Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

DOI Artikel:
Der Amateur-Photograph
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0129

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neue Abschwächer und Verstärker.
Isuf dem internationalen Kongreß für
angewandte Chemie machten die Ge-
brüder Lumwre (Lyon) Mitteilung über
einen neuen Abschwächer, welcher berufen
scheint, in der Photographie eine große Rolle
zu spielen. Es handelt sich um eine wässerige
Lösung von Ammoniumpersulfat, welche die
bisher noch nicht genügend erklärte Eigen-
schaft besitzt, den Silberniederschlag nur dort
anzugreifen, wo er am dicksten ist; die
Schalten (im Negativ also die dünnsten

Stellen) bleiben unverändert. Hiermit ist '
uns also ein ausgezeichnetes Mittel gegeben,!
harte, nicht kopiersähige Negative, wofern
in den Schatten überhaupt Einzelheiten vor-
handen sind, kopierfähig zu machen. Das
ausfixierte und gut gewaschene Negativ wird
in filtrierte vier- bis fünfprozcntige wässerige
Lösung von Ammoniumpersulfat getaucht i
und darin so lange belassen, bis die dicksten
Stellen der Platte genügend durchsichtig
geworden sind. Die Abschwächung beginnt
nach zwei bis drei Minuten und schreitet
zuerst langsam, dann schneller vorwärts.
Da die abschwächende Wirkung nach dem
Abspülen der Lösung noch einige Zeit fort-
dauert, so hat man die Platte herauszu-
nehmen, noch bevor die Abschwächung den
endgültig gewünschten Grad erreichte. Bei
langer Einwirkung kommen schließlich auch
die kräftigeren Halbtöne zur allmählichen
Auflösung. Nach 10 bis 15 Minuten hat
man ein äußerst dünnes, aber an Einzel-
heiten reiches Negativ. Nach den Unter-
suchungen von vr. Miethe geht bei sehr
verlängerter Einwirkung das Bild manchmal
in ein schwaches Positiv über oder ver-
schwindet fast vollkommen. Nicht in allen
Fällen gelingt eine nachträgliche Verstärkung
des abgeschwächten Bildes mit Quecksilber-
sublimat.

Ein anderer neuer Abschwächer ist der-
jenige von Hauptmann Himlq, dem Vor-
steher der photographischen Abteilung der
Firma Siemens L Halske. Mit demselben
lassen sich auch in bester Weise zu dunkle >
Abzüge auf Aristo- oder Celloidinpapier ^

^ abschwächen. Zum Abschwächen der Papier-
bilder nimmt man einen Teil Abschwächer
auf zehn Teile Fixiernatronlösung (1:5).
Die Bilder werden, ohne vorher getont oder
ausfixiert zu sein, kurz gewaschen und ver-
bleiben dann im Abschwächer, bis sich die
Schwärzen genügend aufgehellt haben. Der
Abschwächer nimmt am meisten fort, wo
die Schwärzen am tiefsten sind; die Hellen
Abschnitte des Bildes werden am wenigsten
angegriffen. Nach dem Abschwächen werden
die Bilder im Tonsixierbade getont. Auch
völlig verbrannte Ko-
pien lassen sich nach
dieser Methode noch zu
brauchbaren Bildern
verarbeiten. Handelt
es sich um Abschwä-
chung von Negativen
oder Diapositiven, so
wird der Abschwächer
mit gleichen Teilen
Fixiernatronlösung
(1:5) verdünnt. Auch
hier zeigt es sich, daß
diejenigen Stellen, wo
der Silberniederschlag
am dicksten ist, am
stärksten abgeschwächt
werden. Die Gegensätze
werden bei dieser Be-
handlung also gemil-
dert. Die abgeschwächte
Platte kann mit dem
sogleich zu besprechen-
den Verstärker wieder
verstärkt werden.

