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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0386

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Behandlung der PilmK.

Von vr. A. Mietke lRatbenorvl.

?>ie Hauptschwierigkeit bei der Behandlung
^ der Films liegt immer noch in , ihrer
Entwicklung. Fast immer krümmen sich
dieselben, sobald der Entwickler daraus
gegossen wird, und einzelne Ecken bleiben,
da sie aus dem Bade hervorsehen, in der
Hervorrufung zurück. Man kann diesem
liebelstande in folgender Weise leicht ab-
helsen: Man legt die Films wie sie aus
der Kassette kommen mit der Emulsionsseite
unterwärts ans ein sauberes Brett, bringt auf
die Rückseite einige Tropfen Wasser und drückt
eine reine Glasplatte auf. Dabei hängt sich
die Haut fest an das Glas, mit dem sie an
den vier Ecken noch mit vier kleinen U

Prozession in Vrrchkrsgadrn.

förmigen Drathklammern verbunden wird.
Die Drathklammern stellt man leicht ans
Eisen draht, den man in etwa centimeterlange
Stücke schneidet und über den Rand einer
Glasplatte biegt, dar. Auf der gleichen
Unterlage wird das Bild schließlich auch j
fixiert und gewaschen. Man kann auf diese
Weise die Films wie gewöhnliche Platten
im Wasserkasten stehend auswaschen.

Dunkelblsuschlvarze Liscndrucl-e.

von Or A. Miethe (Natbenow).

/^isenblaudrncke können in folgender Weise
^ erheblich dunkler getont und daher an-
genehmer gefärbt werden: Man kopiert das
Eisenblaupapier wie gewöhnlich, doch so tief,
daß das Bild negativ wird, d. h. bis die
Schatten silbergrau, die Lichter blau geworden
sind. Aus dem Kopierrahmen kommt das
Papier dann in ein Gefäß mit Wasser, in
welches man einige Tropfen Ammoniak
gegossen hat. Das Bild wird hierin schnell
klar und tief violett. Sobald die Tiefe des I

Tones richtig erscheint und die Lichter ganz
klar geworden sind, nimmt man die Bilder
heraus und überträgt sie in reines Wasser.
Das Tonen findet hierauf in einer 1 °/„igen
Lösung von Ferrisulfat statt. Das Bild
wird erst blau und dann blauschwarz. Solche
Kopieen wirken z. B. für Seestücke, Winter-
landschasten re. sehr schön.

Momcnlüildcr.

Von vr. A. INietbe (Rathenow).

?>ie meisten Amateure glauben, daß der
^ sonnigste Tag für die Herstellung von
Momentbildern der beste ist. Dies ist jedoch
ein Irrtum. Fast immer bekommt man bei
wolkenlosem Himmel, selbst wenn es noch
so hell scheint, glasige Schatten und unter-
exponirte, harte Platten. Viel besser fallen
jedoch die Bilder ans, wenn der Himmel
gleichmäßig dünn verschleiert oder mit Hellen
Wolken teilweise bedeckt ist. Ebenso sind an
ganz trüben Tagen, wenn es nur nicht zu
dunkel ist, vorzügliche Negative zu erhalten.
Bei allen Momentbildern hüte man sich vor
der Mittagsstunde. Um diese Tageszeit wird
man selten hübsche Motive finden und auch
keine schönen Negative erzeugen. Der frühe
Nachmittag — im Sommer an der See und
im Hochgebirge bei Sonnenuntergang — ist
die beste Zeit zur Aufnahme.

