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Der Amatuer-Photograph
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0479
Aufnahme von VoWrnpen ;c.
selbst in dm abgelegensten Gegenden
—^ ist die Camera so bekannt, daß es sehr
schwer hält, unbeobachtet Gruppen von
Kindern, Bolktppen, ländliche Arbeiter zu
photographieren. Ist einmal der „Kasten"
gesehen, so wird schnell die Losung aus-,
gegeben zum Stillstehen und keine Möglich-
keit bleibt, den Leuten deutlich zu machen,
daß nicht ihr Stillstehen und blödes Glotzen,
sondern ihre natürliche Thätigkeit festge-
halten werden soll. Der Photograph must
es daher ähnlich machen wie der Jäger, er
muß sich anpirschen. Der Handapparat darf
Hallstadl.
in den meisten Fällen nicht vor die Brust
gehallten werden, weil das sofort Argwohn
erregt, sondern must am Riemen hängen
bleiben. Es ist nicht schwer, sich so zu
üben, daß mau in dieser Stellung vorzüg-
lich scharfe Aufnahmen jedes gewünschten
Objektes erhält. Man muß sich nur be-
mühen, den Riemen nach unten straff zu
ziehen, was durch Auflegen der Hand auf
den Apparat geschieht, das Objekt kurz ins
Auge fassen, dann schnell auf den Apparat
hcrabblickcn, eine Kante nach dem Gegen-
stand hinrichten und dann losdrücken. Wenn
man hierbei stillsteht, wird das Resultat
gewiß gut sein. Kommt man hastig auf
das Modell losgelaufen, steht plötzlich still
und beginnt erst dann zu richten, so ist
es meist kein gutes Bild, welches man erzielt;
man schlendere vielmehr, scheinbar nur in
die Betrachtung der Ferne vertieft aber
bereits den richtigen Standpunkt wählend,
seitlich auf das Modell zu, richte beieits
im Gehen den Apparat, hemme dann, wenn
man in der richtigenEntfernung ist. momentan
den Schritt und drücke los. Sieht man,
daß man nicht gut „abkommen" kann, so
gehe man ruhig vorbei und versuche sein
Glück nach einiger Zeit noch einmal.
Oft kann man ausgezeichnete Erfolge
auch auf dem „Anstand" erzielen. Man
wählt den Standort so, daß das Modell in
passender Entfernung vorbeikommen muß
ohne daß es des Jägers vorzeitig ansichtig
wird.
Internationale Aufstellung
von Amateur - MolograMen in der
UunMalle zu Hamburg.
von vr. A. Mi et he (Ratbenow).
ir machen unsere Leser hiedurch auf die
obengenannte, vom 1.—3l. Oktober
dieses Jahres stattsindende Ausstellung auf-
merksam. Dieselbe scheint sich einer all-
gemeinen regen Teilnahme zu erfreuen und
dürste demgemäß zu einer der größten Ama-
teur-Ausstellungen hcranwachsen, welche je
in Deutschland stattfanden. Einsendungen,
welche zunächst dem Zulassunqsurteil der
Jurh unterliegen, sind an das Ausstellungs-
komitee, Hamburg, Schwanewik 33, zu richten.
Nur Amateurarbeiten sind zugelassen, jedes
Bild muß für sich aufgezogen sein, Name
und Wohnort des Einsenders müssen auf
dem Karton angegeben sein. Rücksendung
erfolgt nur auf Wunsch und Kosten des
Ausstellers. Irgend welche Kosten erwachsen
den Ausstellern nicht, Platzmiete wird nicht
erhoben. Die Prämiierung erfolgt durch
ein Preisgericht, welches künstlerisch aus-
gestattete Diplome und Ehrengaben austeilt.
Alle Sendungen, Anfragen rc. sind an
die obengenannte Adresse zu richten.
