Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Bismarck und die deutsche Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0237

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bismarck und die deutsche Kunst, vom Herausgeber.


«Larl Gehrts clel.

Vi^marctl und die deutsche tiuuft.

vom Herausgeber.


kann nicht leicht zwei Wesen finden, die anscheinend weniger mit einander zu schaffen hätten, als
^ ^ unser ehemaliger Reichskanzler und die bildende Kunst. Hier war der große Mann, wenn nicht ein voll-
kommener Barbar, doch jedenfalls zeitlebens ein echter preußischer Landjunker, mit allen schnöden Traditionen

eines solchen. Denn jemals seine Kunstliebe auszubilden,
selbst wenn er solche gehabt hätte, dazu ließ ihm sein
thatenreiches Leben keine Zeit. Noch immer erinnere ich
mich mit besonderem Vergnügen, wie der Kanzler bei
seinem letzten Besuche in München, von Lenbach durch
die Säle der internationalen Ausstellung gejagt und,
von den ihn dichtgedrängt erwartenden Münchnern mit
unermeßlichem Jubel empfangen, für die da sehr über-
flüssig an den Wänden hängenden Bilder schon darum
kaum einen Blick übrig hatte, weil er sich und die ihn
begleitende Gemahlin nur immer gegen die wie toll auf
ihn eindringenden Massen zu verteidigen hatte. Die arme
Fürstin war ohnehin schon halbtot von den unaufhör-
lichen Zurufen, da die Begeisterung der meisten selbst
ihr gegenüber gar keine Grenzen mehr kannte. Was
war es nun aber, das die schon stundenlang wartenden
und durchweg den gebildetsten Klassen angehörenden
Münchener bei seinem Anblick so gewaltig erregte und
ihre noch eben ziemlich kühle Neugier sofort in die
loderndste Begeisterung verwandelte? Offenbar nichts
anderes als die imponierende und zugleich so durchaus
verständliche und sympathische Erscheinung des gewaltigen
Mannes, vornehm zurückhaltend und doch ohne jede
Spur von Fremdheit, jeder Zoll an ihm deutsch durch
und durch, so als ob sie ihn, den die meisten doch zum
erstenmal sahen, schon längst gekannt hätten. Ihn sehen
und sofort verehren war eins! Dazu that die außer-
ordentliche Kühnheit, das überwältigende und dabei
doch so herzgewinnende Wesen dieses Mannes offenbar
das Meiste. Ich selber habe nie in meinem Leben so
bestimmt empfunden, was ein wahrhaft volkstümlicher
Held ist, als vor dieser so gebietenden und doch so viel

Die Frau und Carl Gehrts pinx.

Rinder des Künstlers.
 
Annotationen