Der neue Himlysche Verstärker, eine
haltbare Lösung, wird zum Gebrauche mit
gleichen Teilen Wassers verdünnt. Er besitzt
die schätzbare Eigenschaft, die dünnen Stellen
des Negativs verhältnismäßig am kräftigsten
zu verstärken, sodaß hierdurch gegensatzreiche
Negative (zu hart entwickelte Ünterexposi-
tionen) kopiersähig gemacht werden. Die
Gelatineschicht nimmt im Verstärker gelb-
grünliche Farbe an, die sich jedoch durch
längeres Auswaschen oder durch kurzes
Baden in verdünntem Ammoniak entfernen
läßt. Will man die Verstärkung rückgängig
machen, so badet man die verstärkte Platte
in gewöhnlicher Fixiernatronlösung. Man
erhält, was ein großer Vorzug dieses Ver-
stärkers ist, genau die ursprüngliche Deckung.
Bekanntlich haben mit anderen Verstärkern
(Sublimat, Urannitrat) behandelte Platten,
nachdem sie wieder abgeschwächt sind, einen
ganz anderen Charakter als das ursprüng-
liche Negativ. Die zur Abschwächung und
Verstärkung notwendigen Flüssigkeiten werden
von Schering als gebrauchsfertige Lösungen
in den Handel gebracht.

Um photographische Aufnahmen mir
Icinenarrigcr Struktur
herzustellen, wie dies in der künstlerischen
Photographie jetzt sehr beliebt ist, kann man
folgendermaßen verfahren: Man stellt auf
ein straff ausgespanntcs Stück grober Lein-
wand mit kleiner Blende und seitlicher Be-
leuchtung scharf ein und belichtet die später
bei der eigentlichen Aufnahme zu benutzende

Von der Isar.

Aufnahme von I. Nieder maier in München.



Platte in dieser Weise sehr kurz vor. Im
entwickelten Bilde erscheint dann auch die
Struktur der Leinwand. Besonders bei
großen Köpfen wird durch dieses Verfahren
angenehme Weichheit und gemäldeartige
Wirkung erzielt.

Tonen von Brsmstlbcrkspicn.

11m auf Bromsilberpapieren prächtige
^ blaue Töne hervorzubringen, empfiehlt
sich nach „Photograph. Chronik" folgendes
Verfahren: Nach besonders sorgfältigem
Auswaschen kommen die Kopien in nach-
stehendes Bad:

Iproz. Lösung von zitronen-
saurem Eisenoxydammoniak 30 ccm
Iproz. Lösung von rotem Blut-
laugensalz .30 ccm

Eisessig.5—10 ccm.

Briefkasten.

Abonnemenls-Quittung und Angabe der Adresse nötig.

Herrn A. R. in München. Es giebt in der That
eine Methode, entwickelte Platten gegen das Licht
unempfindlich zu machen, ohne dieselben auszusixieren.
Sie werden diese Methode auf der Reise, wo es an
Wasser zum gründlichen Auswaschen mangelt, mit Er-
folg anwenden. Badet man das entwickelte Negativ
in zweiprozenliger Lösung von Weinsteinsäure, so
wird die Neduktionsfähigkeit des alkalischen Ent-
wicklers sofort aufgehoben. Ausgeschlossen ist hierbei
der Eisenoxalatentwickler. Nach genanntem Bade
kann man die Platte bei Tageslicht trocknen. Das
Ansfixieren geschieht dann beliebige Zeit später.

BürlxerschLU.

Prof. E. Valenta. Photographische
Chemie und Chemikalienkunde. (W. Knapp,
Halle a. S., 6 M.) Im vorliegenden Werke giebt der
durch seine epochemachenden Veröffentlichungen be-
kannte Lehrer der Photochemie an dec k. k. graphischen
Lehr- und Versuchsanstalt zu Wien eine treffliche Ein-
führung in das Studium der photographischen Chemie
und Chemikalienkunde. Valenta hat cs verstanden. die
außerordentlich vielseitige Materie in klassischer Weise
zu behandeln Ta sich jeder Fortschritt in der Photo-
graphie auf genauester Kenntnis der Chemikalienkunde
ausbaut, so wird das Werk jedem Vorwärtsstrebenden
unentbehrlich sein.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
vr. R. Neuhauß, Berlin VV., tandgrafenstr.

vcdaklimislchlllß lg. ZIw. I8S8. — Liisgabe 1- 0rj. 18S8.
Inhalt des sechsten Heftes: ?»t: Prof. i>.

Konrad Lange. Realismus (Schluß). — Or.
G. Keyßner. Puvis de Chavannes. — Personal-
und Atelier-Nachrichten rc. rc. — Der Amateur-
Photograph. — Mikderöeitagen: George Frede>
ric Watts. Der Sieg der Liebe. — Toby
E. Nosenthal. Vater und Mutter zugleich. —
Puvis de Chavannes. Imäns pro patria. —
Derselbe. Die Kindheit der heil. Genoveva.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. in München, Nyniphenburgerstraße 66. — Bruckmann'sche Buch- und Aunstdruckerei in München.
 
Annotationen