Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

DOI Artikel:
Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielf. Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0125

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ausstellungen und Sammlungen. — Knnstlitteratur und vervielfältigende Kunst.

ys

Düsseldorfer angehören. Die Genoffenschaft der Mitglieder
der Akademie, der in Gemeinschaft mit dem hiesigen Künstler-
Verein die Vertretung der Berliner Künstlerschaft übertragen ist,
entsendet in die Kommission als ihre Vertreter: die Maler Pro-
fessoren Otto Brausewetter, Woldemar Friedrich, Fer-
dinand Graf Harrach und Max Koner, den Bildhauer
Professor I)r. Rudolf Ziemering und den Architekten, Ge-
Heimen-Rcgierungsrat Professor Hermann Ende und als deren
Vertreter die Maler Conrad Kiesel, Professor Josef Scheuren-
berg und Professor Paul Thumann sowie den Bildhauer
Adolf Brütt: der Verein Berliner Künstler hat als Mitglieder
deputiert die Maler Themistokles von Eckenbrecher, Pro-
fessoren Ludwig Knaus und Ernst Koerner, den Bildhauer
Ludwig Mangel, den Graphiker Professor Gustav Eilers
und den Architekten Karl Hofsacker und als Ersatzmänner die
Maler Hans Bohrdt, Wilhelm Feldmann und Karl
Röchling sowie den Bildhauer Max Unger. lNsvj

— Berlin. Die amtlichen Berichte aus den königlichen
Kunstsammlungen verzeichnen als Erwerbungen der National-
galerie im zweiten Vierteljahr 1894 für den Gesamtaufwand von
> 4450 M. eine große Anzahl von Handzeichnnngen, unter denen
sich Blätter von Overbeck, Schwind und Stein le befinden.
Außerdem u. a. einige Aquarellen von Ascan Lutteroth
sowie Aquarellen von Hermann Prell nach dreien seiner
Wandbilder in dem Rathaussaale zu Hildesheim. Neuerdings
hat die Galerie den Schwindschen Karton für eines der
Lüncttenbildcr in der Wiener Oper, die Szene aus der Zauberflöte
erworben, sowie schenkungsweise von der Familie Liebermann
das Gemälde „Die Gänserupferinnen" von Max Lieber mann
erhalten. l»748i

O. 8.. Düsseldorf. Eine originelle Ausstellung ist in
diesen Tagen in den Sälen des Rheinisch-Westfälischen Kunstvereins
eröffnet worden. Die „Lätitia", eine Verbindung hiesiger Kunst-
akademiker, hat ihren Bierkrug beiseite geschoben und will nun,
Palette und Pinsel in der Hand, beweisen, daß sie nicht nur
trinken, singen und Reden halten, sondern auch malen kann.
Kokett und weltklug, wie die allegorischen Weiber unseres Jahr-
hunderts nun einmal sind, entsann sie sich dazu ihrer alten und
ältesten Herren, ihrer flüchtigsten Passanten, sofern sie seitdem von
sich reden machten, und ihrer eigenen Leistungen — schuf einen
ebenso zierlichen wie unkorrekten Katalog und verschaffte nun
wirklich den Düsseldorfer Kunstfreunden das Vergnügen, eine
Sammlung von etwa 180 Gemälden und Skulpturen aus aller
Welt und aus allen Lagern, friedlich und fröhlich unter dem einen
Wappen vereinigt, als Düsseldorfer Kunst zu genießen. Das ist
ohne Zweifel nur dankbar anzuerkennen! Denn so feine, flotte
Zeichnungen, wie die Originale Rene Reinickes zu den be-
kannten Bildern in den „Fliegenden Blättern", sieht man hier
nicht häufig; so lebendige, durchgearbeitete Porträtreliefs und-Büsten
wie die Hermann Hibdings wurden hier seit langem nicht
ausgestellt; Studien, wie der „weibliche Akt" von Paul Bach
oder die Zuschauermcnge einer „Kirchenprozession" von Max
Stern können hier nur anregend wirken, während andrerseits
die einander überbietenden Extravaganzen Louis Herzogs und
die unterhaltenden Atelierwitze Thomas Theodor Heines
die für einen Düsseldorfer angenehme Empfindung Hervorrusen,
daß ernsthafte, solide Künstlerarbcit, die man hier im allgemeinen
von sich fordert, würdiger und auf die Dauer wirksamer ist als
die pikanteste Modcmalcrei spielender und verblüffender Talente.
Wirklich beweisen denn auch die hier ansässigen Maler mit einer
ansehnlichen Reihe von Werken, daß sie trotz der zahlreichen Aus-
stellungen jedes Jahres Kraft und Frische genug besitzen, um, so
oft sie wollen, mit Neuem zu überraschen und zugleich aufs neue
zu erfreuen — wahrhaft zu erfreuen, wenn sie gegen sich selbst
und gegen einander kritisch verfahren und ihre Anforderungen
nicht zu niedrig stellen. Zwar bringen sie diesmal auch manches
Bekannte, das man schon früher oder anderswo gesehen hat und
das der Bericht deshalb übergehen muß; aber daneben zeigen sich
die ersten Früchte des vergangenen Sommers, die die Land-
schafter der „Lätitia", an ihrer Spitze der Marinemaler Karl
Becker und Erwin Günter, mit fester Hand eingeholt haben,
und die Ernten, die sich die Porträt- und Genremaler einheimsten.
Unter diesen sekundiert der Alte Herr, Walter Peters en, der
zeitweilig dem Pastell und den Damen untreu geworden zu sein
scheint, mit einigen Herrenbildnissen den jungen Aktiven des
Vereins, die besonders in Sch neid er-Di d am , einem ehrlichen
Porträtisten, und in Adolf S ch önn e n b e ck, einem jckarfen
Beobachter der westfälischen Bauernwelt, zu Hoffnungen berech-
tigende Mitglieder zählen.

