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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Wiener Jubiläums-Kunstausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0394

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Die Wiener JuMäumF-tzunftauMellung.

von Karl v. vincenti.

(Schluß aus Heft 18.)

ei unserem verarmenden Kunstboden muß es uns mit
Befriedigung erfüllen, daß wir der übermächtigen,
von neuen Keimen durchschwärmten Auslandskunst gegen-
über mit Ehren zu bestehen vermögen. Auf den meisten

Gebieten, im Bildnis, in der Poesiemalerei und der
Landschaft insbesondere bieten unsere Maler Hervor-
ragendes. Dem Kaiserporträt gilt ein erstes Wort, wenn
auch der jüngere Blaas mit seinem großen Bilde,
welches den Kaiser, auf einem prächtigen Braunen dahin-
sprengend, darstellt, glücklicher sein könnte. Horovitz
hat in dem Bildnis seiner Tochter in Haltung, Kolorit
und Auffassung das Beste seit der Fürstin Sapieha, die
seinen Ruf begründete, gegeben. Seine anderen zwei
großen Bildnisse, so bedeutend sie an sich sein mögen,
erreichen das Vorgenannte nicht; interessant sind zwei
Kohlenporträts von ihm: die verstorbene Burgschauspielerin
Hartmann und der Dichter und Sektionschef v. Doczi.
Angelis vornehmes Damenbildnis zeigt uns über den
Meister ebenso wenig Neues, wie die beiden männlichen
Sitzbildnisse Pochwalskis über diesen so beliebten

Herrenmaler; Felix bietet drei Porträts, worunter den
gewesenen Ministerpräsidenten Baron Gautsch, ein Werk
von nobler Haltung; Stauffer, L'Allemand und
Ajdukiewicz geben treffliche Repräsentationsporträts.

Im Pastellbildnis nichts Neues, wenn nicht
etwa, daß Fröschl seit langem nicht so gut
vertreten war; Lob verdient Schornböcks
Porträt des jugendlichen Erzherzogs Karl.
Ein umfangreiches Votivbildnis einer Adels-
familie giebt mit altvenetianischen Anklängen,
satt und tief im Kolorit, vornehm in der
Anordnung, lebensvoll in der Auffassung
De lug, der in München wohl bekannt ist.
Die Familie, die Kinder in der Mitte, die
Eltern auf den Flügeln, sind unter den Schutz
der thronenden Gnadenmutter gestellt. Spe-
ziell die Wiener interessieren zwei Interieurs
mit Porträts von Temple, dem berufenen
Maler unserer Meisterateliers. Diesmal führt
uns der Künstler in das Makartzimmer des
Kunstfreundes und Herrenhausmitgliedes
Dumba, wo wohlgetroffen Angeli, Zumbusch,
Kundmann, Alt, Scharff, Lichtenfels und
Benndorf mit dem Hausherrn in die Be-
trachtung der Tilgnerschen Skizze für das
Makartdenkmal versunken sind.

Weniger glücklich als der Vorgenannte
hat Goltz seinen Weg noch nicht gefunden p
er sucht noch. Sein großes Gedankenbild, wo
der malerisch nicht sehr gelungene weibliche
Genius der Kunst einen Unschlüssigen ,,ack
artem" locken will, beweist dies trotz vor-
trefflicher Komposition. Bergers schön
angeordnetes Jubiläumsbild der ,,.4.rtes
laventes" zeigt mehr von Können als von
Empfinden; von Hirsch ls „Seelen am
Acheron" empfängt man, trotz störender
Modernitäten, einen ungleich stärkeren Ein-
druck; Veiths „Fabeltier" (Storch, von teil-
weise nackten Mädchen beguckt und kommen-
tiert) ist7'ein liebenswürdiges Bild mit fun-
kelnden Einzelheiten; der das abenddämmerige
Feld anit Weihwasser besprengende d. h. seg-
nende Bauer von Egger-Lienz ist von tiefernster
Wirkung; ein hübsches, abendheimliches Waldmärchen
von einem romantischen Paar, wo er ihr den blitzenden
Ring an den Finger steckt, erzählt Ajdukiewicz;
Seligmanns „Erinnerung" zaubert eine Frauen-
gestalt aus dem Dämmer der Seele; Ameseders
„tanzende Dryaden" kann man sich ganz wohl aus der
feierlichen Abendlandschaft herausdenken. Bemerkenswert
sind Swobodas im Auftrag der Königin von England
gemalte indische Charakterköpfe. Im Genre sind der
feinempfindende Judenmaler Isidor Kaufmann,
(köstlich ist seine alte Tempelpforte), ein flottes, bosnisches
Gefechtsbild von Pippich, Interieurs von intimer
Wirkung von Baron Merode, Wiener Motive von
Wilda, Gisela, Heßl, Zewy, Adolf Kauf-
mann („Partie vom Stadtbahnbau"), Kairiner Bilder
 
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