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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Gurlitt, Cornelius: Max Klinger, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0097

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Studien >um Schlnßblall der Folge „Eine Frede", von Mar Klinger.

gemäßen Aufbaues? Wo bleibt die schöne Linienführung, wo die einheitliche Gruppierung. Der Borgang
spielt sich auf einer Wiese ab. Hinter dieser eine beschnittene Rosenhecke: Drei völlig wagrechte Linien teilen
die Riesenleinwand! Und vor diesen die Gestalten alle fast senkrecht. Kein in der Ecke Kniender, keine Gruppe,
die sich zur Pyramide zusammenschiebt, kein Abwägen der Tonwerte nach vorher feststehender Absicht, welche
das Licht auf den Hauptgegenstand sammelt, indem sie über die seitlichen Figuren einen irgendwie oder auch gar
nicht motivierten Schatten wirft.

Die Malerei all der phantastischen Dinge ist trocken, fast nüchtern. Da steht nebenan ein kleines Bild
aus der Zeit, als Klinger noch Gussows Schüler war. Er hat ihn früh verlassen und hinter sich gelassen,
seinen Meister. Das Bild stellt eine Gruppe von jungen Hellenen dar, einen Jüngling, der ein widerstrebendes
Mädchen mit einem von Rosen umwundenen Reif sich einfängt. Tiefer Ton, lebhafte Färbung der bunten
Kleider, einschmeichelnd, aber nicht so klar in der Farbe wie ein echter Böcklin. Trefflich komponiert! Er kann
es also, er konnte es wenigstens. Warum verließ er die gute Schule und wurde hart, absonderlich?

Oder ebenso die „Kreuzigung". Sie ist ja nun öffentlich ausgestellt worden, nachdem der Künstler der
Prüderie seine Verbeugung gemacht hat. Die Theologen haben sich trotzdem über sie entrüstet. Warum diese
Maria, die so steif, so reizlos, so losgetrennt aus dem Bilde dasteht. Man vergleiche die wundervolle Naturstudie
 
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