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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Relling, ...: Die Große Berliner Kunstausstellung, [1]
DOI Artikel:
Rée, Paul Johannes: Was ist Kunst?, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0348

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27S

Die Große Berliner Kunstausstellung, von vr. Relling. — lvas ist Kunst?

schon auf mehreren Ausstellungen
war, und zahlreicher Studien.

War das wohl nötig? Unter den
BerlinerLandschastern spielte früher
Eugen Bracht eine größere
Rolle als jetzt. Ich wurde doch
wieder aus ihn aufmerksam. Ich
notierte eine rote Heide mit blauem
See als angenehm. Wilhelm
Feldmanns zarte und beinahe
zärtliche Mondscheinlandschaft ist
recht gut. He r mann Hendri ch
bringt mehrere seiner phantasti-
schen Landschaften, keine reicht
aber doch an Siegfrieds Totenzug heran, den er vor zwei Jahren ansgestellt hatte. Karl Saltzmanns
diesjährige große blaue See hängt wieder im Ehrensaal. Hans Bohrdt ist leider ganz Scehistorienmaler
geworden, auf zwei großen Leinewanden hat er merkwürdige Geschichten dargestellt, deren ausführliche Erzählung
man im Katalog Nachlesen möge. Schade!

Von namenlosen Berliner Malern hängen in den Seitenkabinetten die schwere Menge Bilder. Sie
können namenlos bleiben. Die ausländischen Bilder geben den heimischen Künstlern eine herbe Lehre. Das
konnte niemandem zweifelhaft sein, der seit langer Zeit hiesiges und auswärtiges Knnstleben prüfend beobachtet.
Dem Schuldigen gönnt man die Strafe, und nicht ohne einige Schadenfreude wird man den großen Neinfall
der Berliner Künstler auf ihrer eigenen Ausstellung dieses Jahr konstatieren. Wenn es nur endlich einmal
nützen würde.

Wa§ ist Kunst 7

von De. Paul Johannes Ree (Nürnberg)

(Schluß)

Wilhelm Raube, von Hanns Fechner.

Triefen Zwiespalt zu lösen ist zu allen Zeiten das
^ Streben der Menschen gewesen. Er quält ihn,
und selbst der Stumpfe, der dahinlebt, ohne über das
Woher, Wohin und Warum seines Daseins nachzu-
denken, wird an ihn gemahnt bei dem Gedanken an
den Tod. — Ihn aufzuheben giebt es drei Mittel.
Entweder man sagt, es giebt nur eine Welt der Sinne,
und das Geheimnis des Glückes besteht darin, diese
zu befriedigen, so lange und so gm als möglich, oder
es besieht nur eine übersinnliche Welt und das Ge-
heimnis des Glückes ist: nur in dieser vom Geiste des
Guten geschaffenen übersinnlichen Welt, zu leben, die
Welt der Sinne aber für keine wirkliche zu halten,
sondern vielmehr als eine vom Geiste des Bösen ge-
schaffene Täuschung zu betrachten. Das dritte Mittel,
und das scheint unserem Philosophen das richtige zu
sein, ist die Versöhnung beider, d. h- die Entfaltung
der sinnlichen Kräfte, Sichausleben in der Natur, Sich-
freuen an dem und genießen dessen, was sie uns bietet,
zugleich aber Hingebung des Ich an das Allgemeine
und Streben nach der ewigen Wahrheit. Diese For-
derung aber ist eine ideale, in der Wirklichkeit schwer
zu erfüllende, ja nie zu leistende.

Wäre der Mensch frei in einer vollkommenen
Welt, so wäre dies noch denkbar, aber die Freiheit des
Menschen ist sehr bedingt, unerbittlich und starr steht
 
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