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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vom Kunstmarkt
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28

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

Berlin. (Akademisches.) Der bisherige Präsident
der Akademie der Künste, Historienmaler Professor Carl Becker,
ist in Bestätigung der vom Senate der Akademie getroffenen
Wahl auch für das lausende Jahr vom I. Oktober ds. I. ab
zum Präsidenten der Akademie von Sr. Majestät dem Kaiser und
Könige ernannt worden. Als sein Stellvertreter wird ein der
Musikscktion der Akademie angchöriges Mitglied, der Komponist
Professor vr. Martin Bln inner, fungieren. — Den Vorsitz
in der Senatssektion für die bildenden Künste führt auch in
diesem Jahre Professor Carl Becker, als dessen Stellvertreter
fungiert der Architekt, Geheime Regierungsrat, Professor Her-
mann Ende. — Der Maler Professor I>. Adolf Menzel,
Bildhauer Professor Dr. Rud. Siemering und der Architekt
Baurat Adolf Heyden sind auf weitere drei Jahre in den Senat
der Akademie berufen worden.

k. Berlin. Für den ausgeschiedencn Historienmaler
Professor Julius Schräder ist der Maler, Professor Paul
THumana als Lehrer einer Malklasse und an Stelle des ver-
storbenen Bildhauers Professors Albert Wolfs der Bildhauer
Gerhard Janensch als Vorsteher der Modellierklasse an die
akademische Hochschule für die bildenden Künste berufen worden.
Als Hilfslehrer im Bildhaucraktsaale ist der Bildhauer Peter
Breuer eingetreten.

— Düsseldorf. Der Landschaftsmaler Eugen Kampf
in Düsseldorf hat von dem Erbprinzen von Hohenzollern den
Auftrag erhalten, ein großes Gemälde der Burg Hohenzollern
zu malen, welches als Hochzeitsgeschenk für den Kronprinzen
Ferdinand von Rumänien bestimmt ist. l"2q

tb. Rom. Über die neuesten Vorgänge aus dem Kunstleben
Italiens wird uns aus Rom geschrieben: Die von uns hereits
erwähnte Büste des toskanischen Staatsmannes Ubaldino Peruzzi,
der als Bürgermeister von Florenz gestorben, ist soeben in An-
teils, dem Geburtsorte Peruzzis, enthüllt worden. Die Büste ist
ein Werk des bekannten Bildhauers Vagnetti. — Eine Bronze-
büste Adriano Boneschis wurde in Anwesenheit zahlreicher De-
putierter und Politiker in Pizzighettone enthüllt; und auch der
Büstensammlung des römischen Pincio steht eine Vermehrung
bevor, nämlich um die Büsten von Giuseppe Mazzini, dem großen
Verschwörer, und von den beiden stzilianischen Patrioten und
Staatsmännern Michele Amari und F. Cordova. An dem eben
geschlossenen diesbezüglichen Wettbewerb nahmen u. a. teil:
Luigi Bistolfi, Oreste Zannini, Giuseppe Guastalla, G. B. Mille-
fiori, Achille Tabacchi, Michele Trepisciano, Tito Vita — Künstler,
die sich in Italien verdienter Achtung erfreuen. — Auch in Pisa
wird nun in Bälde ein Viktor-Emanuel-Denkmal — und zwar
beinahe gleichzeitig mit dem republikanisch angehauchten Garibaldi-
Denkmal Ferraris (vergleiche H. 24) — Aufstellung finden.
Die von Zocchi, dem Schöpfer des Dante-Denkmals für Trient,
geschaffene und bei Bastanielli in Bronze gegossene Statue ist
4,60 ui hoch und stellt den König in großer Generalsunisorm
dar, mit umgeworfenem Spenzer und der Hand auf dem Degen-
gefäß. Eine in jeder Hinsicht, namentlich auch betreffs der
Aehnlichkeit überaus gelungene Arbeit. Die aus Vaveno-Granit
bestehende Vase trägt die Inschrift Vütorio üm-inuele la
Oittä 6 la ttrovincia cki ?isa I892-. Auf der Vorderseite der
Base ist ferner ein altrömisches Rutenbündel mit Beil und dar-
über das Wappen Pisas angebracht; auf den Seitenwänden
große Lorberkränze aus Bronze. Das ganze Denkmal ist I I m
hoch und von einem durch Kandelaber unterbrochenen Gitter
umgeben. li-"^

tt. Karlsruhe. Großherzog Friedrich von Baden hat
zum Lehrer der Radierkunst an der hiesigen Kunstschule Wilh
Krauskops in München mit dem Titel Professor berufen. ii-681
tt. Stuttgart. Hier starb am 25. August der königliche
Baudirektor Dr. Christ. Fried, von Leins, Professor der
Architektur an der technischen Hochschule seit 1858, Vorstand der
Kunstgewerbeschulen Württembergs und Mitglied der Kommission
von Sachverständigen beim Konservatorium der vaterländischen
Kunst- und Altertumsdenkmale. Leins war in unsrer Residenz-
stadt im Jahre 1814 geboren, erbaute von 1856 bis 1860 den
großartigen neuen Königsbau und später die hiesige evangelische
St. Johannis-Pfarrkirche am Fcuersee im reichsten frühgotischen
Stile mit einem Kostenaufwande von über 1,000,000 M. l>3
tb. Rom. Wie man uns aus Rom schreibt, ist in Verona
soeben der Bildhauer Grazioso Spazzi gestorben. imsi
v. > . Gestorben. Am 28. Juli 1892 in Crozant (Frank-
reich) der Landschaftsmaler Gustav Castan von Genf, im Alter
von 69 Jahren. li-io.il