Gricnlicrung nach der Uhr.
von Vr. A. Miethe (Rathenow).
ft kommt man in die Lage, Objekte nur
bei ganz bestimmtem Sonnenstände auf-
nehmen zu können. Um die Passende Zeit
zu ermitteln, verfährt man folgendermaßen:
Man hält die Taschenuhr horizontal, dreht
dieselbe so, daß der kleine Zeiger genau auf
die Sonne zeigt und denkt sich dann den
Bogen zwischen dem kleinen Zeiger und der
XII halbiert, hierdurch erhält man die
Mittagslinie mit genügender Genauigkeit.
Will man jetzt den Stand der Sonne zu
irgend einer andern Tageszeit ermitteln, so
verfährt man folgendermaßen: Man richtet
die XII nach der Mittagslinie, sodaß die VI
nach Norden zeigt, teilt den Bogen zwilchen
dem Stand des kleinen Zngers zu der be-
treffenden Zeit mit der XII in 2 gleiche
Teile und erhält durch die Halbierungslinie
den Sonnenstand zur gesuchten Stunde. Die
Genauigkeit ist eine für diese Zwecke meist
ausreichende.
Tittcrstur.
Ter photographische Struwelpeter, oder Friedrichs,
des Amateurphotographen schlechte Streiche und
trauriges Ende von O. Linck. (Weimar 1893,
Schwier, V/sM.) Eine Satire auf die Amateurphoto-
grapliie und deren Auswüchse, welche vielfach ganz
kurzweilig zu lesen ist und in hübschen humorvollen
Versen sich bewegt. Daß die Farben etwas reichlich
ausgetragen sind, kann unter diesen Umständen kaum
mißbilligt werden. — Glücklicherweise sind die meisten
Amateure weit bester, nicht nur als ihr Ruf bei
den Fachleuten, sondern auch als der hier geschilderte
Friedrich. — Capri, die Perle des Mittelmeeres,
Bilder aus Natur und Menschenleben von W. L.rede,
mitoOLichtdruckbildcrn. (Hamburg 1893, Griese, 15 M >.
Das vornehm ansgestattete Werk bietet textlich recht
viel. Tie Schilderungen des Verfassers verraten
vielfach feine Naturbeobachtung verbunden mit einem
Humor, welcher unwillkürlich und ungemacht ist.
Nicht das gleiche Lob kann den Illustrationen ge-
spendet werden, von denen ein großer Teil weit
unter dem Niveau besten steht, was ein mit mäßigsten
Mitteln ausgerüsteter Amateur ans seiner ersten
Reise sündigt Tie meisten Aufnahmen sind alles
andere, nur nicht malerisch; viele vollkommen un-
deutlich, schattenhaft du'kch unzweckmäßige Entwicklung
des Negativs; charakteristisch find unter ihnen nur
verschwindend wenige, die Mehrzahl könnte ebenso
gut in einem pommerischen Seebad oder einem
Städtchen der italienischen Schweiz ausgenommen
sein. Warum wurde ein so kostbares Werk nicht
lieber mit Bildern illustriert, wie sie leicht überall
in viel besserer Qualität erhalten werden können?
7/7
77-5 C/^77 ^76/.
7/9 D l <7-?
7-0 M DD l '.VL)/.^7^— 779^
Rtdaklionslchluß 19. ^uguk. — Lurgabe 2. September.
Inhalt des vierundzwanzigsten Heftes:
Tert: B- Becker. Tic Ausstellung der Secession
in München (II). — M. G. Zi mm ermann.
Kritische Gänge (I.) — Personal-und Ateliernach-
richten rc. Der ^matcur-2'5iotograpki: vr. Ad
Miethe Ausnahme von Volkstnpen rc. — Der-
selbe. Internationale Ausstellung von Amateur-
Photographien in der Kunsthalle zu Hamburg. —
Derselbe. Orientierung nach der Uhr. —
Litteratur rc. Aitderöeitagen: P. A. I. T agnau -
Bouveret. Im Walde. — Robert Haug.
Am Rhein. — Friedrich Stahl. Im Sommer.
