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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Zum fünfundzwanzigsten Todestage Moriz von Schwinds: geb. 21. Januar 1804 zu Wien, gest. 8. Februar 1871 zu München
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Pamina und Tsmino. von Moriz von Schwind.

Aus den Bildern zur Zaubersiöte in der Loggia des R. u. A. kiofopernbauses zu Wien.

Tum fünfundziusnzigsten LodeKage Moriz bau Schwind^.

Geb. 21. Januar 1804 ;u Wiru, gest. 8. Februar 1871 ;u München,
von L- L. von Berlepsch.

„Man muß machen, wie einem der Schnabel gewachsen ist."

Nachdruck verdaten. <Aus einem Briese Schwind? an Genelli.)

ein Vielen und dem Guten, was über Meister Moriz von Schwind
gesagt und geschrieben worden ist, neue Thatsachen oder Daten hinzu-
zusügen, ist nicht Zweck vorliegender Zeilen.

Ein anderer Grund hat sie hervorgerusen:

Man seiert seit Monaten sozusagen tagtäglich das Gedenken jener
Tapferen und Braven, die vor fünfundzwanzig Jahren den deutschen Waffen
zum Siege verhalfen. Da wird es wohl auch die rechte Zeit sein, wenn
bei Umlauf eines Vierteljahrhunderts seit seinem Todestage eines Mannes
gedacht wird, dessen ganzes Wesen, dessen große Kunst mit das Beste dar-
stellt, was deutscher Geist in deutschem Sinne geschaffen hat, und zwar
beginnend unter tausend Schwierigkeiten in einer Periode, wo das an-
empfundene Hellenentum, das die Kunst in Deutschland beherrschte, jede
ihm nicht kongruente Äußerung bei Seite schob oder wenigstens zu schieben
versucht hat. Doch nicht gegen das Hellenentum allein wandten sich die
Arbeiten dieses Mannes, er trat mit gleicher Überzeugung der malerischen
Altertümelei entgegen, die auch damals ihre gewichtigen Vertreter hatte.

„Ich weiß, daß ich die Fähigkeiten habe, einen neuen Gang einzu-
schlagen; ich weiß, daß nichts Kunst ist, als was das Bild giebt für die
Erkenntnisse, die das Ergebnis unserer Zeit sind. Was soll es der Nach-
welt, das nachzumachen, was nicht mehr zu erreichen ist und nicht erreicht
zu werden braucht", so schreibt Schwind an seinen Freund Schober.
Hundert andere Stellen verwandten Inhalts ließen sich als Charakteristika zitieren. Es sei nur die eine Be-
merkung noch angeschlossen, die er gelegentlich der Betrachtung des Overbeckschen Altarbildes im Kölner-
Dom macht: „Es schwankt jeder, so mußte ich mir sagen, der seine Muttersprache verlernt hat".

Was Schwind als Künstler gewesen, wie er, der von Stufe zu Stufe bis in den Abend seines Lebens
hinein immer mehr emporgestiegen, eine von den seltenen menschlichen Erscheinungen gewesen ist, deren Ent-
wicklung keinen Kulminationspunkt, sondern ein stetes Weiter — Weiter — Wachsen, mithin eine ganz phäno-
menale Ausstattung an innerlicher Kraft zeigt, das haben seine Biographen in ausführlicher Weise, L. v. Führich
in seiner begeisterungsvoll gehaltenen Lebensskizze allen anderen voran, dargethan. Wer aber Augen dafür
hat, dem sagen es die Werke des Toten am besten selbst. An ihnen dokumentiert sich wie bei allem Künstlerischen

iS

Moriz von Schwind.

Die Aunst für Alle XI, IO. 15. Februar 1896.
 
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