Die meisten Fehler werden bei Moment-
aufnahmen dadurch gemacht, daß der Ver-
schluß zu schnell arbeitet und daher selbst bei
gutem Licht Uuterexposition eintritt. Man
mache sich zur Regel, fast in allen Fällen
die geringste Verschlußgeschwindigkeit anzu-
wenden, wobei dann meist etwas stärker
abgeblendet werden kann. Hierdurch gewinnt
man doppelten Vorteil; einmal ist die Tiefe
der Schärfe bedeutender, d. h. man bekommt
Vordergrund und Hintergrund mehr gleich-
mäßig scharf,und zweitens nimmt die Schärfe
nach dem Rande des Bildfeldes hin zu. Der
etwaige Nachteil, daß bei langsam gehenden
Verschlüssen etwa einige besonders schnell
bewegte Gegenstände unscharf werden, fällt
daneben nicht sonderlich ins Gewicht, da eine
kleine Unschärfe die Starrheit der Auffassung
mildert: — im übrigen gilt für alle Moment-
bilder Lessings goldene Regel: Man suche
in der Bewegung den Moment der Ruhe
zu fassen. Dies wird ungemein dadurch
erleichtert, daß man bewegte Gegenstände,
Menschen ic. stets so aufnimmt, daß sie sich
mehr oder minder senkrecht der Camera
nähern oder von dieser entfernen. Hierdurch
wird die scheinbare Bewegung langsamer
und die Bilder werden auch bei langsam
gehenden Verschlüssen scharf.

Bilder bei -Mondschein.

Von vr. u. INiethe (Rathenow).

^bekanntlich können in Hellen Mondnächten
mit langen Beleuchtungszeiten gute
Aufnahmen gemacht werden, die sich von
Tagesaufnahmen in nichts unterscheiden, aber
unter Umständen noch Vorteile haben können.
Der Himmel kommt auf solchen Aufnahmen
verhältnismäßig dunkel, jedenfalls dunkler
als bei Tagesaufnahmen und das kann unter

Umständen erwünscht sein. Besonders im
Hochgebirge können auf diesem Wege, wie
französische Amateure gezeigt haben, vor-
zügliche Bilder erzielt werden. Die große
Schwierigkeit, welche man bei Tage hat, die
fernen Schneeberge vom Hellen Himmel
deutlich und kontrastreich loszubekommen, ist
bei Mondschein und klarem Himmel nicht
vorhanden. Was die Expositionszeit anlangt,
so ist dieselbe allerdings nicht gering. Sie
beträgt mit mittlerer Blendung 2—2'/?
Stunden, bei Anwendung von orthochroma-
tischen Platten etwa die Hälfte. Die Mond-
scheinbilder zeichnen sich besonders auch durch
die weichen, verschwommenen Schatten aus,
die sehr gut wirken. — Camera und Ob-
jektiv muß durch ein aufgelegtes Tuch vor
dem Tau geschützt werden.

Zur gefl. Beachtung.

Der ergebenst Unterzeichnete bittet drin-
gend, alle Paketsendungen nicht an seine
Privatadresse, sondern an die

l'.cdiiktion dcr „RunS liir 4llc"

Laulbachstr. rr, München

2» richten. Friedrich Vccht.

7m 7'

«Ao FS /^/o).

«52- /6--/-.

ä2^ S/FSS^FF^^SF^ /66s).

Redaklionstchluß 9. Zum. — Ausgabe 23. Juni 1894.

Inhalt des neunzehnten Bestes: Tert:

Georg Voß. Die Ausstellung der Münchener
Secession im Sommer 1894. (I.) — P. Hann.
69. Jahresausstellung der Nation N ^cackewF ok
Ve8i§n in New Aort. — Or. Re ll ing. Die große
Berliner Kunstausstellung 1894 (II.). — Personal-
und Atelier-Nachrichten re. re. Der Amateur-
Photograph: vr. A. Miethe. Behandlung der
Films. —Derselbe. Dunkelblanschwarze Eisen-
drucke. — Derselbe. Momentbildcr. — Der-
selbe. Bilder bei Mondschein. — Bitter
beilageu: Wilhelm Bolz. Heilige »Cacilia. —
Ludwig von Hofmann. Verlorenes Paradies.
— Josef Block. Dämmerung. — Hans von
Bartels Ein Sonntagsmorgen.

Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz. — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München.
 
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