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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0228

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.Vene Lamers§.

von vr. A. Miethe (Rathenow). '

r^rotz der großen Menge der im Handel
^ befindlichen Detektivapparate ist die
Zahl der wirklich brauchbaren eine ziem-
lich geringe. Besonders auf die Zwecke des
Künstlers, der Studien aufzunehmcn beab-
sichtigt und möglichst einfache Handhabung
bei guten Resultaten und nicht zu hohen
Preis verlangt, sind viele Apparate nickt
zugeschnitten. Wer sich mit der Photographie
nur die Zeit vertreiben will und zufrieden ist,
einigermaßen gute Ansichten zu sammeln,
für den ist die Auswahl auch der billigsten
Apparate nicht gering. Will aber der Künstler
Bilder zu Studienzwecken machen, so sind
an den Apparat besondere Anforderungen
zu stellen, welche nicht alle erfüllen. Die
Erfordernisse an eine solche Handcamera sind
im wesentlichen folgende: nicht zu kleines
Format (mindestens 9X12 cm), ein dispo-
nibler Plattenvorrat von mindestens zebn
Platten, momentane Schüßbereitschaft, ein
Objektiv von genügender Lichtstärke um auch
bei weniger gutemLicht und unter ungünstigen
Umständen ausexponierte Bilder zu erhalten.
Außerdem ist für den Künstler wichtig, daß
das Objektiv eine nicht zu kurze Brennweite
hat, damit die Bilder nicht zu weitwinklig
und daher perspektivisch unrichtig erscheinen.

Es sei gestattet, auf die einzelnen Punkte
etwas näher einzugehen. Die untere Grenze
desFormates ist 8 Vz X10 oder besser 9><12cm.
Der Trost, den man bei kleinen Bildern oft
aussprechen hört, ist die Möglichkeit späterer
Vergrößerung der Bilder. Dies ist aber doch
mehr als problematisch. Erstens ist es nicht
ganz leicht, eine tadellose Vergrößerung her-
zustellen und zweitens hat dieselbe in den
meisten Fällen wenig Wert. Selbst tadel-
los scharfe Negative kleinen Formates ge-
statten nur eine verhältnismäßig geringe
Vergrößerung höchstens um das Doppelte
bis 2'/, fache. Stärkere Vergrößerung giebt
ein unscharfes, körniges und leeres Bild
ohne Wert für den Künstler. Die Details,
welche im Originalnegativ sind, gehen, statt
sich bei der Vergrößerung zu vermehren, so
auseinander, daß sie vollkommen undeutbar
werden. Weiler haben zu kleine Formate den
Nachteil, daß jeder zufällige kleine Platten-
fehler doppelt augenfällig wird und das Bild
vollkommen entstellt.

Abb. I.

Della-Lamrra. von R. «rügen er.

Ein disponibles Plattenformat und stete
Schußbereitschaft sind ein weiteres unbe-
dingtes Erfordernis. Obwohl ein „Platten-
verknallen", wie es viele Amateure betreiben,
in seinen Erfolgen meist im umgekehrten Ver-
hältnis zu den aufgewandten Platten steht,
so muß doch gerade für den Künstler die
Möglichkeit vorhanden sein, irgend eine be-
wegte Szene oder ein sonstiges Objekt in
einer Reihe von Aufnahmen schnell hinter-
einander zu fixieren, weil oft Aufgaben zu
lösen sind, bei denen er erst aus der Kombi-
nation mehrerer Momente passendes Material
für seine Arbeit gewinnt. Alle Apparate mit
Kassetten sind hiernach ausgeschlossen. Ebenso
verdienen Cameras keine Anwendung, deren
Wechselmechanismus ein sehr komplizierter,
leicht in Unordnung geratender oder Auf-
merksamkeit erfordernder ist. Das Wechseln
muß automatisch gehen und ein Irrtum
ausgeschlossen sein. Apparate, welche durch
Kippen, vielfache Hebel oder eine Reihe von
Griffen wechseln, deren Folge strenge inne-
gehalten werden muß, um sicheres Wechseln
zu bewirken, sind ebenfalls wenig geeignet,
weil in der Hitze des Gefechts zu leicht ein
Irrtum unterläuft, der den ganzen Mechanis-
mus lahmlegt.

