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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Preisausschreiben - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0345

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Runstlitteratur. — vom Aunstmarkt.

271

1893. 8". Preis 10 M.) Die beiden Herausgeber haben sich zu
der sehr verdienstlichen Aufgabe vereinigt, den schriftlichen Nach-
laß Dürers in einem handlichen Bande zugänglich zu machen.
Es ist ihnen auch durch glückliche Funde geglückt, daS bereits
Bekannte um mehrere bisher nicht gedruckte Stücke zu vermehren.
Unter diesen Inedita ist freilich nichts von besonderem Wert, das
ganz neuen Aufschluß gäbe, aber keine Zeile Dürers ist schließlich
unbedeutend. Die Briefe, Tagebücher, Reime rc. sind unverkürzt
ausgenommen, aus den theoretischen Schriften werden Auszüge
mitgeteilt, kürzere aus den gedruckten Büchern, ausführlichere
aus den Handschriften. Jeder irgend wichtige Abschnitt, der ohne
Abbildungen verständlich ist, wurde abgedruckt. Mit der getroffenen
Auswahl wird man sich im allgemeinen einverstanden erklären
müssen, ohne um Kleinigkeiten mit den Herausgebern rechten zu
wollen. Vollständiger hätte man sich die Abteilung gewünscht,
in der Aufschriften auf Zeichnungen Dürers zusammengestellt
sind. Die Zeichnungen des British Museum in London sind
leider gar nicht berücksichtigt worden. Ausgenommen ist leider
die gefälschte Aufschrift Dürers auf einer angeblichen Zeichnung
von Raffael in der Wiener Albertina, worin gesagt wird, daß
Raffael diese Zeichnung dem Dürer geschickt habe, ihm seine Hand
zu weisen. Morelli hat nachgewiesen, daß diese Zeichnung nicht
hon Raffael ist, dann muß natürlich die Dürersche Beischrift ge-
fälscht sein. Ob es richtig war, Dürers Schreibweise zu ändern
und in ein orthographisches Prinzip zu bringen, möchte ich be-
zweifeln. Jedenfalls glaube ich nicht, daß dadurch Dürers
Schriften einem weiteren Publikum zugänglich gemacht werden.
Denn wer überhaupt zu diesem Buch greift, der gewöhnt sich
auch rasch an das altertümliche Deutsch und liest anstandslos
vnd für und, aws für aus, bobst für Papst u. s. w. Doch
durch solche kleine Ausstellungen soll den Herausgebern das Ver-
dienst für die gewissenhafte Behandlung des Textes und die
sorgfältigen Anmerkungen nicht verkürzt werden. Es wäre zu
wünschen, daß Dürers Briefe, so mangelhaft in der Form sie
auch manchmal sein mögen, und sein künstlerisches Glaubens-
bekenntnis durch diese neue Ausgabe in weiteren als in den un-
mittelbar interessierten Kreisen bekannt würden.

k.kr Woermann, K. „Was uns die Kunstgeschichte
lehrt". (Dresden, Ehlermann. Pr. 3M.) Tie vorliegende Schrift ist
als das Ergebnis reicher Erfahrung und scharfsinnigen, vorurteils-
freien Denkens ganz besonders für Künstler geeignet, die sich,
wenig geübt im Theoretisieren, so leicht durch Halbwahrheiten
verführen lassen. Unser Autor nun kommt auf dem Wege der
unbefangenen, geschichtlichen Betrachtung zu einer Anzahl sehr
fruchtbarer Folgerungen. So z. B. daß jeder große Meister in
eminentem Sinne national gewesen sei, nicht minder, daß jeder
mit dem Geiste seiner Zeit und nicht etwa einer früheren erfüllt
gewesen. Ebenso, daß jeder eine bestimmt ausgesprochene Per-
sönlichkeit in seinen Werken zu zeigen habe, wie nicht minder eine
eigenartige Naturanschauung und Formenwelt. Auch wenn
Woermann an die neueste Kunst kommt, wo natürlich auch für
ihn sein Satz gilt, daß eigentlich erst die Nachwelt nach hundert
Jahren unbefangen genug sei, um gerechte Urteile fällen zu
können, so sagt er doch auch da neben manchem Bestreitbaren sehr
viel Zutreffendes, so daß man sein Buch jedem, der über diese
moderne und allermodernste Kunst zu einem Urteil kommen
möchte, als willkommene Anregung empfehlen kann. Daß diese
allermodernste Kunst nur in der Landschaft erheblich über die
Grenzen hinausgekommen ist, die Menzel für ihre realistische und
Böcklin für ihre ideale Seite umschrieben, das kann freilich auch
Woermann nicht verkennen. >M20i

— H. Schittenhelm, „Das Punktieren." (Weimar.
B. F. Voigt. Preis M. 1.50.) Der Verfasser hat es verstanden,
eine so schwierige Technik, wie das Punktieren, faßlich und leicht-
verständlich zu schildern. Angehenden Marmortechnikern ist das
Buch eine wirksame theoretische Vorbereitung für die Praxis.
Aber auch der Laie wird beim Lesen des Werkchens einen Begriff
erhallen, wie ein Kunstwerk aus dem Marmor entsteht und wird
vielleicht das fertige Kunstwerk mit größerem Interesse betrachten,
wenn er die außerordentlichen Schwierigkeiten seiner Herstellung
kennen gelernt hat. lsvsch

v. U. LI. „Praktisches Taschenbuch der Photographie". Ein
kurzer Leitfaden für die Ausübung aller gebräuchlicheren photo-
graphischen Verfahren. Für Fachmänner und Liebhaber ver-
faßt von vr. E. Vogel. Dritte vermehrte und verbesserte Auf-
lage mit vielen Abbildungen und einem ausführlichen Sach-
register. (Berlin 1893. Robert Oppenheim (Gustav Schmidts.
Preis 3 M.) Vor zwei Jahren erst wurde hier die erste Auf-
lage dieses Büchleins besprochen, welches sich durch eine gediegene

