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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Schölermann, Wilhelm: Wiener Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0138

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Wiener Kunstausstellungen.

10Z

Wiener Aunstausstellungen.

Von Wilhelm

^wei moderne Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellungen
O haben diesen Winter ihre Pforten dem Publikum der
alten Kaiserstadt geöffnet. Die „Vereinigung bildender
K ü n st l e r O e st e r r e i ch s" weihte ihren neuerrichteten Kunst-
tempel mit ihrer zweiten Ausstellung am 12. November
ein, und tags darauf lud Hosrat Arthur von Scala
seine Gäste ein, die zweite von ihm arrangierte Exposition
von Möbeln und anderen kunstgewerblichen Objekten im
Museum für Kunst und Industrie in Augenschein
zu nehmen.

Durch seine energische Propaganda für den englischen
Stil in der inneren Einrichtung der Wohnungen hat
Hofrat von Scala sehr anregend und reformatorisch auf
das Wiener Kunstgewerbe und den Geschmack der hiesigen
Käufer gewirkt. Ohne auf den bekannten Gegensatz
zwischen dem Wiener Kunstgewerbeverein und dem Direktor
des Museums näher einzugehen, welcher zu dem Rücktritt
des Erzherzogs Rainer von dem Protektorat der beiden
Institute führte, muß man betonen, daß die stark in das
Hintertreffen geratene Kunstindustrie hier nur Vorteil
ziehen kann, wenn eine thatkrästige, energische Hand die
Bekanntschaft mit den zeitgemäßen Erscheinungen in der
Kunst und im täglichen Leben vermittelt, und sei es auch
auf dem Umweg über London! Worauf es wohl jetzt
ankommt, ist, zunächst eine gute Schule der Anschauung
und der praktischen Ausführung durchzumachen; dann aber
wird es sich zeigen müssen, ob das einheimische Kunst-
gewerbe und die selbständige Auffassung der österreichischen
Kunstfreunde stark genug sein werden, um die neuen
Einflüsse, welche ein so entwickelter Stil, wie der eng-
lische, ausüben muß, so zu assimilieren und den lokalen
Bedürfnissen einzugliedern und anzupassen, daß ein
dauernder Gewinn daraus entspringt. Wird das der
Fall sein, so war die Initiative des Museumdirektors
gewiß ein Schritt zur rechten Zeit und die Einführung
der englischen Möbel mit Freude zu begrüßen.

Der Raum verbietet mir, auf die einzelnen Objekte
dieser Ausstellung näher einzugehen. Nur wenige Namen
seien hcrvorgehoben, welche durch besonders saubere und


Schölcrmann. Nachdruck --erbaten,

glänzende Ausführung der ausgestellten Arbeiten auf-
fallen. In Möbeln die Firmen Sigmundt Järay,
F. Schönthaler Söhne (ein prachtvolles englisches Schlaf-
zimmer in Hellem Ahorn mit hellgrüner Tapete), F. L.
Schenzel L Sohn, I. W. Müller, Pourtois L Fix,
Niedermoser und andere. In der Keramik: Klimt,

Bakalowics, Lobmeyer, Graf Harrach; die tiroler Glas-
malerei: Wahliß und Zsolnay; Leder und Galanterie:
A. Förster; Metallarbeiten von Hollenbach, Gillar, Arthur
Krupp, Navratil. Auch Künstler wie Prof. Scharff,
Architekt Hammel und Bildhauer Zelezny und die Damen
Munk und Chalupek sind vertreten (mit Wandschirm-
malereien). Im ganzen an die 150 Aussteller.

Die „Secession" stellt sich in ihrem neuen Hause
ganz anders vor, als im vorigen Jahre in der Gartenbau-
gesellschaft. Gab dort das Ausland den Ton an, so
treten jetzt die Oesterreicher mit vollwertigen Arbeiten
neben den Franzosen, Engländern, Skandinaviern und
Deutschen auf den Plan.

Die von der letzten Ausstellung der Münchener
Secession her am meisten bekannten Deutschen und Fremden
(Werke, welche neben ihrem individuell künstlerischen, zur
Erziehung des hiesigen Publikums ihren unzweifelhaften
Wert haben) können wir in der „Kunst für Alle" kurz
abmachen, da sie bereits erschöpfend behandelt wurden.
Es sei nur an Uhde („Letztes Abendmahl"), Volz,
Zügel, Mackensen, Exter, Dill, H. v. Bartels, Skar-
bina, Slevogt, ferner Besnard, Billotte, Basster, Cara-
bin, Lavery, Brough, Walton, Alexander, Israels, Roll,
Gardet (den Bildhauer, mit seiner kämpfenden Panther-
gruppe), Vallgren, Melchers, Lhermitte, Zorn, Thaulow,
Khnopff, Lagarde, Armand Berton und Henry Nocq er-
innert, sowie an Sophie Burger-Hartmann (Bronzen)
und Helene de Rudder (Seidenstickerei „Die drei Parzen").

Wichtiger zur Beurteilung der hiesigen künstlerischen
Potenz sind die österreichischen Künstler, welche, obzwar
nicht durchwegs gleichwertig, doch Gutes, zum Teil sehr
Gutes zu bieten haben. Unter den Wienern besonders

Rünstlerbaus
zu Berlin.
 
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