ü. kt. In dem am
30. August dieses Jahres
igestorbenen Professor
Ferdinand Barth verlor
München einen seiner be-
gabtesten Humoristen und
zugleich ein dekoratives
Talent ersten Ranges,
wenn auch beide Eigen-
schaften nicht zu der vollen
Entwickelung gekommen
sind, deren sie fähig ge-
wesen wären. In Parten-
kiichen als der Sohn eines
Zimmermeisters am
11. Nov. 1842 geboren,
kam Barth bei früh her-
vortretcnder Begabung
erst nach Nürnberg in
Krelings Schule, machte
dann den Feldzug von
1866 mit, arbeitete darauf
viel für Braun L Schneider
und erregte dort schon
durch sein Stilgefühl und
den echt altbayerisch wil-
den Humor, mit dem er einen „Totentanz" komponierte, große
Erwartungen. Sie führten seine Aufnahme in die Pilotysche
Schule herbei, welche damals alle jungen Talente anzog. Er
hat dort eine sehr liebliche Szene aus dem „Kaufmann von
Venedig" u. a. m. gemalt und zählte bald zu den besten Schülern.
Nun machte er noch den Feldzug von 1870 mit, ging dann aber
wieder zur Illustration und zu ornamentalen Arbeiten aller
Art an Diplomen, Adressen u. dergl. über, deren Erfindung seine
reiche Phantasie ihm leicht machte. Erst als Hilfslehrer an der
Akademie, dann als Professor an der Kunstgewerbeschule angestellt,
ist er dort eine der Hauptstützen der nationalen Richtung unsres
Kunstgewerbes gewesen und hat eine Menge von dekorativen
Malereien aller Art geliefert, bis zunehmendes Nervenleiden den
von Haus aus kerngesunden Mann zwang, seine Professur nieder-
zulegen und sich nach seinem geliebten Partenkirchen zurückzuziehen,
wo er denn auch zuletzt starb. In ihm verliert die Schule einen
ihrer begabtesten und nationalsten Künstler, wie er denn auch im
Leben durch seinen trockenen Humor und seine Biederkeit überall
beliebt war. luMi

Ferdinand Barth

-p 30. August 48Y2

Denkmäler

* Dresden. Am 1. September ist in Dresden das
Gottfried Semper-Denkmal feierlich enthüllt worden. Es
ist eine Stiftung des Verbands deutscher Architekten- und
Ingenieur-Vereine, der in seiner 12. Abgeordnetenversammlung
zu Hannover >882 auf Antrag der Hamburger Abgeordneten
beschlossen hatte, dahin zu streben, daß das Andenken Sempers
wegen seiner hohen Verdienste um die Baukunst der Gegenwart
durch ein Denkmal in Dresden, der Stadt, wo seine bedeutendsten
Bauwerke errichtet wurden, verewigt und geehrt werde. Die
Summe von 20,000 Mk. war bis 1890 gesammelt; die Stadt
Dresden, die bereits 20,000 Mk. zur Begründung einer Semper-
Stiftung für Reisestipendien junger Architekten bestimmt hatte,
hat 5000 Mk. zu den Herstellungskosten des Denkmals beigesteucrt.
Prof. Johannes Schilling in Dresden erhielt den Auftrag, das
Denkmal auszuführen. — Zur Enthüllungsfeier waren zahlreiche
Mitglieder des Verbands von ihrer Wanderversammlung von
Leipzig nach Dresden gekommen. Die Enthüllungsrede hielt
Baurat Professor Lipsius in Dresden, der Nachfolger Sempers
an der kgl. Kunstakademie. Oberbaudirektor Wiebe, Vorstand
des Verbands, übergab das Denkmal der Stadt Dresden, in
deren Namen Bürgermeister Bönisch es nach besten Kräften
zu schützen und zu bewahren versprach. Weiter sprach noch
Manfred Semper, der älteste Sohn Gottfried Sempers, voll tiefer
Ergriffenheit Worte des Dankes im Namen der Familie. Eine
Reihe Kränze wurden am Denkmal im Namen der Dresdner
Kunstgenossenschaft, des Verbands deutscher Kunstgewerbevereine
u. a. niedergelegt. Das Denkmal steht auf der Brühlschen Terrasse
zwischen dem Albertinum und dem neuen Akademiegebäude. Es
besteht in einem bronzenen Standbilde, das sich auf rotgranitenem
einfachem Unterbau erhebt. Letzterer ist nach Bestimmung des
Dresdner Baurats Giese von Kessel und Rähl in Verlin aus-
 
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