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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Schumann, Paul: Englische Griffelkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0313

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von vr, Paul Schumann.

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Zu diesen Künstlern kommen ferner CH. Watson mit reizvollen Architekturradierungen, dann der
Schotte D. I. Cameron, der ebenfalls englische und holländische Bauwerke mit feiner Verwendung des
Helldunkels in Rembrandts Art zu ätzen pflegt, weiter Felix Buhot, welcher die Eigentümlichkeit hat, seine
malerischen Straßenansichten mit einer geschlossenen Reihe von Einfällen zu umrahmen, weiter Josef Pennell,
E. W. Charlton, Percy Thomas, George Gascogne, der Pferd und Pferdesport zu seinem Sonder-
studium erkoren hat, u. a. m.

Die Steinzeichnung, die ja neuerdings in Frankreich, Deutschland — besonders durch Thoma,
Greiner, Steinhaufen — und auch in England wieder in Aufnahme gekommen ist, vertritt hier namentlich
Charles H. Shannon, dessen Steindrucke meist in der englischen Kunstzeitschrift »Itrs Oial« — einer
Schöpfung der Cchelsea-Schule — erschienen sind. Sicherlich weiß Shannon der Eigenart der Steinschnitt-
technik mit seinem weichen Strich wohl gerecht zu werden, aber er wird im Streben nach malerischer Wirkung
meist verschwommen und dunkel, so daß es schwer wird zu erkennen, was eigentlich dargestellt ist. Für liegende
und sich herunterbeugende Figuren scheint er eine besondere Vorliebe zu haben. Bei näherer Betrachtung
ergiebt sich, daß die absonderlichen Gestalten und Bewegungen auf tüchtiger Naturbeobachtung beruhen. Am
zugänglichsten sind Shannons Bildnisse, die in ihrer Art Meisterwerke sind. Natürlicher giebt sich Th. R. Way,
der namentlich eine Folge von Themseansichten mit höchst lebendiger Licht- und Fernwirkung herausgegeben hat.

Wollten wir das Bild der englischen Griffelkunst vervollständigen, so müßten wir weiter die Bücher-
Jllustratoren erwähnen, unter denen namentlich Walter Crane, Heywood Sumncr, Aubrey Beardsley
und Anning Bell hervorragen. Der letztere ist zugleich der beliebteste Künstler für die Anfertigung von
Bücherzeichen (Exlibris), die sich erfreulicherweise neuerdings wieder hoher Wertschätzung in England erfreuen.
Hierauf näher einzugehen mangelt es an Raum. Doch genügen schon diese Andeutungen um zu zeigen, welch
reiches Leben gegenwärtig auf dem Gebiete der englischen Griffelkunst herrscht. Einen feinsinnigen litterarischen
Interpreten im eigenen Lande hat sie in Frederick Wcdmore gefunden, der uns in seinem Buche
»LtcllinZ- in Ln§1ancl« (London 1895, George Bell and Sons, gebd. 8*/s M.) keine eigentliche Ge-
schichte der modernen englischen Radierung giebt, Wohl aber den Leser in einer Reihe von Charakteristiken
einzelner Künstler mit dem besten bekannt macht, was in den letzten Jahrzehnten auf diesem Gebiete geleistet
worden ist. Eine Studie über Hellen bietet eine dankenswerte Ergänzung zu den Betrachtungen über
„englische" Griffelkunst, in die an und für sich schon Meister wie Whistler und Legros mit einbezogen sind.
Das typographisch mit Geschmack hergestellte Buch weist als hübsche Zierden fünfzig sauber ausgeführte
Illustrationen aus, die in der Auswahl der damit reproduzierten Blätter die Wedmoreschen Charakteristiken
in bester Weise unterstützen.

Purflrek an der Lhrmft. Nach einer Vriginal-Radierung von seV IN 0 ur Haben.
 
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