Was das Objektiv anlangt, so ist von
demselben zu verlangen, daß die Bilder
möglichst bis zum Rande scharf sind und
daß eine Vorrichtung vorhanden, verschiedene
Entfernungen einzustellen. Für Cameras
bis 9x12 reichen sogenannte „Periskope"
aus, für große Formate sind die besten
Objektive gerade gut genug. Ein Görzsches
oder Zeißsches Anastigmat mit ausreichender
Brennweite ist das beste; aber auch gute
Aplanate sind wohl geeignet. Die größte
Öffnung sei mindestens ^//, 2—3 verschiedene
Blenden müssen vorgesehen sein.

Um dem Leser den Typus eines der voll-
kommensten Apparate vorzuführen, sei hier
im Bilde Or. R. Krügeners neue „Delta-
Camera" wiedergegeben, welche vielleicht mit
am besten den oben gestellten Bedingungen
genügt. Bei mäßigem Preise gestattet die-
selbe die Aufnahme vollendeter Bilder je nach
Format von 9X12—13x18 oder Stereo-
skop 9X18. Die Außenansicht dieser Camera
zeigt Abb. 1. Man erkennt die beiden Sucher
und die durch die Platte des Momentver-
schlusses gedeckte Objektivöffnung. Der höchst
einfache Wechjelmechanismus, der durch ein-
maliges Hinstoßen einer Stange bethätigt
wird, ist in Abb. 2 versinnbildlicht. Die
Wechselung ist absolut sicher und zuverlässig
und mit einem Griff erledigt.

Sicher ließen sich noch manche andere
Cameras hier anführen, welche ebenso wie
die Vorstehende ihren Zweck erfüllen. Die
Beschreibung dieser einen mag aber genügen,
um die einzelnen Forderungen zu illustrieren.

Briefkasten.

! Direkte Korrespondenz grundsätzlich ausgeschlossen. — Ant-
worten nur bier. Briesmarkenbeisügung daher zwecklos. —
Abonnements-Quittung und Angabe der Adresse nötig.

Gustav H., Stuttgart. Überkopierte Bilder badet
man, nachdem sie fixiert und oberflächlich gewaschen
^ find, in einer Lösung von 1 ccm kaltgesättigter
! Lösung von rotem Blutlaugensalz und 100 ccm

Abb. 2.

Delta-Camera, von R. Rrügener

(Wechsel-Mechanismus).

^ Fixiernatronlösung (1:10). Sobald ausreichende
Wirkung eingetreten ist, genügt Abspülen mit Waper,
um eine weitere Abschwächung zu verhindern.

Mar t., Königsberg i. s?. Aufschriften auf Nega-
tive können Sie in der Weise anbringen, daß Sie
den Text mit einer violetten Kopiertinte auf Papier
schreiben und die Schrift, nachdem sie trocken ge-
worden ist, auf das noch feuchte Negativ übertragen.

Otto R., Gotha. Daß die von Ihnen hergestellten
Kopien doppelte Konturen zeigen, kann darin liegen,
daß sich das Blatt beim Nachsehen im Kopierrahmen
> infolge geringen Druckes der geschlossen gebliebenen
^ Teckelhälfte verschoben hat, oder aber, daß das von
! Ihnen verwandte Papier zu feucht war und Sie das
Kopieren in einem sehr warmen Raume vorgenommen

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
Or. Adolf Miethe, Rathenow, Berlinerstraße.

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LkLaktümstchlllß 10. Ttbruar. — Lrsiidt 24. Tedruar 1894.

Inhalt des Zehnten Nestes: Tert- Gustav

Diercks. Die moderne Kunst Spaniens. —
Heinrich Becker. Frankfurter Brief. — vr.
Re Hing. Tie Ausstellung der „24". — Fr.
Pech t. Ter Münchener Kunstverein. — Personal-
und Atelier-Nachrichten rc. rc. — Z)er Amateur-
Photograph: Or. A. Miethe. Neue Cameras. —
Briefkasten. Ailderbeitagen: Jose Benlliure.
Der Maricn-Monat in Valencia. — Francisco
Pradilla. Die Übergabe von Granada. —
Mamerto Segui. Ein Picknick im Freien.

verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz. — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München.
 
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