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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und verfielfältigende Kunst - Vermischte Nachrichten - Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0320

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Personal- und Ateliernachrichten.

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fleißig geschaffen. — Professor Otto Brausewetter arbeitet
mit nie ermüdendem Arm an einer Wiederholung seines Kolossal-
gemäldes „General Dort und die Ostpreußischen Stände", das
bei seiner im Jahre 189t erfolgten Ausstellung im Akademie-
gebäude berechtigtes Aufsehen erregte. Die Neubearbeitung hält
sich in bescheidenerem Umfange, ist aber von vollendeter Technik
und überaus gelungener Komposition. — Altmeister Carl Becker,
von deni Professor Ernst Hildebrand im Vorjahre ein vorzüg-
liches Bildnis zur großen Ausstellung gebracht hatte, malt sein
Selbstbildnis in halber Figur. Daneben schafft er emsig an zwei
großen Geschichtsbildern, die, wie die Hauptwerke des Meisters,
dem italienischen Leben entlehnt sind. — Etliche hochinteressante
Landschaften hat der bereits bestens bekannte Landschaftsmaler
Willy Hamacher, ein äußerst talentierter Schüler
des Altmeisters Hans Gude teilweise vollendet,
teilweise noch in Arbeit. Sie bilden eine Frucht
seiner vorjährigen großen Studienreise nach dem
Süden. Das eine, „Morgenstimmung am Monte-
fiuv bei San Frutturio" betitelt, ist ein Meisterwerk
der Landschaftsmalerei, vollendet in der Technik,
fein beobachtet in der Stimmung und von hervor-
ragender künstlerischer Auffassung. Ich sah auf der
letzten Mitgliederausstellung der Akademie die Pro-
fessor G. Schönlebersche Brandung, Punta da
Madvnetta (Mvntesino, Riviera), einen Teil des
Hamacherschen Bildes und ein ganz bedeutendes
Werk; ich kann das Hamachersche Gemälde nicht
minder bedeutend finden, möchte ihm sogar, was
Wiedergabe der Natur anbetrifft, den Preis zu-
sprechen. Die inr Vordergründe tobende Brandung
ist großartig in der Bewegung dargestellt; sie
bricht sich an der romantischen, steilabfallenden
Felswand, deren Spitzen von der ausgehenden
Mvrgensonne vergoldet werden. Rechts im Thale
und in der Ferne am Abhange der Olivenberge,
die noch vom weichenden Nebel umspielt werden,
liegt das alte Kloster San Frutturio, — dessen
Tote nach dem oben auf den Felsen liegenden
Friedhof bestattet wurden. — Hamachers Werke,
der bereits wiederholt mit Auszeichnungen auf
den großen Kunstausstellungen ausgezeichnet wurde,
jinden auf denselben bereitwilligst Platz. Auf der
vorjährigen Ausstellung in München kaufte der
Kaiser von Österreich ein solches, und zwei Werke
wurden in Berlin vom Deutschen Kunstverein und
dem Verein Berliner Künstler angekauft. Gegen
die vorjährigen Werke bekünden die diesjährigen
Arbeiten beachtenswerte Fortschritte. lZn«l

Berlin. Zum obersten Verwaltungs-
beamten der Königlichen Akademie der Künste oder
wie das Statut der Akademie besagt: „Zum ersten
ständigen Sekretär" hat der Kaiser den Kunstgelehrten
Professor Or. Hans Müller berufen, welcher
dieses Amt bereits in Vertretung seines Vorgängers,
des am 8. Nov. 1803 zu Konstanz am Bodensee
verstorbenen Geheimen Regierungsrats Or. Robert
Tohme vom 1. Oktober 1893 ab verwaltete und
nach dessen Hinscheiden auftragsweise versah. Mau
rühmt dem neuen Verwaltungschef der Akademie,
der der bestens bekannten Kölner Familie Müller-
Königswinter entstammt, ein bedeutendes Verwal-
tungstalent, einen festen Charakter, zielbewußtes
Planen und hervorragendes Wissen, insbesondere
auch auf dem Gebiete der Kunst, nach. Dies hat er wiederholt
durch hervorragende Publikationen bethätigt. Unter den letzteren
nennen wir: „Badische Fürsten-Bildnisse" und die Lebensbeschrei-
bung W. v. Kaulbackis. lsns;

Berli n. Der Präsident der Akademie, Professor Carl
Becker (Kostümbecker), von dessen jugendfrischem Arbeiten trotz
seines Alters von 74 Jahren wir weiter oben berichten, ist von
einem glücklicherweise leichten Schlaganfall betroffen worden.
Der Künstler, der anfangs der sechziger Jahre in Berlin bahn-
brechend wirkte, ist am Arbeiten zur Zeit verhindert; jedoch ist
nach dem Urteil der Aerzte Hoffnung vorhanden, ihn dem Leben
wie der Kunst noch eine lange Reihe von Jahren zu erhalten.
Auf der diesjährigen Ausstellung ist er mit zwei Werken vertreten
„einem Korsar" und einer „Studie". — Sein großes historisches
Bild „Venezianisches Fest" ist leider noch nicht fertig geworden.

— Wien. Ter 1890 gestiftete Kaiserpreis von vierhundert

Dukaten ist in diesem Jahre dem Bildhauer Hans Bitterlich
für seine auf die III. Internationale Kunstausstellung gesandte
Büste des Herrenhausmitgliedes Professor Exn« verliehen worden
— Dresden. Das diesjährige Semper-Stipendinm, erhielt
der Architekt Richard Michel in Zittau. l-E!

i-. Düsseldorf. Am 13. April starb plotzüch an emem
Herzschläge der Historien- und Genremaler Joseph sch ex, ein zu
der älteren Generation der Düsseldorfer Schule gehörender Künstler.
Geboren zu Wesel 1819, erhielt der Verstorbene seine künstlerische
Ausbildung auf der Kunstakademie zu Düsseldorf und nahm hier
seinen bleibenden Wohnsitz. Seine inr sinn und Stil der altern
Düsseldorfer Schule komponierten Bilder: „Die Dichterkrönung
Ulrich von HuttenS", „Cromwell und seine Tochter", „Carl I. und

Der erste Kuß. von L. Strathmann.

Cromwell", eine Szene aus Romeo und Julie, sind seine be-
kanntesten Werke. Sein Bild „Vertreibung der Spanier aus
Wesel" wurde vom Kunstverern für die Rheinlande und Westfalen
für das Rathaus in Wesel gestiftet. Weniger bedeurend sind die
Genrebilder Schex'. In den letzten Jahren beschäftigte sich der
Verstorbene auch vielfach mit der Bildnismalerei. Hisss

-or- Bern. In Sitten (Wallis) ist am 10. April der weithin
vorteilhaft bekannte Maler R a P hael Ritz im Aller von 64 Jahren
gestorben. Als Schilderer wallisijcheu Volkslebens geschätzt, er-
oberte er sich auf der Wiener Weltausstellung eine erste Medaille
für eine „Prozession am Alpensee". Sehr bekannt sind seine
„Ingenieure im Gebirge". Viele seiner Bilder gingen ins Ausland.

— Gestorben. In Basel am 31. März der Maler Ant.
Winterle im Alter von 94 Jahren; am 5. April im Alter von
97 Jahren der Historienmaler Professor Koopmann; in Bene-
vent der 92jährige Maler Achille Binelli.

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