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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0241

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^88 Personal- und Atelier-Nachrichten.

neuestes Gemälde -kicce domo- zur Ausstellung bringen, von
welcher Schöpfung ein Pariser Berichterstatter folgende Schilde-
rung giebt: „Es ist voll tief schmerzlichen Ausdrucks. Wir sehen
Pontius Pilatus, wie er dem Volke den gegeißelten Christus zeigt
und es zur Milde umzustimmen sucht. Das große Gemälde ist
dramatisch belebt und die Physiognomien und Geberden erinnern
an die früheren Werke des Meisters „Christus vor Pilatus" und
„Christus auf Golgatha". Der Kopf der heiligen Jungfrau, die,
angesichts der blutenden Gestalt, ohnmächtig zusammengesunken
rst und Magdalena, die weinend ihr Antlitz verbirgt, sind er-
greifende Verkörperungen unsäglichen Schmerzes." lerisj

— London. Die „Royal Academy of Arts" erwählte
Adolph Menzel zum auswärtigen Ehrenmitglied. lWSH

O. 8. Köln. In geistiger Umnachtung starb am 11. Februar
der frühere Museumsdirektor Arthur Pabst in der Provinzial-
Heilanstalt zu Grafenberg bei Düsseldorf. Er war am 8. Fe-
bruar 1852 zu Halle a. S. geboren und wollte Architekt werden,
wandte sich aber später kultur- und kunsthistorischen Studien zu.
Er begann seine eigentliche museale Thätigkeit an den Kgl. Museen
zu Berlin, bei welchen er sich anfänglich mit Epigraphik be-
schäftigte und nach kurzer Zeit zum Kunstgewerbe-Museum über-
trat, woselbst er elf Jahre als Assistent und Tekorial-Assistent
bis 1888 thätig war. Köln verdankt ihm die treffliche Einrich-
tung seines hervorragenden Kunstgewerbe-Museums, an welchem
er von 1888 bis Ende 1894 als Direktor allgemein beliebt und
geachtet wirkte. Er war auch schriftstellerisch sehr produktiv
thätig, von 1885 bis 1894 war er der Herausgeber des Kunst-
gewerbeblattes — Seemann-Leipzig — und publizierte gleich-
zeitig eine Reihe bedeutender Privatsammlungen. Sein Haupt-
gebiet war die Keramik. IK28ZI

— Gestorben: In Paris am 5. Februar der Bildhauer
Jean Auguste Barre, dessen Name auf den französischen
Geldstücken mit dem Kopfe Napoleons III. zu lesen ist Seine
Büste Napoleons wurde im Jahre 1852 ausgestellt und später
zum amtlichen Modell für das französische Geld gewählt. Sie
trug ihrem Bildner den Titel >6raveur general ckes nionnaies- ein.

s. 8. Berlin. Die Interessen der Berliner Kunstfreunde
galten in den letzten Wochen ziemlich ausschließlich den beiden
Äenzel-Ausstellungen, die zu Ehren des 80. Geburtstages
des Meisters veranstaltet waren. Ein befreundeter Fachgenosse
hat zum Festtage in dieser Zeitschrift über Menzel Treffliches
geschrieben, so daß der diesmal arg verspätet nachhinkende Be-
richterstatter in >ketit- nur auf die Wichtigkeit und Vollständigkeit
dieser beiden Ausstellungen Hinweisen möchte. Die National-
galerie, die Menzel gegenüber immer ihre Schuldigkeit im weitesten
Umfang gethan hat, vereinigte im zweiten Cornelius-Saal die
Zeichnungen, Aquarelle. Gouachen, Holzschnitte und Lithographien
Menzels aus ihrem Besitz zu bequemem Ueberblick eines wesent-
lichen Teiles seiner Lebensarbeit. Die Oelbilder Menzels und
die Gouachen von bildartiger Wirkung waren im Uhrsaal der
Akademie Unter den Linden ausgestellt. Die einzige Gelegenheit,
die Werke eines unserer gefeiertsten Meister nahezu vollständig
beisammen zu finden, muß um so mehr gerühmt werden, als
sie uns selten genug geboten wird. Die Akademie glaubte aber
verpflichtet zu sein, zugleich mit Menzel und in derselben Aus-
stellung zwei andere Achtzigjährige ihrer Mitglieder feiern zu
müssen. Diese beiden anderen waren Andreas Achenbach und
Julius Schräder. Wie klein erschienen die beiden neben Menzel
und, was man nicht erwarten sollte, Achenbach am kleinsten. Die
Bilder von Achenbach sind in der Mehrzahl unerträglich, weil
sie sich in so wenigen und nur in unwesentlichen Dingen von
einander unterscheiden. Klein aber erschien er neben Menzel,
weil Achenbachs Bilder in langer Reihe gesehen keine künstlerische
Entwicklung und kein Vorwärtskommen erkennen ließen. Schräders
Bilder boten das freilich gerade auch nicht. Seine gestelzten Ge-
schichtsbilder wirkten bloß unmodisch und als Erinnerungen an
eine abgewirtschaftete Kunstauffassung. Einige seiner Porträts
vermochten aber noch unmittelbar zu fesseln, namentlich solche
aus seiner früheren Zeit, wie das Alexander von Humboldts,
aber auch eines aus seiner späteren Zeit, das des Herrn von Hanse-
mann. Eines mußte, wenn nian sich mit Menzel eingehend be-
faßte, wundern, daß er trotz intensivsten Schaffens so wenig Ein-
fluß aus die Berliner Kunst ausgeübt hat. Freilich darf ja der
Umstand das Urteil über einen Künstler nicht bestimmen, ob er

Ausstellungen und Sammlungen.

