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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Pecht, Friedrich: Franz Simm
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Hann, Pauline: Frühjahr-Ausstellungen in New York
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0331

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2S0

Franz -imm. — Frübjakr-Ailrstclliingeii in vcw vork.

Darin aber charakterisiert sich unser Simm als ganz Moderner, daß ihm der echt künstlerische Reiz
der Form weit über den des Inhalts geht. Er will vor allen Dingen malen, schön und reizvoll darstellen
und kümmert sich erst in zweiter Linie darum, was er darstellt. Ob das nun eine Madonna sei mit dem
kleinen Messias oder eine Venus mit dem Schalk von Amor gilt ihm offenbar ziemlich gleich, wenn sie nur
beide schön sind. Denn das Häßliche braucht er höchstens als Gegensatz zum Schönen, dessen Darstellung
sein eigentliches Ziel ist und bleibt. Er gehört offenbar zu jenen leichten und sonnigen Naturen voll Schaffens-
lust und Schöpferkraft, die zur Erquickung und Erfrischung der schwer belasteten Menschheit auf die Welt ge-
sandt wurden und wie sie besonders Österreich seit Mozart und Makart noch immer hervorbringt. Er überläßt
die Philosophie neidlos den Philosophen und die Theologie den Pastoren, er will aber auch ebensowenig
Jugend und Schönheit zum Besten der alten Weiber entthronen, wie heute so oft geschieht!

Frühjllhr-AusstcÜunNcn in Kein Mrii.

von p. Dann.

^^rie gewöhnlich öffneten die rivalisierenden Alten und
Jungen, die Akademiker und »^riists«, ihre Aus-
stellungsräume zur selben Zeit. Und außer ihnen erhob

Vlstndir ;u dem Gemälde „Takalr Sikualivn".

nun zum erstenmale noch eine dritte Vereinigung, die
Ausgeschlossenen, unter dem Titel »liberal ^rt TeaZue«
Anspruch auf Berücksichtigung. Nun herrscht ohne
Zweifel selbst in unserem so jungen Kunstzcntrum Pro-
tektion und Mißgunst, Parteilichkeit und Vorurteil; ja
das Aufflackern des Nativismus, wie es aus Anlaß des
Herterschen Heinebrunnens überraschend und beängstigend
zu Tage trat, mochte wohl den Gedanken nahelegen,
Künstler fremder Abkunft fänden auf Seite der Akademie
und der Loaietx ol /rrtists so wenig Entgegenkommen,
daß sie sich gezwungen sähen, diese dritte Vereinigung
ins Leben zu rufen. Glücklicherweise erwies sich diese
Befürchtung als übertrieben. In beiden Ausstellungen
haben die Eingewanderten reichlich und gut ausgestellt,
während man unter den Ausgeschlossenen eine große
Anzahl einheimischer „Verkannter" findet. Aber die

Berechtigung zu ihrer Sonderausstellung ist uns die
liberal .^rt ÜeaZue diesmal noch schuldig geblieben.
Derartige Abzweigungen erfolgen stets, wenn die Stamm-
gesellschaft in ihren Regeln verknöchert, durch Erfolge
verwöhnt, exklusiv wird. Aber dies scheint nicht der
Fall bei unfern älter» Gesellschaften zu sein: den Herrn
von der Akademie mußte die Angst vor den Vorwürfen
der Kritik, die nur zu oft ihr Selbstgenügen und ihre
Eigensucht getadelt, in die Glieder gefahren sein, denn
sie nahmen Wahl- und kritiklos alle möglichen Bilder an,
dadurch eine recht buntscheckige, unausgeglichene Aus-
stellung erzielend. Bei den »^rtisw« liegt es schon in
ihrem Kunstprinzip, daß sie Neuerungen angelweit die
Thore öffnen, und während man bei einer großen An-
zahl der Himmelsstürmer aus den früheren Jahrgängen
eine wundervolle Abklärung, eine Reife und ein Be-
herrschen aller Kunstmittel gewahrte, die man von ihnen
kaum zu hoffen gewagt hätte, verirrten sich andere zu
unglaublichen Experimenten. Im ganzen hätte in beiden
Galerien eine ganz erkleckliche Anzahl noch das Abge-
wiesenwerden verdient. Gegen die Secessionisten selbst
muß man den Vorwurf erheben, daß ihre Ausstellung
einen amateurhaften Eindruck macht. Nun muß zuge-
standen werden, daß noch vor kaum zehn Jahren das
Gleiche von den »^rtists« galt. Wie ein paar Fettaugen
auf einer sehr dünnen Wassersuppe erschienen damals
die Bilder, die Chase, Robert Blum, Reinhard, Sargent,
beisteuerten; aber die jungen Künstler scharten sich um
das Panier der Hellmalerei und siegten in diesem Zeichen.
Sie waren in einer Hinsicht im Vorteil gegen ihre
europäischen Kollegen, die öffentliche Meinung schlug sich,
hingerissen von dem frischquellenden Leben, der Be-
geisterung und Energie des jungen Elements von An-
beginn auf ihre Seite. Und das Glück ist ihnen treu
geblieben. Auch ihre diesjährige Ausstellung ist ein
Triumph über die Akademie. Wer daran zweifelt,
braucht nur die Preisbilder hüben und drüben anzu-
sehen. Die Landschaft bei den »^rtists« „Der Hafen
von Gloucester" von Willard Metcalf würde in jeder
europäischen Ausstellung Aufsehen erregen. Die heiße
Luft des Sommertages scheint über dem dunkelblauen
Wasser mit seiner Flotte kleiner Boote zu zittern. Man
fühlt die Sonnenglut über dem Halbrund weißer Häuser,
der grünen Landspitze zur Rechten des Beschauers.
Dieses Bild erhielt den Landschaftspreis, den ein Herr
Webb gestiftet. Zwei andere Landschaften desselben
Künstlers „Landung des Fährbootes" und „Hochsommer-
 
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