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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Weihnachtsbücherschau
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Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0145

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lveihnachtsbücherschau. — vom Kunstmarkt.

Nt

Georg Ebers, einer der bevorzugtesten Lieblinge des
deutschen Lesepublikums, ist ebenfalls mit einer neuen belletristischen
Schöpfung erschienen, in der er wieder einmal dem alten Ägypten
untreu geworden ist. Der neue, zweibändige Roman betitelt sich
„Im Schmiedefeuer" (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt,
gebd. 12 M.) und spielt, wie schon der Nebentitel besagt, im
alten Nürnberg. Die glänzende Darstellungsgabe des Verfassers
feiert hier neue Triumphe, auf dem Hintergründe der alten
Reichsstadt werden dem Leser farbenprächtige Bilder aus dem
mittelalterlichen Leben entrollt, das der Fabel des Romans als
Folie dient.

Die in gleichem Verlage erscheinende Gesamt-Ausgabe der
belletristischen Werke Georg Ebers' ist bis zur 4l. Lieferung
gediehen (L 60 Pfg.) womit bislang 9 komplette Bände vorliegen
(gebd. L 3'/z M), die nacheinander gebracht haben „Die ägyptische
Königstochter", „Uarda", „!Io,nn sum", Die Bürgermeisterin",
„Die Schwestern" und „Ein Wort". Diese einheitlich ausge-
stattete Ausgabe sei unfern Lesern für die Familienbibliothek
warm empfohlen.

Paul Heyse beschert seinen zahllosen Freunden zum
heurigen Feste wiederum einen Novellenband, in dem er unter
dem Titel „Melusine und andere Novellen" (Berlin,
W. Hertz, 6 M.) die jüngsten Früchte seiner dichterischen Thätig-
keit vereinigt. Die darin enthaltenen fünf Erzählungen zeigen
den Autor noch ganz auf der Höhe seiner Schaffenskunst, und
es hieße Eulen nach Athen tragen, einem neuen Heyseschen
Novellenband eine besondere Empfehlung aus den Weg zu geben.
Auch nicht vonnöten ist sie einem Buche, das auf dem Titel den
Namen Marie von Ebner-Eschenbach trägt. Diese Schrift-
stellerin hat sich langsam und sicher einen festen Platz im deutschen
Schrifttum erobert, der ihr vou der wetterwendischen Göttin
Mode nicht mehr streitig gemacht werden kann. Die beiden
neuen Erzählungen „Das Schädliche" und „Die Tolen-
to acht" (Berlin, Gebrüder Paetel, 3 M.), welche sie uns bietet,
präsentieren sich in einem apart ausgestatteten Buche.

Eine Anzahl Novitäten bringt wiederum auch der Verlag
von F. Fontane L Cie. in Berlin, den wir zu der stetigen Er-
weiterung seines Autorenkreises nur beglückwünschen können.
Hugo Gerlachs Novellenband „Die vom Hinterhaus"
(2 M.) wird bei jedem Leser einen nachhaltigen Eindruck hinter-
lassen, der auf die feine Ausarbeitung, die der Verfasser den ein-
zelnen Erzählungen hat angedeihen lassen, zurückzuführen ist, wie
auch auf die scharfe Charatteristik, die einem bei jeder der uns
vorgeführteu Gestalten entgegentritt. Einige der durchweg im
Berliner Dialekt geschriebenen Erzählungen sind von prächtigem
Humor durchweht. Von Theodor Fontanes märkischer Er-
zählung „Schach von Wuthenow" ist die dritte Äuflage
erschienen (3 M.), bei deren Erwähnung wir nicht unterlassen
wollen, auf die Gesamt-Ausgabe der Romane und Erzählungen
dieses lange nicht genug gewürdigten Autors hinzuweisen, die
im gleichen Berlage in 12 Bänden erschienen ist (gebd. 33 M ). Wer
je die Berliner Erzählung „Irrungen und Wirrungen" oder den
dem Harnburger Leben entnommenen Roman „Frau Jenny Treibel"
gelesen hat, wird schätzen lernen, was die moderne Belletristik an Theo-
dor Fontane besitzt. DoraDuncker bietet unter dem Titel „Die
Goldsliege" (3 M.), einen dem Berliner Leben entnommenen
Roman, der nicht erfunden zu werden braucht, sondern der sich
irr der Wirklichkeit nur zu häufig abspielt. Einen guten Chronisten
haben auch die Erlebnisse eines Freundes gefunden, die Wil-
helm Hegeler in seinen „Aufzeichnungen eines Philologen"
verarbeitet hat, und die er jetzt unter dem Titel „Und alles
um die Liebe" publiziert (2 M). Ernst von Wolzogens
kleine Novelle „Fahnenflucht" (1 M.) dürfte, rein litterarisch
betrachtet, vielleicht zu dem Besten gehören, was dieser Autor
bislang geschrieben hat. In die Phantasiewelt führen uns die
neuen deutschen Märchen, welche Carlot Gottfried Neuling
unter dem Titel „Zwischen Licht und Dunkel" gesammelt
hat und die von Philipp Franc! mit zierlichen Randzeich-
nungen und Vignetten versehen worden sind (2 M.).

