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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Flamand, F.: Die Kunst auf der internationalen Ausstellung zu Brüssel
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0450

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Die Kunst auf der internationalen Ausstellung zu Brüssel

liche Charakterstudie eini-
ger ihren Tod in der Arena
erwartenden Christinnen;

„Ohne Mutter" von
Walter Langley,

Hackers „Circe". Wie
immer bringt England auch
hier ausfallend viele Aqua-
relle in den Salon. Und
während ich Italien zur
Ehre seiner Künstlerschaft
hier übergehen möchte,
ebenso wie die „inter-
nationalen", aus denen
nur Jsmael Gentz mit
seinen Charakterköpfen be-
kannter Männer, einige
Schweizer wie Albert
Gos, Joseph Kauf-
mann, Von Moos,

Joseph Wetter, der
Brüsseler Unterberger,

Max Schlichting und
Alex. Sochaczewski
einigermaßen aufragen,

möchte ich von Holländern auch nur die wenigen Israels,
Mesdags, van Hoytemas und Ronners hervorheben,
die dieser Sektion etwas auffrischenden Glanz verleihen.

Dieses der internationale Salon der ebenso inter-
nationalen Brüsseler Industrie-Ausstellung. Während sich
aber dieser nur wenig über das Niveau des Durchschnitt-
lichen erhebt, feiert die Kunst in den beiden Parks der

Bois dr Boulogne. vor L. Manet.

Fruchtstück mit dem Pfau, von L. Adam Kunz.

Ausstellung unvergleichlich größere Triumphe. Ta haben
wir im Park des Cinquantenaire, in welchem auch der ge-
schilderteKunstsalon, den mächtigen und genialen Brunnen der
Chimäre Van der Stappens, der ebenso wie das Riesen-
relief Flambeaux' „Die menschlichen Leidenschaften" und
das Kairo-Panorama von Wauters, als städtische bezw.
staatliche Erwerbschaften an Ort und Stelle verbleiben
werden. Da haben wir ferner das Alpenpanorama von
Joseph Rummelspacher, welches den Belgiern recht ein-
drücklich die Augen über die deutsche Pauoramamalerei und
die Kunst der Perspektive auf großen Flächen geöffnet hat.
Dieses deutsche Alpenpanorama ist in diesem Sommer un-
bedingt die größte Sehenswürdigkeit Belgiens, ein Triumph
der deutschen Mal- und Dekorationskunst. Einen ganz
vortrefflichen und eigenartigen Kunstsalon aber enthält
die Ausstellung ferner in dem neu eröffneten Kongo-
museum. Ich gebe zu, daß die belgischen Bildhauer
De Rudder, Samuels, Dillens und so fort mit
ihren plastischen Gruppen von Kongolesen wirklich Lebens-
wahres geschaffen haben. Einzig in seiner Art aber
wird der Ehrensaal dieses Museums bleiben, in welchem
über neunzig Arbeiten aus Elfenbein von fast ebenso
vielen Künstlern des Landes geschaffen worden sind.
Nicht alles ist vollwertig; auch hier stehen wieder obenan
ein herrlicher „Christus am Kreuze" von Constantin
Meunier, ein allegorisches Standbild von Van der
Etappen „In boc siAno vinces" auf silbernem Sockel,
Arbeiten von Van Bernden, Wehns, Des Enfants,
Vinqotte. Das Packende an dieser Sonderausstellung aber,
die die verschiedensten Geschmackrichtungen und Verwertungen
des Elfenbeins allein oder in Verbindung mit anderen
Materialien enthält, ist die Absicht, dieser in Vergessenheit
geratenen Kunst der Elfenbeinschnitzerei zu einem neuen
Leben zu verhelfen. Allerdings werden Genies von der Wucht
eines Jef Flambeaux mit diesem Material nichts anzu-
fangen wissen, welches stets mehr der intimen Hauskunst
oder vielmehr der Kunst in der Intimität dienen wird.

Brüssel, Mitte Juli. ,f. Flamand.
 
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