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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0236

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Personal- und Atcliernachrichten.

^83

Im Isarbeik oberhalb Tölx. von I. wen gl ein.

Personal- u. Meller-Nachrichten.

p 3. Berlin, sin öffentlichen Denkmälern ist Berlin
nicht gerade arm. Wollten wir nur Berliner durch ein Stand-
bild ehren, so wäre die Auswahl nicht groß. Wir fühlen uns
aber schon lange in jeder Beziehung als Neichshauptslädter und
glauben an allem Anteil zu haben, was je Großes und Schönes
unter deutschem Namen geschaffen wurde. So haben wir unsere
Plätze und Straßen mit Denkmälern der großen Deutschen, wie
Goethe, Schiller, Luther und andern geschmückt, die keine oder
nur geringe und zufällige Beziehungen zu Berlin haben. Die
musikalischen Größen fehlen uns noch, auch ihnen soll jetzt ihr
Recht, das heißt, ihr Berliner Standbild werden. Es ist geplant,
am Rande des Tiergartens Beethoven, Mozart und Haydn ein
gemeinsames Denkmal zu errichten, vier Bildhauer wurden zur
Teilnahme an einer beschränkten Konkurrenz aufgesordert und
die eingegangencn Entwürfe waren kurze Zeit im Uhrsaal der
Akademie ausgestellt. Den dreien ein gemeinschaftliches Denkmal
— das ist von vornherein eine unglückliche, weil unkünstlerische
Idee. Denn bei der Vereinigung zu einer Gruppe, falls sie nur
einigermaßen geschmackvoll aufgebaut sein soll, kann nicht jedem
das gleiche Recht gegeben werden. Abgesehen von einem Neben-
einanderstehen in Reih und Glied, wird bei jeder Gruppierung
mehrerer Personen auf hohem Postament eine als Hauptfigur
hervortreten müssen, der die übrigen untergeordnet sind. Wo
aber, wie im vorliegenden Fall, allen die gleiche Ehre werden
soll, da bleibt kaum ein anderer Ausweg, als die einzelnen Denk-
mäler nahe aneinander zu rücken und sie in eine lose räumliche
Verbindung zu bringen. Man soll hier nicht an das Goethe-
und Schiller-Denkmal in Weimar erinnern. Einmal handelte es
sich hier nur um zwei Figuren und dann kann dieses Doppel-
Standbild auch durchaus nicht als eine besonders glückliche
Schöpfung angesehen werden. Freilich bezweifle ich, daß eine
bessere Lösung möglich war. Denn die beiden gehören zusammen
und mußten als Gleichberechtigte nebeneinander stehen, da sie
in unserer Erinnerung als das Klassiker-Paar weiterleben. Die
drei Musikheroen aber gelten uns nicht ohne weiteres als ein
Trio. Den Fehler der Aufgabe haben die Bildhauer natürlich
nicht mehr verbessern können, trotzdem sie sich sichtlich damit ab-
gequält haben. Die Vereinigung der drei Komponisten zu einer
Gruppe hat nur einer versucht — Hundriese r. Sein Entwurf
besteht aus einer mächtigen, im Bogen geführten Mauer mit einem
Plastischen Fries. Oben auf der Mauer bilden plumpe gekuppelte

Pfeiler eine Art Halle oder Umgang. Auf dem umlaufenden
Gebälk, das die Pfeiler verbindet, stehen Basen, im Ganzen Vier-
Stück. Und um diese vier Basen, bloße Dekorationsstücke, zu
tragen, ist dieses ganze schwere Bauwerk aufgeführt. Es ist nicht
ersichtlich, warum man im Zeitalter des wiederbelebten zierlichen
Rokoko ganz zwecklos bei lediglich dekorativen Aufgaben in so
vierschrötigen Formen arbeitet. Die große Mauer ist in der
Mitte durch eine Art Triumphbogen mit vorgekröpften Säulen
unterbrochen, unter dem die Gruppe steht, Beethoven sitzend,
hinter ihm stehend Mozart und Haydn. Vorn am Sockel, teil-
weise auf den Stufen sitzend, sind allegorische Figuren angebracht,
die in ihrer Unsymmetrie von schönster Wirkung sind. Den drei
übrigen Entwürfen gemeinsam ist die Nebeneinanderstellung von
drei Büsten auf Hermen, das ist auch wohl die beste Lösung,
die die gestellte Ausgabe finden könnte. Schätzers Entwurf
besteht ans einer im flachen Bogen gezogenen Säulenreihe
jonischer Ordnung mit einer Brüstung zwischen den Säulen,
beiderseits in einen Brunnen endigend. Bon dieser abschließenden
Säulenreihe stehen die drei Hermen neben einander, jede Büste
bis zur Brust mit einem Mantel drapiert. Vorn führt eine
Treppe zu den Hermen, auf den Treppenwangen liegen Sphinxe.
Bei der italienischen Frührenaissance hat Siemering eine An-
leihe gemacht. Er sührt eine Nische auf, die innen im oberen
Teil mit einem bunten Bild, dessen Ausführung wohl in Mosaik
gedacht ist, geschmückt ist. Tie drei Hermen, von unschöner,
plumper Form, sind dicht an die Wand gerückt und durch zwei
Reliefs verbunden. Born in der Mitte zwei Engel, zu beiden
Seiten allegorische Figuren, rechts ein römischer Krieger, links
eine Frau mit einem Kranz. Solche allgemein giltige Figuren
hat ja jeder Bildhauer von den vielen Konkurrenzen her zu
bequemer Verwendung im Atelier stehen. Adolf Hildebrand
hat keinen Entwurf, nur eine Zeichnung eingesandt. Man möchte
vermuten, daß Hildebrand eine Ahnung davon hat, wie Berliner
Konkurrenzen zu verlaufen Pflegen und daß ihm deßwegen eine
größere Anstrengung nicht lohnte. Zweifelsohne ist sein Entwurf
der beste. Er führt einen Tempel von ovaler Form mit zwei
aus dem Oval heraustretenden Flügeln in der Längsaxe auf.
Der Tempel ist mit einem etwas zu flachen Dach, das in der
Mitte offen ist, gedeckt. Das Dach ruht vorn auf Säulen, die
Hinterwand ist dis zum Dach geschlossen. Vor ihr stehen die
drei Hermen. Die Silhouette des Tempelchens ist etwas schwer
und die Archäologen werden über die Gartenhaus-Antike spötteln.
Aber der Entwurf ist originell und so glücklich der Umgebung
 
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