August Trinius, der sich in seinen früheren Werken
als ein trefflicher Schilderer von Land und Leuten Thüringens,
der Mark re. erwiesen, führt uns in seinem neuesten Werke
„Kreuz und Quer" (Minden, I. C. C. Bruns, 2^ M.)
durch die schönsten Teile unseres weiten Vaterlandes, ins Fichtel-
gebirge, auf den Hohentwiel, in den Harz, an den Rhein re. ec.
Der Verfasser hat es auch diesmal verstanden, seine Wander-
fahrten in farbenprächtigen und interessanten Bildern zu zeichnen.
Unter dem Titel „Gegen den Strom und andere Ge-
schichten" ist von dem gleichen Verfasser im selben Verlage

ein kleiner Novellenband erschienen (2'/z M.). Der angenehme,
leichte, gefällige Plauderton, in dem die anspruchslosen Ge-
schichten geschrieben sind, wirkt sehr wohlthuend.

Zu dem Nützlichsten und Besten, das man sich und anderen
schenken kann, gehört unstreitig auch „Meyers Konversations-
lexikon", das in seiner neuen fünften Auflage bis zu dem so-
eben ausgegebenen 7. Bande gediehen ist. Auch in diesem zeigt
sich das monumentale Werk in einer Vollkommenheit, die den
Benützer bei Stichproben kaum irgendwie unbefriedigt läßt.
Wissenschaftliche Tiefe und auch wieder Gemeinverständlichkeit er-
heben auch die kleinsten Artikel zu einer lexikographischen Musler-
leistung, der ebenbürtig auch die künstlerisch illustrative Aus-
stattung gegenübersteht.

Ten Abschluß der weihnachtlichen Rundschau mögen zwei
Publikationen bilden, die, seit langem bereits regelmäßig er-
scheinend, sich für viele als unentbehrliche Begleiter durch deu
Kreislauf des Jahres erwiesen haben. Wir meinen einmal den
originell ausgestatteten „Münchener Kalender" (1 M), der
durch Besitzwechsel aus der Huttlerschen Druckerei in den Verlag
der Nationalen Kunstanstalt zu München übergegangen ist. Mit
dem 1895er Jahrgang beginnt derselbe die Herausgabe einer
Serie der Stammwappen der deutschen Dynastien und des Ur-
adels mit der Wiedergabe der 14 Stammwappen der jetzt
regierenden deutschen Fürstenhäuser. Zum zweiten denken wir
an Lauterburgs „Illustrierten schweizerischen
Abreißkalender" (gegen Einsendung von 2 Frcs. vom
Herausgeber Maler E. Lauterburg in Bern zu beziehen), dessen
jetzt erschienener 6. Jahrgang für 1895 wiederum auf jedem der
365 Kalenderblätter neben geschichtlichen Notizen eine hübsche
Schweizer Ansicht bringt. Als
neu präsentiert sich des gleichen
Herausgebers „Illustrierter
Ab reiß-Kalender für
Deutschland" (1M. Hannover,

König L Ebhardt), auf dessen
Abreißblättern jedesmal ein Bild
aus Deutschlands Gauen zu
finden ist, wie wir deren eines
unseren Lesern auf Seite 110 vor-
führen. u.

Prvbe-Illustrakivn
C. Werners „Romane".

Vom Kunstmarkt.

— Köln. I. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) ver-
steigert am 10. und 11. Dezember die Waffensammlung des Herrn
Jules Kapp in Unteralting, sowie in den Tagen vom 12. bis
18. Dezember die nachgelassene Sammlung von Porzellanen,
Fayencen rc. des Advokaten C. Guillon in Roermond, sowie einige
kleine Kunstsammlungen, darunter auch die des verstorbenen
Malers Bokelmann in Berlin. Illustrierte Kataloge beider Ver-
steigerungen sind vom Auktivnshause zu beziehen. l^'bsi
 
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