— Carlos Grethe. Finale.
Verantwortlicher Redakteur: Fritz Lchwartz. — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München.
selbst in dm abgelegensten Gegenden
—^ ist die Camera so bekannt, daß es sehr
schwer hält, unbeobachtet Gruppen von
Kindern, Bolktppen, ländliche Arbeiter zu
photographieren. Ist einmal der „Kasten"
gesehen, so wird schnell die Losung aus-,
gegeben zum Stillstehen und keine Möglich-
keit bleibt, den Leuten deutlich zu machen,
daß nicht ihr Stillstehen und blödes Glotzen,
sondern ihre natürliche Thätigkeit festge-
halten werden soll. Der Photograph must
es daher ähnlich machen wie der Jäger, er
muß sich anpirschen. Der Handapparat darf
Hallstadl.
in den meisten Fällen nicht vor die Brust
gehallten werden, weil das sofort Argwohn
erregt, sondern must am Riemen hängen
bleiben. Es ist nicht schwer, sich so zu
üben, daß mau in dieser Stellung vorzüg-
lich scharfe Aufnahmen jedes gewünschten
Objektes erhält. Man muß sich nur be-
mühen, den Riemen nach unten straff zu
ziehen, was durch Auflegen der Hand auf
den Apparat geschieht, das Objekt kurz ins
Auge fassen, dann schnell auf den Apparat
hcrabblickcn, eine Kante nach dem Gegen-
stand hinrichten und dann losdrücken. Wenn
man hierbei stillsteht, wird das Resultat
gewiß gut sein. Kommt man hastig auf
das Modell losgelaufen, steht plötzlich still
und beginnt erst dann zu richten, so ist
es meist kein gutes Bild, welches man erzielt;
man schlendere vielmehr, scheinbar nur in
die Betrachtung der Ferne vertieft aber
bereits den richtigen Standpunkt wählend,
seitlich auf das Modell zu, richte beieits
im Gehen den Apparat, hemme dann, wenn
man in der richtigenEntfernung ist. momentan
den Schritt und drücke los. Sieht man,
daß man nicht gut „abkommen" kann, so
gehe man ruhig vorbei und versuche sein
Glück nach einiger Zeit noch einmal.
Oft kann man ausgezeichnete Erfolge
auch auf dem „Anstand" erzielen. Man
wählt den Standort so, daß das Modell in
passender Entfernung vorbeikommen muß
ohne daß es des Jägers vorzeitig ansichtig
wird.
Internationale Aufstellung
von Amateur - MolograMen in der
UunMalle zu Hamburg.
von vr. A. Mi et he (Ratbenow).
ir machen unsere Leser hiedurch auf die
obengenannte, vom 1.—3l. Oktober
dieses Jahres stattsindende Ausstellung auf-
merksam. Dieselbe scheint sich einer all-
gemeinen regen Teilnahme zu erfreuen und
dürste demgemäß zu einer der größten Ama-
teur-Ausstellungen hcranwachsen, welche je
in Deutschland stattfanden. Einsendungen,
welche zunächst dem Zulassunqsurteil der
Jurh unterliegen, sind an das Ausstellungs-
komitee, Hamburg, Schwanewik 33, zu richten.
Nur Amateurarbeiten sind zugelassen, jedes
Bild muß für sich aufgezogen sein, Name
und Wohnort des Einsenders müssen auf
dem Karton angegeben sein. Rücksendung
erfolgt nur auf Wunsch und Kosten des
Ausstellers. Irgend welche Kosten erwachsen
den Ausstellern nicht, Platzmiete wird nicht
erhoben. Die Prämiierung erfolgt durch
ein Preisgericht, welches künstlerisch aus-
gestattete Diplome und Ehrengaben austeilt.
Alle Sendungen, Anfragen rc. sind an
die obengenannte Adresse zu richten.
