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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0284

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Larbcncmpsindliche Platten.

Ilber die Verwendung farbenempsindlicher
(orthochromatischer) Platten finden sich
bei den meisten Amateuren höchst unklare
Vorstellungen. Die gewöhnliche Bromsilber-
platte hat die größte Empfindlichkeit für
blaue und violette Strahlen; erst bei sehr
langen Belichtungen bringen auch grüne,
gelbe und zuletzt rote Strahlen einen merk-
lichen Eindruck auf derselben hervor. Ganz
anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn
man den Platten gewisse Farbstoffe zusetzt..
Hierdurch wird einerseits die
Blau- und Violett-Empfindlichkeit
herabgedrückt, andrerseits die Em-
pfindlichkeit für Grün, Gelb und
Rot gehoben. Zur Färbung der
Platten benutzt man gegenwärtig
fast ausschließlich den „Erythro-
sin" genannten Anilinfarbstoff,
oder eine Silberverbindung des-
selben. Nicht wenige Fabrikanten
bezeichnen ihre Erzeugnisse als
Eosin-Platten, während man
thatsächlich mit Erythrosin färbte.

Der im Handel befindliche Eosin-
Farbstoff ist für die orthochro-
matische Photographie viel weniger
geeignet als Erythrosin und wird
daher gegenwärtig kaum noch be-
nutzt. Unter den verschiedenen
Erythrosinen eignet sich für unsre
Zwecke am besten das von
Schuchardt in Görlitz herge-
stellte. Man kann den Farbstoff
dem lichtempfindlichen Bromsilber
auf zwei Weisen zusllhren: durch
Zusatz desselben zur Emulsion vor
dem Gießen der Platten oder durch Baden der
fertigen Platten in einer sehr verdünnten
Farbstoff-Lösung. Bei dem ersteren Ver-
fahren verwendet man die Silberverbindung
des Erythrosins, bei dem letzteren das reine
Erythrosin. Bei den in der Emulsion ge-
färbten Platten ist die Haltbarkeit und die
orthochromatische Wirkung, d. h. also die :
Empfindlichkeit für Grün, Gelb und Rot,
eine bessere, die Gesamtempfindlichkeit aber
eine geringere als bei Badeplatten. Wer
daher auf hohe Empfindlichkeit achten muß,
giebt den Badeplatten den Vorzug.

Ein gutes Rezept für Badeplatten ist
folgendes: Vorrat-Lösung 0,l §r Erythrosin
ans 50 ccm OOProz. Alkohol. Zum Bade
mischt man lOO ccm destilliertes Wasser mit
2,5 ccm dieser Vorrat-Lösung und filtriert
zum Abhalten der Staubteilchen. Hierin
verbleiben — natürlich in der Dunkelkammer
— die Platten 60 bis 70 Sekunden; dann
läßt man dieselben 10 Minuten auf Fließ-
papier ablausen und stellt sie entweder frei
im dunklen Raume oder im Trockenschrank
auf. Das Trocknen beansprucht je nach der
Temperatur verschieden lange Zeit. Man
verwende die Badeplatten frühestens drei
Tage nach dem Bade, da sie erst nach dieser
Zeit ausgereift sind; sie halten sich dann
0 bis 8 Wochen. Nach dieser Zeit tritt
Neigung zur Schleierbildung auf. Benutzt
man Bäder, die Ammoniak enthalten, so sind
die Platten nur wenige Tage haltbar.

Die orthochromatische Wirkung zeigt sich
erst deutlich, wenn mau mit Hilfe einer Gelb-
scheibe die blauen und violetten Strahlen
abschwächt. Bei den in der Emulsion ge-
färbten Platten ist die Verwendung der Gelb-
scheibe nicht so unbedingt notwendig, wie
bei Badeplatten, da bei ersteren an sich schon
die Empfindlichkeit für blaues und violettes
Licht erheblich herabgedrückt ist.

Bringt man die Gelbscheibe unmittelbar
vor oder unmittelbar hinter dem Objektiv
an, so wird dadurch die seine Zeichnung des
Bildes um so unangenehmer beeinträchtigt,

Photographieren mit Spiegeln.

