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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vom Kunstmarkt - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0262

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Personal- und Atelier-Nachrichten.

201

— München. Franz von Lenbach hat seiner Vater-
stadt Schrobenhausen ein lebensgroßes Bildnis des Prinzregenten
Luitpold in Jägertracht zum Geschenk gemacht. l?S48l

— Elberfeld. Der bisherige Geschäftsführer der Kunst-
ausstellung des Museums-Vereins, Herr Franz Hancke über-
nimmt am 1. März die Geschäftsleitung der „Vereinigung bildender
Künstler Oesterreichs", der Wiener „Secession". Sein Nachfolger
wird Herr Max Mischet.

tr. Düsseldorf. Der Geschichtsmaler F. Klein-Chevalier,
dem der Auftrag erteilt ist, für den Rathaussaal zu Essen a. R.
ein Bild zu malen, den „Besuch Kaiser Wilhelm II. im Stadt-
Verordneten-Kollegium in Essen" darstellend, hat seinen Entwurf
zu dem Gemälde dem Kaiser vorlegen lassen. Kaiser Wilhelm
hat seine volle Befriedigung über den Entwurf ausgesprochen
und es ist dem Künstler von dem Zivilkabinett mitgeteilt worden,
daß der Kaiser zu der beabsichtigten Darstellung seiner Person
gerne bereit sei. l-ss7j

— München. In Heft 8 d. v. Js- berichteten wir von
der Ausschmückung der Schreib- und Lesesäle des Reichstags
mit Gemälden von Ludwig, Schönleber, Dill, Kühl,
Bracht und Preller. Heute können wir diese stattliche Namen-
reihe durch die Mitteilung ergänzen, daß auch im Atelier des
Münchener Akademie-Professors Karl Raupp für jene Räume
ein Gemälde seiner Vollendung entgegengeht, welches den Chiem-
see darstellt. Hat Wallot bei Ludwig und Schönleber aus deren
„Specialität" keine Rücksicht genommen, so führt er Raupp mit
dem Chiemseethema so recht in seine eigentliche Domäne. In
zahlreichen Bildern hat der Künstler den See, auf dessen Insel
„Frauenwörth" er stets seine Sommerfrische verlebt, geschildert,
und wir sind gewiß, daß es mehr Chiemscebilder von Raupp
giebt, als Bismarckbildnisse von Lenbach. Wie aber dieser dem
ehernen Kanzler immer wieder neue Seiten abgewinnt, so wird
auch Raupp nicht müde, in immer frischer Auffassung Himmel,
Wasser und Erde des Chiemgaues zu schildern. Für das Reichs-
tagsbild verlangt schon das ganz ungewöhnliche Format (5 m Höhe
bei 2 m Breite) eine besondere Lösung: im Vordergründe die
Fraueninsel, hinter welcher der Hochgern seinen schneebedeckten
Gipfel zum Himmel reckt, das Ganze ein glücklicher Beitrag zu
Wallots Programm „Das deutsche Land vom Fels zum Meer".