Auswahl wirklich wissenswerten und wirklich erprobten Materiales
auszeichnet. Hierzu kommt der Vorzug einer gemeinverständlichen
Sprache und last not least die elegante und handliche Ausstattung
von seiten des Verlegers. Die dritte Auflage enthält ein Plus
von jenen seither bekanntgewordenen Neuigkeiten, welche der
Verfasser entweder wegen ihres praktischen Erfolges oder ihres
allgemeinen Interesses in den engem Rahmen seines Taschen-
buches einzubeziehen sich veranlaßt sah. So begegnen wir
z.,B. dem Amidol- und Glycerinentwickler, finden auch die Stauden-
entwicklung, für die sich Vogel nicht begeistert, was mir ihm
bei der Langweiligkeit derselben leicht nachzuempsinden ver-
mögen. — Die Ausstattung des Werkchens ist mit Recht dieselbe
geblieben, nur der Druck ist größer und klarer, und entspricht
so einem modernen Bedürfnis.

— Heinrich Leutholds Gedichte sind vor kurzem in
4. Auflage bei I. Huber in Frauenfeld erschienen (eleg. geb. 7 M.).
Fast ein viertel Jahrhundert ist seit dem Tode des unglücklichen Dich-
ters verstrichen; in dem Jahre, indem er starb, erschien auch die
erste von Baechtold veranstaltete Gesamtausgabe seurer Ge-
dichte, der nach Jahresfrist bereits die zweite folgte. Jetzt liegt
in besonders guter Ausstattung die 4. Auslage vor uns, ein Be-
weis, daß es noch viele giebt, die sich des hohen Talentes und
der entzückenden Formgewandtheit des Schicksalsgenossen Lenaus,
mit dem er auch in seinen Dichtungen viel gemein hat, freuen.
Ten Verleger dieser Zeitschrift, der in den 00er Jahren unter
dem Titel „Ruhmeshallen deutscher Dichter, Tondichter" n. durch
W. Lindenschmit Porträttableaus zeichnen ließ und vervielfältigte,
bedachte Leuthold mit folgendem Epigramm:

Mein Freund, du treibst aus offner See,

Und kämstE du^ gern in den 6afen,

— Or. Wilh Büchner „Leitfaden der Kunstgeschichte^ für-
höhere Lehranstalten und den Selbstunterricht", 8" mit 87 Text-
Illustrationen. 5. Ausl. (Verlag von G. Bädecker in Essen. Preis
M. 2,40.) Wer in kurzen Umrissen sich einen Ueberblick über die
verschiedenen Phasen der Kunstgeschichte und ihre Entwicklung
verschaffen will, wer ferner die Hauptgestalten und Schulen der
alten und neuen Kunst in ihren hervorragendsten Charakteristiken
und Werken sich einprägen will, kann dies an der Hand des vor-
liegenden Leitfadens in vortrefflicher Weise. Er wird freilich
ein erschöpfendes Bild nicht erhalten, aber auch nicht verlangen,
denn was eine ausführliche Kunstgeschichte bietet, kann von einem
Leitfaden, welcher in erster Linie dem Gebrauche auf höheren
Lehranstalten dienen soll, und mit Erfolg dienen kann, füglich
nicht erwartet werden. I2SS8)

— München. Im Laufe des kommenden Herbstes wird
die Kunstsammlung des Herrn August Ried inger in Augs-
burg, bestehend aus Antiquitäten aller Art, Gemälden, Kupfer-
stichen, Handzeichnungen und Büchern, als „Museum Riedinger"
wohlbekannt, durch die Münchener Kunsthandlung von Hugo
Helbing zur Versteigerung gelangen. Auf vorhergehende An-
meldung kann die Sammlung schon jetzt besichtigt werden,

— London. Auf einer Versteigerung bei Christie wurden
jüngst für das Bild „Das weiße Pferd" von John Constable
0200 Guineen (ca. 130 000 Mk.) bezahlt. pisoi

— Berlin. Auf der am 1. und 2. Mai durch Rudols
Lepke vvrgenommenen Versteigerung der Lammlung Pedro
Aües in Barcelona erreichte eine „Kreuzabnahme Christi"
von Gerrit van Haarlem 1860 Mk. Eine „Maria" von Marten
Heemskerk wurde mit 1160 Mk., das Bild der „Seeschlacht bei
Lepanto" eines unbekannten Meisters mit 1050 Mk. bezahlt.

— In New Uork wurde die Gemälde-Galerie des verstor-
benen George I. Seney versteigert. Für die darin ver-
tretenen 315 Oelbilder wurden meist sehr gute Preise erzielt.
Unter anderem brachten zwei Gemälde von Knaus: „Bitte um
Entschuldigung" und „Kaffeeslunde" 7000 bezw. 8200 Dollars;
Daubignys „Doif an der Marne" 6500 Doll., Rousseaus
„Kleine Brücke" 5500 Doll., Corots „Ville d'Avray" 4300 Doll.,
D iaz'„Waldecke" 7000 Doll. EinTroyon: „Gefangener Fuchs"
konnte es dagegen nur auf 500 Doll, bringen. Poes;
 
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