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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Künstler-Postkarten
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Heilbut, Emil: Die Londoner Saison
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0488

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- „Künstler-Postkarten".

wendet, denn man
könnte aus dieser
Karte ebensogut
eine Annonce für
Bovril, Nestle oder
Liebig Herstellen.
Im großen und ganzen
können wir, einzelne Aus-
wüchse abgerechnet, mit den Be-
strebungen zur Hebung der illu-
strierten Karten auf eine künstle-
rische Höhe vollauf zufrieden sein.
Auch was die Reproduktion an-
belangt, ist in mancher Hinsicht bereits Mustergültiges
geschaffen worden, das sich kaum noch überbieten lassen

dürfte. Das Beispiel, das einzelne Verleger gegeben
haben, wird baldigst Nachahmer finden, bringt doch be-
reits jetzt schon fast jede Woche Neuheiten auf diesem
Gebiete. Auch das reisende Publikum, für welches diese
Postkarten vor allem bestimmt sind, wird sehr schnell
das Bessere dem Minderen vorziehen und soferne es
dem unvermeidlichen Sammelsport huldigt, der bereits
auch bei diesem Objekt einen gewaltigen Umfang ange-
nommen jhat, die Mühe nicht vergeblich aufgewendet
haben. Die Postkarten, die nach allen Richtungen
gelangen -und von allen Seiten eintreffen, haben dabei
außer dem postalischen noch den Zweck, wirklich gute
Kunst in die entferntesten und kleinsten Orte zu tragen.
Den Künstlerpostkarten ist demnach eine Mission Vor-
behalten, welche sie vollauf bethätigen mögen. L. 8,

Die Londoner Saison.

von Derman Lelferich.

eniger bedeutend als in früheren Jahren, boten die
diesjährigen Londoner Ausstellungen dem kontinen-
talen Beschauer immerhin einiges Interessante. Am
geringfügigsten war die Ausstellung der Academy; der
Tod von Leighton und Millais machte sich geltend; der
neue Präsident der Academy, Sir Edward Poynter,
hat sehr schlechte Sachen ausgestellt.

In der New-Gallery war eine etwas bessere Aus-
stellung; am interessantesten aber war die Ausstellung
der Grafton-Gallery.

Die New-Gallery ist bekanntlich die Rechtsnach-
folgerin der Grosvenor-Gallery; als diese infolge der
Thee-Revolution geschlossen werden mußte (man erinnert
sich in Deutschland: das Publikum und der Manager
wollten Thee haben und der Ausstellungsvorstand, aus
idealen Künstlern bestehend, wollte nicht, daß solcher in
den Sälen gereicht würde), übersiedelte der Ausstellungs-
vorstand in die New-Gallery. Hierhin ist der Enthusias-
mus des Publikums nur in geringerem Maße mitgegangen
und die schöne Frische ist vom „Präraffaelismus" dahin.

Auch das Haupt der Präraffaeliten, Sir Edward
Burne-Jones, hat nicht mehr die alte Frische. Er
hat dieses Jahr ein besonders großes Bild ausgestellt,
das ganz „in seiner Richtung" ist. Aber „zum Teufel"
ist sein Spiritus und nur seine alte Richtung ist ge-
blieben. Das Bild heißt »tbe?il§riin ok Oove«. Aber
die Liebe, der er sich hingiebt, ist schrecklich, ganz ohne
Kraft und ohne Mark; und die Gruppierung des Ge-
mäldes ermangelt jener Inspiration, welche den früheren
Bildern von Burne-Jones ein so edles Ansehen gab.
Die Landschaft ist sehr schlecht; und der Liebende schleicht
sich durch sie träge und scheu dahin — wahrlich, der
Freund von Burne-Jones muß ins South-Kensington-
Museum sich flüchten, um dort vor einem glücklich neu-
erworbenen Bilde aus der ältesten und besten Zeit des
Meisters die Freude an ihm wiederzugewinnen.

Dieses ältere Bild ist ganz besonders schön. Es
atmet den Tiefsinn von Rossetti und enthält die Glut
des Kolorits (obwohl es ein Aquarell ist), mit der der
verstorbene Rossetti, der bekanntlich Burne-Jones' Meister
war, seine Gemälde hinreißend machte. Nächst dem alten
herrlichen Burne-Jones hat das South-Kensington-Museum

auch ein herrliches Aquarell von Ford Madox Brown
erworben.

Aber kehren wir zur New-Gallery zurück. Dort
sieht man von Frau Kate Hastings einen heitern
Themseaspekt, von Markham Skipworth ein zart-
getöntes Porträt, von Henry Tuke das Porträt eines
ganz neuen Kleides und von Frau Swynnerton ein
glückliches Kinderbildnis. Philip Burne-Jones (der
Sohn von Edward) stellte ein etwas gequältes und
schweres Bild „Der Vampyr" aus, für ihn ein großer
Fortschritt, aber doch noch kein gutes Bild, von Alma
Tad ema findet man das hübsche Porträt eines Violinisten
und von Edward Stott eine liebliche und frische
Sommerscene, mit Kindern, welche sich im Baumes-
schatten baden. I. I. Shannon malte ein fades Por-
trät von der interessanten Marchioneß of Gramby (das
hätte er nicht thun sollen, der Kopf hätte für ihn heilig
sein müssen, denn er ist bereits von Watts verewigt);
— und Watts selber, dieser größte Porträtist der New-
Gallery, der Grosvenor-Gallery, der Academy und des
lebenden Englands überhaupt, stellte ein kleines, lieb-
liches Porträt seiner Frau aus.

Fräulein Alma Tadema ist wie ihr Vater und
wie ihre Mutter der Malerei beflissen; das ganze Haus
malt. Sie malte in
diesem Jahre eine
kleine Hochlands- ^
scene mit Sonnen-
schein, das Bild hat
einen herrlichen
Platz bekommen, auf
dem man es sehr gut
sieht. Ob iquel plai-
sir ck'avoir un päre,
darf Frl. Tadema
singen, denn nie
hätte sie einen so
guten Platz er-
halten, wenn ihr
Vater nicht ihr
Vater wäre. Frank
Spenlove stellte

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