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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Clifford, Lucy Lane: Die letzten Pinselstriche, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0042

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Rach Mrs. N). R. Llifford

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Wühle. Rach einer Radierung von Hans am Ende (Worpswede).

^abresausstellung is895 der Aünstlergenosienschast im Agl. Glaspalast zu München.

nach England ging. Sie luden sie ein, als sie neun-
zehn oder zwanzig war."

„Ach ja, ich erinnere mich, wie sie damals nach
Mademoiselle sandten", sagte Carbouche. In dem Ge-
sicht des Engländers brach ein Zug der Genugthnung
hervor.

„Jetzt verstehen Sie mich, wie ich sehe", sagte
er, „meine Frau sagte mir, wenn alle Überredungs-
versuche fehlschlügen, so solle ich nur Vorbringen, daß
Sie alte Freunde wären."

„Frau Gräfin haben ein ausgezeichnetes Gedächt-
nis", sagte der Maler voll Hohn, „es paßt zu den
anderen Eigenschaften, deren ich mich an Mademoiselle
entsinne."

„Sie waren in derselben Pension?" sagte Lord
Harlekston.

„Ich wohnte bei Monsieur und Madame Carton
am Pavillon Rouge. Ich war jung, Monsieur, und
verehrte einen alten Soldaten über alles; Monsieur
Carton war ein solcher, doch er hatte noch der alten
Ordnung der Dinge angehört und verachtete die neue.
Er hatte Paris verlassen und lebte mit seiner Gattin
ruhig am Pavillon Rouge von dem Gelde, welches sie
hinübergerettet hatten und dem, welches sie sich durch
Stundengeben erwarben. Monsieur unterrichtete einige
junge Leute in der Stadt, und Madame hatte immer
eine oder zwei Schülerinnen im Hause. So lernte ich
das Fräulein kennen; sie wohnte hier mit ihrer Mutter,
einer Mrs. Brooke."

„Es sollte mich wundern, wenn Sie sie nicht ge-
malt hätten; sie war sehr schön."

Für einen Augenblick besänftigten sich die Züge in
Carbouches Antlitz, als er antwortete: „Ja, sie war
sehr schön."

„Aber wahrscheinlich studierten Sic an einer der

Pariser Kunstschulen; ich habe niemals gehört, wer
die Ehre hatte, Ihr Lehrer zu sein."

„Ich habe einen gehabt, Monsieur, und gehöre
keiner Schule an. Wenn man Feuer in sich hat, so
kann man es auch nähren und stark machen. Aber
wenn einer ein Auge hat, das trügt, und eine Hand,
die ihm nicht dienstbar ist, wenn einer das Äußere der
Dinge nicht richtig sieht und die Seele, die in ihnen
wohnt, nicht versteht, dann thäte er besser daran, seine
Bemühungen aufzugeben, der Welt das zu bieten, was
einer seiner Art ihr nicht bieten kann."

„Aber alle Männer haben auf irgend einer Schule
studiert."

„Alle — mit Ausnahmen, Monsieur."

„Meine Frau erzählt mir, daß
Sie viel miteinander geplaudert haben."

„Es ist äußerst gütig von Madame,
daß sie sich dessen entsinnt" — des

„Es ist äußerst gütig von Madame, daß sie sich dessen entsinnt —

Die Aunst für Alle XI.

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