Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

DOI Artikel:
Schultze-Naumburg, Paul: Die Komposition in der modernen Malerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0217

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Von Paul Lcbulhe-Naumburg.

sS5


wäre der andere auch ein Künstler oder doch ein Stück
von einem solchen, so würde er eben andere Dinge
empfinden, solche die seinem Wesen entsprächen.

Thäte nun sogar die Natur selber nicht den Dienst,
den Stimmungsgehalt zu vermitteln, wieviel weniger
müßte ihn erst ein objektiv getreues Abbild der Natur
geben. Der Künstler muß diese Natur also erst zum
Kunstwerk umgestalten, d. h. er muß alles Nebensäch-
liche was nicht zur Stimmung paßt, beiseite lassen
und dadurch dem Wesentlichen zum Ausdruck ver-
helfen. Je stärker er das kann, desto größer ist seine
Kunst. Es kann sein, daß er dadurch vieles, im ein-
zelnen reizvolle, weglassen muß, aber er wird es thun
müssen, der Hauptsache zu lieb.

An dem hier reproduzierten Beispiel wird das
leicht klar werden. Die Naturphotographie zeigt einen
Blick auf das ganze Terrain, aus dem mein Bild
„Einsames Haus" entnommen ist. Bei ihr ist die
Begrenzung eine gänzlich wahllose, rasselose, und ent-
behrt dadurch jeglicher gesammelten Stimmung. Die
Linie a zeigt eine Auffassung, die hier im Bilde
verwertete. Aber es ließen sich wohl auch noch ein
paar andere Auffassungen finden, die ein Bild er-
gäben. Jede andere Raumbegrenzung bringt aber
eine andere Stimmung mit sich. — Dadurch, daß bei a.
der Himmel ganz flach abgeschnitten und der Horizont
fast an den oberen Rand des Bildes hinaufrückt, wird
der Eindruck des Hoch liegenden des Hauses erreicht; man wird sich durch einen andern Ausschnitt leicht
davon überzeugen können, daß mit einem großen Himmel darüber, auch wenn sonst alle perspektivischen Linien
bleiben, der Eindruck, daß das Haus auf einer Höhe läge, mehr und mehr verschwindet. Dafür könnte durch
einen großen Himmel mit wenig Vordergrund vielleicht der Eindruck des Weiten, Unbegrenzten erhöht werden,
indem der Blick freier über die nun tief liegende Erde schweift. Und so ließen sich noch unzählige Auffassungen

bilden. Nur durch diese
auf der Gesamtfläche ent-
stehenden Einzelslächen wird
der Aufbau interessant. Aber
vereinigen lassen sich diese
Auffassungen nicht: die eine
hebt die andere auf. Die
meisten der Bilder, die heute
gemalt werden, beobachten
nicht diese Forderung nach
Bildwirkung. Allerdings,
Regeln lassen sich auch nicht
aufstellen, ein jeder muß sich
seine Regeln selbst suchen.
Die Veduten, die keine Bild-
idee zum Ausdruck bringen,
beginnen heute doch zu
schwinden. Die Mehrzahl
der führenden Modernen
beobachten streng die Mittel,
die zur Bildwirkung in
diesem Sinne verhelfen.

Ich füge hier nun noch

Naturniotiv für das oben reproduzierte Bild von Paul Schultze-Nauniburg „Das einsame Haus". eine Anzahl Reproduktionen

Nach einer Aniateurxhoiograxhie von Bauinspektor polack. nach hervorragenden Werken
 
Annotationen