Schule gemacht hat oder nicht. Die künstlerische Vereinsamung
Menzels spricht nicht gegen ihn, sondern gegen die Berliner.
Es ist ja nicht leicht, zu sagen, welche Gruppe die Berliner
Kunst charakteristisch vertritt. Aber welche man sich auch ansehen
mag, keine ist von Menzel bestimmt und keine geht auf Wegen,
die er gewiesen hätte. Die gegenwärtige durchschnittliche Berliner
Kunst mit ihren guten und ihren schlechten Seiten scheint mir
am richtigsten und besten durch den Künstler-West-Klub
repräsentiert. Die schlechten Seiten will ich, ein höflicher Mann,
nur leise streifen. Ich möchte sie in der Zerfahrenheit erkennen,
in der Ungleichmäßigkeit der Ziele, denen die einzelnen Mitglieder
zustreben. Des Guten bot die Ausstellung des West-Klub
immerhin Einiges. Flotte, frische Porträts von Meyn, darunter
das des lustig lachenden Malers Uth, dieses farbig so begabten
Künstlers Landschaften, die phantastischen Märchenschöpfungen
Hendrichs, deren Inhalt nachzugehen immer wieder lockt. Als
zweifellos bestes Bild muß ich eine Landschaft von L. Dettmann
rühmen, eine Ansicht der Stadt Mölln mit ihren roten Ziegel-
dächern im Sonnenschein daliegend in seltsamer durch einen bunten
Regenbogen verklärter Beleuchtung. Das Bild ist ernst, tüchtig,
nüchtern, und doch voll seiner Stimmung. l62vsi

— Versand von Kunstwerken nach Oesterreich.
Die Versendung von Gemälden und anderen Kunstwerken aus
Deutschland und anderen Ländern Europas nach Oesterreich und
umgekehrt war in den letzten Jahren mit mancherlei Schwierig-
keiten dadurch verbunden gewesen, daß die Eisenbahnverwaltungen
unter sich die Vereinbarung getroffen hatten, daß Kunstwerke an
einen Grenzspediteur zu adressieren waren, der sie zu übernehmen
und an den eigentlichen Empfänger weiter zu befördern hatte.
Wie uns von Seite des Kunslvereins für Böhmen in Prag mit-
geteilt wird, ist endlich in dieser Richtung wenigstens teilweise
Abhilfe getroffen worden, indem vom 1. März l. I. angcfangen
aus Deutschland, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden
Gemälde mit direkten (d. h. internationalen) Frachtbriefen nach
Oesterreich versandt werden können. — Es ist im Interesse sowohl
der Künstler als auch der Kunstvereine gelegen, von diesem Zeit-
punkte angefangen sich in keinem Falle der Vermittelung eines
Grenzspediteurs zu bedienen.

L Zürich. Die Februar-Ausstellung des „Künstler-
hauses" war wiederum recht interessant zu nennen. Erfreu-
licherweise ist auch die Teilnahme, welche man den Ausstellungen
entgegenbringt, in stetem Wachsen begriffen und dokumentiert sich
durch mancherlei in der letzten Zeit abgeschlossene Verkäufe. l«2e^
pIO Basel. Ausstellung der Secession, Verein
bildender Künstler Münchens. Am 2. Februar wurde von
der Secession in der Kunsthalle in Basel eine Ausstellung von
Mitgliedern und Anhängern des Vereins eröffnet, welche bis An-
fang März dauern wird. Dieselbe enthält Oelgemttlde, Aquarelle,
Pastelle, Radierungen und Plastik. Die Hauptwerke sind von
Dill, Uhde, von Habermann, Keller-Reutlingen, Buttersack, Franz
Stuck, Zügel, Alb. Keller, H. König, L. Hetterich, Kalckreuth,
Böcklin, Dettmann, v. Berlepsch, Völlmy, Meyer-Basel, Sand-
reuter, Strobentz, Ernst Zimmermann, Ulrich, Block, Heyden rc.
Die Plastik ist vertreten durch Jos. Floßmann und Heim. Hahn.
Die Ausstellung macht einen künstlerisch sehr vornehmen Eindruck
und wurde von den Herren Sandreuter und Völlmy arrangiert.
Dank des Entgegenkommens der Vorstandschaft des Basler Kunst-
vereins wurden sämtliche Räume im zweiten Stock und ein Lokal
für die Radierungen im ersten Stock der Kunsthalle zur Ver-
fügung gestellt. Die Kollektion wurde von der Münchener Jury
sorgfältig ausgewählt mit Vermeidung der extremsten Werke und
erfreut sich des allgemeinen Beifalles der kunstsinnigen Basler
Bevölkerung. Auch in pekuniärer Hinsicht haben sich die Münchener
Künstler nicht zu beklagen, da bereits eine größere Anzahl Werke
Käufer gefunden hat und noch einige in Unterhandlung sind.
Die Leitung der Geschäfte liegt in den bewährten Händen des
Herrn Hermann Paulus. Ein sehr gefälliger Katalog wurde
gleichfalls angefertigt und erlebte eine bedeutende zweite Auflage.
Das bekannte Plakat von Stuck mit dem Kopfe der Pallas
Athene, das Wahrzeichen der Secession, hat auch für diese Aus-
stellung Verwendung gefunden. IKAos

— Prag. Der Kunstverein für Böhmen wird seine
57. Jahresausstellung im Rudolfinum in der Zeit vom 15. April
bis 15. Juni abhalteu. Bei den befriedigenden Resultaten der
vorjährigen Ausstellung (die Verkäufe erreichten die Summe von
ca. 52500 M.) wird gewiß auch die heurige zahlreich beschickt
werden. Die näheren Bestimmungen dafür sind von der Ge-
schäftsleitung des genannten Vereins zu erfahren. l627Ss
 
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