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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Die Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession 1896
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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0293

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von k>, L. von Berlepsch. — Die Iakresausstellung im wiener Künstlerhanse.

22Y

Ein heißer Tag. von Heinrich Zügel.

Ihrer Lebtag blos a talentvoller Mensch, aber a Künstler Werdens nie".-- Mir liegen die »vesastres

cle In Querin« von Goya zur Seite, während ich diese Zeilen schreibe. Solche Kunst lächelt nicht, sie schlägt
keine Salti; sie ist fürchterlich ernst, grauenhaft ernst. Aber der öffnet einem die Augen; hundert andere
wollen sie verschleiern. Manch einem auf der Secessions-Ausstellung mag man mit ernsten Gedanken
nahen, ohne davon abgebracht zu werden; manch anderer aber unter den Ausstellern hat vielleicht nie daran
gedacht, daß die Kunst kein Spaß sondern bitterböser Ernst sei, daß zwischen wahrem und Scheingefühl ein
tiefer, üefer Abgrund klaffe. Man mag sich an den tiefgefühlten Bildern von Hans Thoma erwärmen, den
geistreichen Arbeiten von Ludwig Dill, Albert Keller, Zügel, Fr. von Uhde, Haueisen, Herzog und
wenigen anderen volle Ehrerbietung zollen, dann aber kommt das andere — vielleicht bin ich im Irrtum:

Os gustibus non est äisputanäum!

Die WhreKuuMellung im Wiener MnMerhause.

von Larl v. vincenti.

war ein strahlender Tag, der Eröffnungstag, laut
Kalender Frühlingsanfang, der 21. März. Vor
dem Künstlerpalais in der Lothringerstraße halten Equi-
pagen, auch kaiserliche; drinnen ist ein Gedränge und
Geschiebe von 2000 Menschen. Neuausgestellte Frühlings-
toiletten, Frühlingsgesichter, reizende Frauen, Jungblut.
Der Kaiser kommt. Alles drängt und reckt die Hälse
vor: dem Kaiser eine Gasse! Und der Allerhöchste Herr
tritt seinen Rundgang an. Gerade von der Riviera
zurück, scheint er erholt, guter Dinge. Er hat, wie
meist, für manches Bild ein liebenswürdiges, ein tref-

fendes Wort. Bei des würdigen, spätbekehrten Segantini
„Gestalten der Kindesmörderinnen", das im Vorjahre
bereits in München ausgestellt war, spricht der kaiser-
liche Kunstfreund den Wunsch nach einem Kommentar
aus. Das Wort ist eine Kritik, nicht für dieses eigen-
artige Bild allein, dem ein buddhistisches Märchen zu
Grunde liegt (die Leser der „Kunst für Alle" kennen
das Gemälde aus der in Heft 3 d. l. I. gebrachten Nach-
bildung), sondern für manche Schöpfungen noch ex-
tremerer Tendenz, die von der Bewegung obenauf ge-
tragen werden.
 
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