Gricnlicrung nach der Uhr.
von Vr. A. Miethe (Rathenow).
ft kommt man in die Lage, Objekte nur
bei ganz bestimmtem Sonnenstände auf-
nehmen zu können. Um die Passende Zeit
zu ermitteln, verfährt man folgendermaßen:
Man hält die Taschenuhr horizontal, dreht
dieselbe so, daß der kleine Zeiger genau auf
die Sonne zeigt und denkt sich dann den
Bogen zwischen dem kleinen Zeiger und der
XII halbiert, hierdurch erhält man die
Mittagslinie mit genügender Genauigkeit.
Will man jetzt den Stand der Sonne zu
irgend einer andern Tageszeit ermitteln, so
verfährt man folgendermaßen: Man richtet
die XII nach der Mittagslinie, sodaß die VI
nach Norden zeigt, teilt den Bogen zwilchen
dem Stand des kleinen Zngers zu der be-
treffenden Zeit mit der XII in 2 gleiche
Teile und erhält durch die Halbierungslinie
den Sonnenstand zur gesuchten Stunde. Die
Genauigkeit ist eine für diese Zwecke meist
ausreichende.
Tittcrstur.
Ter photographische Struwelpeter, oder Friedrichs,
des Amateurphotographen schlechte Streiche und
trauriges Ende von O. Linck. (Weimar 1893,
Schwier, V/sM.) Eine Satire auf die Amateurphoto-
grapliie und deren Auswüchse, welche vielfach ganz
kurzweilig zu lesen ist und in hübschen humorvollen
Versen sich bewegt. Daß die Farben etwas reichlich
ausgetragen sind, kann unter diesen Umständen kaum
mißbilligt werden. — Glücklicherweise sind die meisten
Amateure weit bester, nicht nur als ihr Ruf bei
den Fachleuten, sondern auch als der hier geschilderte
Friedrich. — Capri, die Perle des Mittelmeeres,
Bilder aus Natur und Menschenleben von W. L.rede,
mitoOLichtdruckbildcrn. (Hamburg 1893, Griese, 15 M >.
Das vornehm ansgestattete Werk bietet textlich recht
viel. Tie Schilderungen des Verfassers verraten
vielfach feine Naturbeobachtung verbunden mit einem
Humor, welcher unwillkürlich und ungemacht ist.
Nicht das gleiche Lob kann den Illustrationen ge-
spendet werden, von denen ein großer Teil weit
unter dem Niveau besten steht, was ein mit mäßigsten
Mitteln ausgerüsteter Amateur ans seiner ersten
Reise sündigt Tie meisten Aufnahmen sind alles
andere, nur nicht malerisch; viele vollkommen un-
deutlich, schattenhaft du'kch unzweckmäßige Entwicklung
des Negativs; charakteristisch find unter ihnen nur
verschwindend wenige, die Mehrzahl könnte ebenso
gut in einem pommerischen Seebad oder einem
Städtchen der italienischen Schweiz ausgenommen
sein. Warum wurde ein so kostbares Werk nicht
lieber mit Bildern illustriert, wie sie leicht überall
in viel besserer Qualität erhalten werden können?
7/7
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Rtdaklionslchluß 19. ^uguk. — Lurgabe 2. September.
Inhalt des vierundzwanzigsten Heftes:
Tert: B- Becker. Tic Ausstellung der Secession
in München (II). — M. G. Zi mm ermann.
Kritische Gänge (I.) — Personal-und Ateliernach-
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Miethe Ausnahme von Volkstnpen rc. — Der-
selbe. Internationale Ausstellung von Amateur-
Photographien in der Kunsthalle zu Hamburg. —
Derselbe. Orientierung nach der Uhr. —
Litteratur rc. Aitderöeitagen: P. A. I. T agnau -
Bouveret. Im Walde. — Robert Haug.
Am Rhein. — Friedrich Stahl. Im Sommer.
— Carlos Grethe. Finale.
Verantwortlicher Redakteur: Fritz Lchwartz. — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München.