O. Wiesbaden. Thomas neues Bild „Die Gralsburg",
über das wir kürzlich berichteten, wurde von einem hier ansässigen
Privatmann erworben. So erfreulich der schnelle Verkauf für
den Maler sein muß, so erfreulich es mir erscheint, daß dieser
Schatz gerade in Wiesbaden geborgen wurde, es bleibt doch in
des Künstlers Interesse und gewiß in dem vieler Kunstfreunde
zu bedauern, daß das Gemälde nicht wenigstens in Berlin und
München zuvor bekannt geworden ist. Mir scheint, das Bild
werde in Thomas Gesamtwerk immer eine bedeutungsvolle Stelle
einnehmen. Es ist nicht nur der gegebene Ausgangspunkt, viele
Landschaften des Frankfurter Meisters zu erläutern, sondern
dieser schlichte, einsame Reiter, der sich in friedlichem Traumland
der Burg des Heils nähert, wäre auch ein guter Führer in das
ganze, weite und doch so enge, fest umschlossene Land der
Thomaschen Kunst. — Thoma hat schon zweimal innerhalb
zweier Jahre eine größere Ausstellung von Werken seiner Hand
in Wiesbaden gestattet. Dafür sind ihm alle ernsten Kunstfreunde
der Stadt zu warmem Dank verpflichtet. Die Zahl feinsinniger,
eifriger Freunde der bildenden Kunst ist hier keineswegs gering,
ein schöner Ausstellungsraum ist vorhanden, ein weiterer im Bau
begriffen, der Besuch der Ausstellungen auch durch breitere Kreise
des Publikums wächst zusehend. Noch haben sich die hier lebenden
Sammler wertvoller Kunstwerke nicht genügend daran gewöhnt,
am Orte selbst einzukaufen. Möchten sich doch die trefflichen
Künstler in Deutschland dadurch nicht abschrecken lassen, sondern,
Thoma folgend, uns häufig ihre Gemälde schicken. Dem ideellen,
köstlichen Segen, den sie uns dadurch spenden, wird der praktische
Segen für sie selbst, bei dem großen, hier vorhandenen Reichtum,
ein wenig früher oder später sicherlich folgen. C08SI

Hst- Frankfurt a. M. Die belgischen Künstler haben es
in den letzten Jahren zu immer größerer Anerkennung aus unseren
deutschen Ausstellungen gebracht. Man denke an Namen wie
Wauters und Courtens, um nur zwei der hervorragendsten
zu nennen, denen es ihr genialer Landsmann Meunier neuer-
dings an Popularität noch zuvorzuthun scheint, man denke an
die Reihe öffentlicher Sammlungen, Dresden voran, in denen
Erzeugnisse der neuesten belgischen Kunst eine bleibende Stätte
unter uns gefunden haben. So ist gewissermaßen schon der Boden
vorbereitet für die Ausstellung der Werke eines der jüngsten
Talente dieser Schule, Victor Gilsoul, welche die Kunsthandlung

