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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Springer, Jaro: Christian Ludwig Bokelmann
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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und verfielfältigende Kunst - Vermischte Nachrichten - Denkmäler
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250

Lhr. Ludw, Bokelmann ff. Von Jaro Springer. Personal- und Ateliernachrichten.

Geschäftsmannes erkennen. In Düsseldorf wurde Bokel-
mann Schüler von Wilhelm Sohn. Sohn war damals
in Düsseldorf zweifellos die beste Lehrkraft und für
die Erziehung der jüngeren Düsseldorfer Generation ist
dies dadurch von Bedeutung, daß er ihr die Auffassung
der belgischen Historienmaler vermittelte und sselbst eine

Wondlichl aus den Wellen, von will Robinson.

für die damalige Zeit wenigstens hervorragende koloristische
Kraft darstellt. Bokelmann giebt sich in seinen Bildern
leicht als Schüler Sohns zu erkennen. Die überlegte,
schöne Färbung, die sorgfältige, geglättete Malweise ist
offenbar der Schule Sohns entnommen, sie war damals
freilich allgemeines Düsseldorfer Schulgut. Sicherlich
nicht seinem technischen Vermögen verdankt Bokelmann
seinen Ruf. Man schätzte an ihm mehr das Stoffliche
seiner Bilder, die geschicktest gewählten Darstellungen aus
dem Alltagsleben der Gegenwart, namentlich aus dem
Gebiete sozialer Gegensätze, und man rühmte dann wohl
die Kraft seiner scharfen Charakteristik. Übrigens ist auch
diese Behandlung sozialer Gegenstände Altdüsseldorfcr
Erbe. Heutzutage finden wir ja gegen solche Bilder
mancherlei einzuwenden. Aber wir Kunstweisen haben
leicht reden gegen die gemalten Novellen, die große Mehr-
zahl der Ausstellungsbesucher und selbst die Kunstfreunde
sind doch nicht unserer Meinung. Für diese haftet das
Interesse beim Bild am dargestellten Gegenstand, auch
wenn wir diesen Standpunkt noch so hämisch als einen
subalternen bezeichnen. In diesem Sinn ist Bokelmann
dem Kunstbedürfnisse eines großen Teiles seiner Volks-
genossen gerecht geworden. Soweit mir Bokelmanns
Bilder in der Erinnerung geblieben sind, ist die Testa-
mentseröffnung in der Berliner Nationalgalerie, für die
er 1879 die große goldene Medaille in Berlin erhalten
hatte, das beste und jedenfalls das, was seinen Namen
in weitesten Kreisen bekannt gemacht hat. Alle Personen
sind in sorgfältige Beziehungen zu einander gebracht, wie
die Figuren eines Romans. Es ist thatsächlich heute noch
ein gefälliges Bild. Man liest es, so muß man wohl
sagen, wie einen spannenden Roman von der Marlitt.
Und wie die Marlitt als namhafte Vertreterin einer
Gruppe in die Litteraturgeschichte einzieht, so rückt
Bokelmann in die Kunstgeschichte ein. Aber er gehört zu
einer höheren Gattung als die Marlitt, nicht nur des-
halb, weil wir in diesem ausgehenden Jahrhundert bessere
Bilder malen als Bücher schreiben. In der künftigen

Kunstgeschichte wird Bokelmann als der besonders charak-
teristische Vertreter der Düsseldorfer Novellenmaler gelten.
Das ist für ihn Ruhm genug. Seine Rolle war eigent-
lich schon ausgespielt, als er nach Berlin kam. Hier
war er immer manchem seiner Düsseldorfer Genossen vor-
gezogen worden. Vielleicht deshalb, weil er sich einen
kleinen Rest vom trockenen norddeutschen Realismus bewahrt
hatte, der in Berlin von jeher heimisch war. So konnte
es nicht wundern, daß man Bokelmann hierher berief,
als in Folge der bekannten unliebsamen Vorgänge
an der -Berliner Akademie Hugo Vogel sein Lehramt
niederlegte. Etwa ein Jahr lang hat Bokelmann seiner
Malklasse vorgestanden. Für ihn und für die junge
Berliner Kunst haben Bokelmanns Freunde durch seine
Berufung mannigfache Förderung erwartet. Ob mit
Recht, ist jetzt eine müßige Frage. Als er einen Lorbeer-
kranz aufhängen wollte, ist er verunglückt, als ob ihm
Berlin diese Preisung nicht geben wollte. Wenn nicht
Berlin, Düsseldorf schuldet ihm den ehrenden Lorbeer.

— München. Nach letztwilliger Verfügung des Grafen
Schack ist seine Gemälde-Sammlung als unveräußerliches Eigentum
Kaiser Wilhelm A. vermacht, die Kartons von Genelli fallen dem
Großherzog von Mecklenburg-Schwerin zu, verschiedene Zeich-
nungen, namentlich die Umrißzeichnungen nach Schwinds erstem
Entwurf der Melusine, sowie die Karikatur-Zeichnungen von
Genelli und die Zeichnungen von Feuerbach erhält das Kupferstich-
kabinett in München. Der Kaiser hat, nachdem ihm die Thatsache
bekannt geworden, durch nachstehendes Telegramm an den hiesigen
Magistrat seinen Willen dahin zu erkennen gegeben, daß die
Galerie in München verbleibt:

Weimar, 25. April 1894-

' ^ ^ ^ ^ 5^ de n e leg ran l me Ip i raf^ ^ ob a ^ ie i

In einer Kumulativsitzung haben beide Gemeindekollegieu
darauf beschlossen, eine gemischte Deputation nach Berlin zu ent-
senden, dem Kaiser den innigsten, wärmsten Dank abzustatten
und sodann in der Galerie selbst mit Genehmigung des Kaisers
eine Gedenktafel aus Marmor anzubringen, welche die obigen
Worte an die Münchener Bürgerschaft für alle Zukunft über-
liefern soll. ibI62I

Berlin. Von der Akademie. Die Akademie der Künste
hat ihr jüngstes Mitglied, Professor Ludwig Bokelmann, so-
wie ein Ehrenmitglied, den feinsinnigen Dichter und Kunstliebhaber
Grafen Friedrich Adolf von Schack durch den Tod verloren.
An der Trauerfeier des Grafen, welche am 25. April 1894 aus
seinem Stammgute Strahlendorff stattfand, beteiligte sich die Aka-
demie durch eine Deputation, bestehend aus dem Stellvertreter
des Präsidenten, Professor vr. Martin Blumner, dem ersten stän-
digen Sekretär, Professor vr. Hans Müller, den Professoren
Eugen Bracht, Fritz Schätzer und vr. Rudolf Siemeriug und dem
Geheimen Oberregierungsrat vr. Max Jordan, welcher gleichzeitig
die hiesige Königliche Nationalgalerie zu vertreten hatte. — Die
Anmeldungen neuer Schüler zu den akademischen Unterrichtsau-
stalten sind im Verhältnis zu den Vorjahren gering. l^ikki

>V. O. Berlin. Aus Künstler-Ateliers. Während auf
dem Gebiete der graphischen Künste, insbesondere der alten strengen
Richtung des Linienstiches ein fühlbarer Mangel an Aufträgen
sich herausstellt, haben unsere hervorragenderen Maler und Bild-
hauer vollauf zu thun, namentlich herrscht in den großen Bild-
Hauerateliers von Re in hold Begas, Emil Hund ries er,
Gustav Eberlein, Or. Rudolf Siemering u. a. eine emsige
Thätigkeit. — Aber auch in den Ateliers unserer Maler wird
 
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