätige Interesse der kaufenden reichen Leute. Es ist ja unendlich
viel bequemer in Paris alle diese Dinge fertig zu finden oder
mit verständnisvollen Fabrikanten auf der Grundlage eines un-
geheuren Reichtums an Modellen und Vorbildern zu verhandeln,
und es macht andrerseits bei uns große Mühe die Schwerfällig-
keit unsrer Kunsthandwerker bei neuen Aufgaben zu überwinden,
und von den Künstlern geeignete Modelle, die nicht an der billigen
Ueberladung des modernen Kunstgewerbes leiden, zu erhalten,
aber der Gedanke, daß eine jede, wenn auch mühevolle, lang-
wierige und unter Umständen zunächst nicht so vollendete Be-
schaffung in Deutschland eine bedeutende Förderung unsrer Kunst-
industrie bedeutet, die mit der Zeit immer weitere Kreise ziehen
würde, sollte unsre reichen Leute bestimmen, ihre Mittel mehr
den heimischen Kräften zugute kommen zu lassen. Unsre Kunst-
gcwerbeschulen und manche Kunstfreunde sind in der Lage, ihnen
dabei freudig mit Rat und Thal zu helfen. In diesem Sinne
habe ich auch die vorliegende Publikation freudig begrüßt, denn
sie giebt außer ihrem kunstgeschichtlichen Wert auch vielfach Ver-
anlassung über die obenerwähnten praktischen Ziele nachzudenken
und ihre Förderung ins Auge zu fassen, denn gegen den viel-
fachen Pessimismus ernsthafter Kunstfreunde in bezug auf modernes
Kunstgewerbe in Deutschland bleibt immer die beste Waffe der
Hinweis auf das, was bei uns noch vor einem Jahrhundert ge-
leistet werden konnte. Jedem Besucher Münchens sind die reichen
Schätze von Wandteppichen bekannt, die im Nationalmuseum
und in der Residenz aufbewahrt werden, und es ist ein sehr ver-
dienstliches Unternehmen des Verfassers, uns eingehend mit der
Geschichte ihrer Entstehung bekannt gemacht zu haben. In der
Einleitung wird uns eine Uebersicht über die Entwicklung dieser
Kunst gegeben, bei der mir eine eingehendere, des Vergleiches wegen
besonders interessante Berücksichtigung der Geschichte der Wand-
teppichfabrikatiou in Deutschland wünschenswert erschienen ist.
Der Verfasser ist hierbei im allgemeinen den Angaben von
E. Müntz gefolgt, ohne die ältere und neuere Litieratur weiter
zu berücksichtigen, wie Guiffrey: -Histoire cke la Napisserie,
llours i88bl und Havard und Vachon: >Oes dlanulactures
Nationales, karis i88yr. Auch der berühmte Greifswalder
Reformationsteppich mit seiner Litteratur und die Arbeit von
Drachs über die Wandteppichsabrikation in Hessen sind hier zu
nennen. Wenn der Verfasser in Anmerkung 99 meint, daß es
zweifelhaft bleibe, ob in Dresden im 18. Jahrhundert eine Wand-
teppichfabrik bestanden habe, so verweise ich ihn aus den aller-
dings schwer erhältlichen Aufsatz von Fürstenau in „Sachsen-
grün" 1861 Band I S. 199 ff. und S. 209 ff.: „Zur Geschichte
der Tapetenwirkerei am Hof zu Dresden", aus dem hervorgeht,
daß bereits 1565 niederländische Teppichwirker eine umfangreiche
Thätigkeit am Dresdener Hofe hatten und daß im 17. und
18. Jahrhundert dort auf diesem Gebiete ganz Bedeutendes ge-
leistet wurde. Meine Erweiterungen dieser Mitteilungen über
Dresden und die Geschichte der Anfertigung von Wandteppichen
in Berlin im Juli- und Oktoberheft des Jahrbuches der königlich
preußischen Kunstsammlungen konnten dem Verfasser vielleicht
erst nach der Vollendung seines Buches bekannt werden. Doch
hierin liegt nicht der Schwerpunkt des, Buches, der liegt in der
eingehenden Geschichte der Wandteppichfabrikation in Bayern und
besonders in München. Für diese Geschichte hat der Verfasser
ein sehr reiches Material gefunden und zu einem abgerundeten
Ganzen verarbeitet, das auch über die Grenzen Bayerns hinaus
 
Annotationen