E. Liese gang giebt in seinem „Ama-
teur-Photograph" (März 1895) eine An-
leitung, mittels einer einzigen Belichtung
eine Person in fünf oder noch mehr ver-
schiedenen Stellungen zu photographieren:
Man setzt an Stelle des Hintergrundes zwei
große, nicht eingerahmte Spiegel. Letztere
müssen in einem gewissen Winkel zu ein-
ander ausgestellt werden. Je spitzer dieser
Winkel ist, um so öfter wird die vor den
Spiegeln stehende Person wiedergegeben.

Bilden die spiegelnden Flächen
einen Winkel von 90", so erhält
man drei Spiegelbilder, bei 60"
fünf, bei 45° sieben. Bei öfters
wiederholter Spiegelung werden
die Bilder jedoch immer schwächer
und entfernen sich immer mehr.
Am zweckmäßigsten bleibt ein
Winkel von 72". Dabei wird die
aufzunehmende Person so gestellt
oder gesetzt, daß sie der Camera
den Rücken zuwendet, so daß also
das Gesicht den Spiegeln gegen-
über sich befindet. Vor der Ca-
mera wird ein großer schwarzer
Schirm mit runder Oesfnung für
das Objektiv aufgestellt. Läßt
man diese Vorsichtsmaßregel
außer acht, so spiegelt sich die
Camera mit dem Photographen
gleichfalls ab.

Die Wurzhükle bei L-chlirrser.

Ausnahme von Ernst Ke user in München.

je dicker die Gelbscheibe ist. Eine möglichst
dünne Scheibe in der Blendenebene thnt der
Schärfe des Bildes wenig Abbruchs Am
vorteilhaftesten ist es jedoch, die Gelbscheibe
unmittelbar vor der Platte einzusetzen. Aller-
dings muß dieselbe dann eine gut geschliffene
Spiegelscheibe und gänzlich frei von Blasen
sein.

Stereoskopische llZcigungDildec.
/^s ist eine bekannte Thatsache, daß, wenn
' man bei Architekturaufnahmen die Ca-
mera nach oben oder nach unten neigt, sich
im Bilde die sogenannten stürzenden Linien
einstellen: alle in Wirklichkeit geraden Linien
laufen im Bilde nach oben oder nach unten
zusammen. Jeder Amateur weiß daher, daß
er bei Aufnahme von Häusern, Denkmälern
u. dergl. mit peinlichster Sorgfalt auf Senk-
rechtstellung der Visierscheibe achten muß.
Bei stereoskopischen Aufnahmen darf man
von dieser Regel abweichen. Vereinigt man
nämlich zwei mit stürzenden Linien ver-
sehene stereoskopische Aufnahmen mit Hilfe
des Stereoskops zu einem Bilde, so ist man
erstaunt, von den stürzenden Linien sehr
wenig oder überhaupt nichts mehr zu merken.
Nur muß man die Vorsicht gebrauchen, das
Stereoskop beim Betrachten der Bilder ebenso
zu halten, wie die Camera bei der Aufnahme
stand. War letztere bei der Aufnahme nach
oben gerichtet, so richtet man auch das
Stereoskop nach oben — und umgekehrt.


Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
vr. R. Neu bauß, Berlin, 8VV., Deffauerstraße 16.

-^7 ^—/67A-.

Le-akliousschluß 30. Alär: 1895.—Ausgabe 13.April 189s.

Tnbalt des dreizehnten Leftes: Teri: Fr.

Pecht. Franz von Defregger. — A. Stier. Apho-
rismen. — T-r. Allerlei von der Kunst.—Friedr.
Haack. Bismarck und die Kunst. — Personal- u.
Ateliernachrichten rc. rc. — Der Amateur-Photo-
graph. Dikderöeilagen: Franz v. Defregger.
Die heilige Familie. — Derselbe. Das letzte Auf-
gebot. — Derselbe. Die Heimkehr der Sieger.
— Derselbe. Speckbacher und sein Sohn Anderl.

verantwortlicher Redakteur: Fritz Schrvartz. — Druck der Bruckmaun'schen Buchdrnckerei in München.
 
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