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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Allerlei von der Kunst
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Haack, Friedrich: Bismarck und die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0276

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Allerlei von der Kunst. — Bismarck und die Kunst. Van Friedrich lsaack.

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Buch erforderte. Es ist hier nur davon die Rede, daß
jede Kunst, ungeachtet der Zerflossenheit der Grenzlinien
und der Berechtigung von Mischgattungen, ihr spezifisches
Gebiet hat, außerhalb dessen wir aufhören, rein künst-
lerisch zu genießen.

Wo das .Lehrgedicht" anfängt, hört die eigentliche
Poesie auf.

In der Musik unterscheiden wir von vornherein
eine reine, absolute Musik; sie allein von allen Künsten
vermag, von der Begriffswelt und allem Erdenstoff un-
abhängig, in eigener Form sich auszudrücken. Tie An-
wendung der Musik in Verbindung mit anderen Künsten
hat, wie Richard Wagner in Beziehung auf die dra-
matische Musik sagt, ihre Gesetze für sich. Die Ver-

quickung der absoluten Musik mit einem außcrmusikalischen
Gegenstand (Programm-Musik, „symphonischeDichtungen")
ist ein von unschöpferischen Geistern ersonnenesZwitterding.

Ähnlich verhält es sich mit der Malerei. Auch
sie mag fremden Zwecken dienen (Illustration und das
weite Gebiet des Dekorativen). Das Stoffgebiet der
Malerei als selbständige Kunst ist die Anschaungswelt.

Wie sagt doch Geibel in seinen Sprüchen:

„lvclch ein Bchweifen, welch ein Irren!

Alle Grenzen wild verwirren,

Unsre Zeit nimmt's für Genie.

Tonkunst will Gedanken klingen,

Dichtkunst eitel Farben ^bringen,

Malerei inalt Poesie.!"

Der -salonlirolrr. von Franz von Defregger.

Dismarclt und die Kunst.

von Friedrich Mack.

s irrt der Mensch, so lang' er strebt", und so lange
er strebt, lassen sich Irrtum und Wahrheit nicht
scharf von einander scheiden. Wenn aber Jahre darüber
hingegangen sind, daß der siegreiche Kämpfer von der
Wahlstatt abgetreten ist, dann fallen alle Schlacken von
ihm ab. Das Bedeutende dagegen, das Bleibende, das
er gewollt und gewirkt hat, tritt allein klar und scharf
hervor und krystallisiert sich in der Mit- und Nachwelt
dankbarem Gedächtnis. Wenigstens sollte es stets so
sein, wie wir jetzt nach unseres Bismarcks 80. Geburts-
tag nicht ohne Wehmut im Herzen und voll Beschämung

vor dem Ausland uns sagen müssen. Bismarck ist heute
nicht mehr der Rufer im Streit, um und gegen welchen
sich Parteien scharen. Daher ist für Deutsche auch
nur noch eine einzige Beurteilung seiner Persönlichkeit
denkbar: Er hat die Jahrhunderte währende Sehnsucht
des Volkes nach Einigung erfüllt! Was er sonst noch
gethan oder gelassen hat, sinkt neben dieser einen Groß-
that ins wesenlose Nichts zurück. Leider aber besteht
unser Volk nicht nur aus wahrhaft Deutschen, nicht
nur aus Männern, deren tiefstes Empfinden im vater-
ländischen Boden wurzelt. Die einen schielen immer

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Die Kunst für Alle X.
 
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