p. 8. Max Klinger, „Malerei und Zeichnung"
(2. Auflage, Leipzig, Verlag von Eduard Besold sArthur
Georgij. !*/, M.). Es ist eine Art Glaubensbekenntnis, das
der große Künstler in seiner Schrift ablegt, in der er zeigt, daß er
mehr über seine Kunst gedacht hat, als es der Maler Sache sonst
ist. So gewiß es nun ist, daß seine Kunst nicht Ergebnis dieser
Spekulationen ist, so gewiß ist es auch, daß diese seiner Künstler-
schaft nichts geschadet, sondern er sich eher durch sie über seine
Ziele geklärt hat. Der Unterschied ist der, daß bei den meisten
gleich zielbewußten Künstlern dieser Prozeß unbewußt oder doch
unbeobachtet vor sich geht, der sie zu denselben Anschauungen
führt, wie Klinger sie mit dem Herzblut eines echten Künstlers
niedergeschrieben. Hat es ja stets Wert, wenn ein solcher ohne
Vorurteil von seiner Kunst spricht, so hat es hier doppelt und
dreifachen, da Klinger dabei zu Ergebnissen kommt, die weit über
die Bedeutung des bloßen mitgeteilten Materials hinausgehen.
Bei seinen Worten klingt eine ganze Harmonie gleichgestimmter
Saiten in der Seele derer mit, die heute das ganze künstlerische
Schassen in ihren Grundfesten bewegten. So interessant seine
ästhetischen Untersuchungen über das Wesen seiner „Griffelkunst"
auch sind, so stehen ihnen seine Definitionen über die Aufgaben
der Malerei keinen Zoll breit nach. Das sind die Ziele, die sich
die einst verkannten „Modernen" gesteckt, die Ketzer, die gemalt
haben wollten der Malerei halber, und die man deshalb am
liebsten verbrannt hätte. Nicht minder bedeutend sind seine
Fingerzeige nach dem Weg, auf dem einzig ein neuer eigener
Stil entstehen könnte: auf Grundlage des Studiums des nackten
menschlichen Körpers, der allein stets die Basis zu aller Kunst-
entwicklung gewesen sei und wieder sein müsse. Es ist schwer,
das alles in zehn Zeilen zu Pressen; das Lesen der Schrift sei
daher allen denen, welchen es ernst ist um das Eindringen in
das Wesen des künstlerischen Schaffens, warm empfohlen.

— Berlin. Ter plastische Schmuck erweist sich heutzutage
für die Dekoration der Wohnräume mehr und mehr als unent-
behrlich, und manche unserer Leser, die vielleicht in der Wahl eines
Weihnachtsgeschenkes unschlüssig sind, werden es uns Dank wissen,
wenn wir sie auf die Reproduktionen plastischer Kunstwerke Hin-
weisen, die von der Firma Gebrüder Micheli, Berlin rv.,
Unter den Linden, seit langen Jahren in den Handel gebracht
werden. Der hübsch ausgestattete Katalog dieser Firma, der mit
bildlichen Wiedergaben einzelner Plastiken geschmückt ist, wird
ihnen die Auswahl erleichtern. Von der strengen antiken Kunst,
wie sie repräsentiert wird durch mustergültige Reproduktionen der
Hauptslücke der
Pergamenischen
Funde, die von
Alexander
Tondeur in sach-
kundiger Weise er-
gänzt, auf circa
der Originalgröße
verkleinert, zu
haben sind, bis
herab zurmodernen
Plastik, die in Wer-
ken wie Schapers
Berliner Goethe-
Denkmal Schmuck-
stücke vornehmsten
Charakters bietet,
wird der Kunst-
freund in gut ge-
troffener Auswahl
Meisterwerke der
Plastik vereinigt
finden, die sich auf
die verschiedensten
Stoffgebiete ver-
teilen und demnach
dem verschiedenar-
tigsten Geschmacks
Rechnung tragen
können. ls?4H

Sk. Gerkrud-Mrchr in Hamburg.

Verkleinerte Nachbildung einer Ansicht aus „Dreesen,
Album von Hamburg" (s. S. 91).

(Verlag von D. Meißner in Hainburg.)
 
Annotationen