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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Pecht, Friedrich: Karl von Piloty: zur zehnten Wiederkehr seines Todestages, 21. Juli 1886
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0410

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vom Herausgeber. 32Z

Dir Amme an vrm VrM.ährrs,Irrbrndrn Kindes, von Karl von Piloty.

so leistete er dennoch dem fürchterlichen Übel lange einen wahrhaft heroischen Widerstand. Ja, er vollendete um
die Mitte der siebziger Jahre sogar noch sein größtes und wohl wertvollstes Bild: die den Münchener Rathaussaal
zierende, Kränze an alle verdienten Männer der Stadt verteilende Munichia. Da hat er sich als ein Bildnis-
maler ersten Ranges gezeigt, wie auch bei den hier beigebrachten Bildern der Kaiserin von Österreich, zweier
seiner Kinder u. a. m. Allerdings muß man gerade hier doppelt bedauern, daß er das für seine Begabung
doch so passende Fach eigentlich eher vernachlässigte. — Statt dessen schuf er bis zu seinem am 21. Juli 1886
erfolgten Tode noch eine Anzahl von seinem Talent wenig zusagenden Bildern, wie die zur Hinrichtung
fahrenden Girondisten, die klugen und thörichten Jungfrauen, endlich das Hinscheiden Alexanders des Großen.
Bei letzterem überraschte ihn selber nach einer ruhmvollen Laufbahn endlich der Tod, mit dem er so lange
mannhaft gerungen. War Piloty eine noch ganz südlich leidenschaftliche Natur vom brennendsten Ehrgeiz, so
beweist doch sein Verhältnis zu seinen vielen Schülern, die ihn alle noch heute verehren und lieben, am besten
die Vornehmheit seines Charakters und seine echte Begeisterung für die Kunst. Sie hat ihm denn auch gerade
in München ganz außerordentlich viel zu verdanken, wenn er selber auch vielleicht die Natur seines Talentes
nicht richtig erkannte und häufig Ziele anstrebte, die ihm unerreichbar bleiben mußten, zum Teil weil sie
eben überhaupt nicht erreicht werden können. Was er aber in ihrer Verfolgung für die Kunst besonders als
Lehrer, aber auch als schaffender Meister errungen, das wird ausreichen, seinen Namen für alle Zeiten zu
erhalten. Denn das große technische Vermögen und das solide Naturstudium war eben gerade das, was seine
Zeit und Schule in Deutschland am meisten brauchten, und so hat er die Kunst in München vom Wollen
wieder zum Können geführt, mehr als irgend ein anderer.
 
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