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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Woermann, Karl: Raphaels Sixtinische Madonna, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0150

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IX. Jahrgang. Heft 8. 15. Januar 1894.

—tzeransgegrüen van Friedrich Wechr

„Tie Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag gehestet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichzpostverzeichnis Nr. S7S0, daher. Verzeichnis Nr. 428. k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 4747) S M. 60 Ps. sür das Vierteljahr
_ _ __ _ (6 Hefte); das einzelne Hest 75 Pf. _

Iiaptjaelo Sixtinische Madonna.

von Karl tvocrmann (Dresden).

(Fortsetzung.)

7?VHc älteste Nachricht über die Madonna di San
Sistv hat Giorgio Vasari, der bekannte Verfasser
der in erster Auflage 1550, in zweiter Auslage 1568
in Florenz erschienenen Künstlerbiographien uns in
seinem Leben Raphaels übermittelt. Er sagt hier (Ed.
Milanesi IV p. 365): „Für die schwarzen Mönche von
Sankt Sixtus in Piacenza malte er (Raphael) die
Tafel (tavola) des Hochaltars, auf der er Unsre liebe
Frau mit dem heiligen Sixtus und der heiligen Barbara
darstellte: ein wahrhaft köstliches, ja einziges Werk
(cosa veraments rurissima. s sinAolars)."

Tie schwarzen Mönche sind die Benediktiner. Ihre
dem heiligen Sixtus geweihte Kirche zu Piacenza wurde
874 gestiftet, 1260 umgebaut; noch im sechzehnten
Jahrhundert wurden, vielleicht gerade Raphaels Bild
zu Ehren, ihr Chor und Altar erneuert. Wenn , wir
nun durch Vasari erfahren, daß der auf dem Bilde
dargestellte Papst der hl. Sixtus ist und bestätigt er-
halten, daß die weibliche Heilige die hl. Barbara sei,
so wird uns nun auch sofort klar, weshalb Raphael
gerade diese beiden Heiligen auf seinem Bilde ange-
bracht hat. Daß die Mönche sich die Madonna mit
dem eigentlichen Schutzheiligen ihrer Kirche bestellten,
ist dem herrschenden Brauche gegenüber von vorneherein
selbstverständlich. Welcher Papst Sixms aber der Heilige
ist, ist eigentlich keine knnstgeschichtliche, sondern eine
kirchengeschichtliche Frage. Natürlich kann es nicht, wie
hier und da angegeben wird, Sixtus IV (1471—1484),
Bildnis der Prinzessin Elisabeth von Bayern. der Erbauer der sixtinischen Kapelle des Vatikans, ge-

van 8. Schönchen. wesen sein; vielmehr kann die 874 gestiftete Kirche nur

vermäbit am z. o-zemb-r issr Mi. D.to F»!h. non Se-f-i°d NU, Sniienheim. emein der drei älteren Päpste dieses Namens geweiht

worden sein. Alle drei sollen heilig gesprochen worden sein; die besten Quellen aber versichern, der heiligste
und eigentlichste hl. Sixtus sei Papst Sixtus II. gewesen, der 258 unter Kaiser Valerian den Märtyrertod erlitt.
Man hat sich daher längst geeinigt, diesen Papst auf unserem Bilde zu erkennen. Daß aber auch die heilige
Barbara zu den Schutzheiligen der Kirche San Sisto in Piacenza gehört, geht schon daraus hervor, daß ihr
Standbild, unweit desjenigen des hl. Sixtus selbst, an der Fassade der Kirche aufgestellt ist und daß ihr

NunS für Alle IX.
 
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