von Hermes L Co. zu uns herübergebracht hat und wie wir hören
auch noch an einigen anderen Orten späterhin zu zeigen beab-
sichtigt. Gilsoul ist ein Schüler des Landschaftsmalers Courtens
und des Marinemalers Art an in Brüssel; Courtens ist wohl
der eigentliche geistige Vater seiner Richtung und seines Dar-
stellungsvermögens, das er fast ausschließlich den landschaftlichen
Reizen seiner eigenen Heimat gewidmet hat. Es sind ja im
Grunde anspruchslose Motive, welche die Niederungen jenes Landes,
ihre Saatfelder, Kanäle und Flußläufe zu bieten haben, ein Land,
dem Ackerbau und industrieller Betrieb sein etwas monotones
Gepräge verliehen haben, aber man sieht wieder einmal an
Gilsouls Arbeiten, was auch die einfachsten Vorwürfe herqeben,
wenn der rechte Mann sich ihrer annimmt. Gilsouls Land-
schaften sind ziemlich stark impressionistisch angehaucht, auch etwas
derb im Vortrag, aber man möchte sagen: „besser, etwas zu viel,
als zu wenig nach dieser Richtung". In der That sind einige
Bilder, die etwas mehr konventionelle Töne anschlagen, so eine
„Windmühle" und die „Kirche in Vpern" lange nicht so anziehend,
wie einige an sich unscheinbarere Studien, der „Sonnenuntergang",
die „Häuser von Nieupoort" oder der „Kanal von Dixmude",
wo starke und zugleich sehr naturwahre Töne breit und keck
nebeneinandergesetzt sind. Auch die >rue neuve- in Brüssel, bei
Nacht gesehen, mit den matten, gelben Lichtern der Straßen-
laternen, die sich im regenfeuchten Pflaster widerspiegeln, zeigt
einen gesunden Realismus in virtuoser Behandlung. Aehnlich
gut beobachtet sind auch einige andere, außergewöhnlichen
Momenten entlehnte Darstellungen, der „Brand einer Fabrik",
das „Kalfatern eines Schiffes bei sinkender Nacht", ein „Eisen-
bahndamm", in tiefe Dämmerung gehüllt, in der einige Signal-
laternen in blendendem Rot ihren grellen Schein verbreiten.
Es ist das alles und noch einiges mehr der Arbeitsertrag des
letzten Sommers, eine stattliche Ernte und ein sprechendes Zeugnis
für die Gewandtheit, mit der dieser Künstler zu arbeiten scheint.
Gilsoul hat in seinen Lehrjahren gegen mancherlei Vorurteile zu
kämpfen gehabt und nicht am wenigsten auf seiten derer, die
Grund gehabt hätten, sich seiner anzunehmen. Das Ungebundene,
Unakademische der Auffassung, worin für uns seine Stärke liegt,
mag jenen als Schwäche erschienen sein. Aber er ließ sich nicht
beirren. Jetzt, da in seiner Heimat sein Name gemacht ist —
»I-raae«, wie man dort zu sagen Pflegt — ist wohl umsomehr
zu erwarten, daß er auch ferner Bahn halten und daß sein
Talent auch die Probe der Jahre überdauern werde. l79S2l
t-. Düsseldorf. Aus das vom Kunstverein sür die Rhein-
lande und Westfalen erlassene Preisausschreiben sür Düssel-
dorfer Künstler zur Erlangung von Entwürfen für die Aus-
schmückung des Rittersaales im Schlosse Burg an der Wupper waren
zwölf Arbeiten eingelicfert worden. In der am 27. Februar statt-
gehabten Ausschußsitzung des Vereins fand die Entscheidung darüber
statt. Der erste Preis, bestehend in der Uebertragung der Aus-
führung, für welche seitens des Vereins ein Betrag von 50 000 M.
bereit gestellt worden ist, wurde dem von Prof. Claus Meyer
in Gemeinschaft mit Hermann Huisken eingereichten Entwürfe
mit dem Motto „Singen und Sagen" zuerkannt. Den zweiten
Preis, eine Prämie von 1500 M., erhielt Alb. Baur jr, den
dritten, 1000 M., Ludwig Wilhelm Heupel. Für den vierten
Preis war ein Betrag von 500 M. ausgesetzt worden, da aber
zwei Arbeiten vorhanden waren, welche wegen ihrer künstlerischen
Qualitäten nach Meinung des Vereins-Ausschusses Anspruch auf
diesen Preis hatten, so wurde jene Summe verdoppelt und beiden
Arbeiten je ein vierter Preis von 500 M. bewilligt. Als Ver-
fasser ergaben sich Theodor Rocholl und Fritz Neuhaus.
Sämtliche Entwürse werden im Lichthof des Kunstgewerbemuseums
ausgestellt. Coss;

— München. Die Luitpold-Gruppe der hiesigen
Künstlergenossenschaft hat den Beschluß gefaßt, sich zu erweitern,
indem sie künftig auch Künstler als Mitglieder aufnimmt, die der
Genossenschaft nicht angehören. — Die Gruppe wird neben der
korporativen Beschickung der hiesigen Jahresausstellung auch in
Berlin kollektiv austreten, da ihr seitens der dortigen Ausstellungs-
leitung korrespondierend mit denen der Münchener Secession sehr
gute Säle, sowie Frachtfreiheit, eigene Jury und Hängckommission
zugestanden worden sind. l-sos)

— Berlin. Dem Marinemaler Hans Bohrdt und dem
Landschafter Louis Douzette ist das Prädikat „Professor" bei-
gelegt worden. 180051

— München. Der Vorstand des hiesigen Bildhauer-
vereins „Pallas" setzt sich, wie folgt, zusammen: Erster Vorstand
Julius Zumbusch, zweiter Vorstand Edwin Weißensels,
erster Schriftführer Alois Börsch, zweiter Schriftführer Alois
 
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