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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Woermann, Karl: Goethe in der Dresdner Galerie, [1]
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Schultze-Naumburg, Paul: Ludwig von Hofmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0275

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2f2

Goethe in der Dresdner Galerie, von Karl Woermann.

wieder erkennt. Unter seinem Namen gingen z. B. die
beiden kleinen oberdeutschen Bildnisse, die jetzt dem Meister
der Weltzer „Bildnisse" zugeschrieben werden. Cranachs
um 1516 gemalte Flügel mit der heiligen Barbara und
der heiligen Katharina aber wurden — man sollte es kaum
glauben — als Werke Lucas van Leydens bezeichnet.

Fällt Goethes erster Besuch der Dresdner Galerie
ins Jahr 1768, so besuchte er sie erst 1813 zum letzten-
male. Fast ein halbes Jahrhundert liegt dazwischen.
Aber die Galerie hatte sich in diesem halben Jahrhundert
aus den schon angeführten Gründen so gut wie gar nicht
verändert; sogar die Benennungen der Bilder hatten im
Katalog von 1812, gegenüber den Verzeichnissen von 1765
und 1771 nur recht geringe Fortschritte gemacht. Von
den großen Niederländern und Italienern empfing man

nach wie vor im ganzen richtige, von Dürer und Holbein
aber immer noch herzlich verkehrte Vorstellungen. Dem
Ruhm der Galerie in Deutschland und im Auslande aber
that das keinen Abbruch. Wußte man es doch nirgends
besser! Im achtzehnten Jahrhundert war die Dresdner
neben der Wiener und der später nach München gebrachten
Düsseldorfer Galerie überdies die einzige große öffent-
liche Gemäldesammlung Deutschlands. Als kleinere kamen
neben diesen die Galerien von Kassel, München und Salz-
dahlen in Betracht. In Berlin gab es noch keine Galerie.
Die Dresdner aber war anerkanntermaßen die reichste von
allen. Sozusagen als Ehrenpreis verlieh ihr den Titel
der „reichsten" auch ein 1786 in Frankfurt a. M. er-
schienener Aufsatz, der neben ihr die Wiener als „die
eklektische", die Düsseldorfer als die „seltene" bezeichnete.

(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)

Ludwig von Gasmann.

von Paul Schulyc-Naumburg.

Ilf^enn man im Auslande von deutscher Kunst sprach, Spezies von Menschen.

so wurde dort schon seit geraumer Zeit regelmäßig
Ludwig von Hofmann als einer ihrer Hauptvertreter

genannt. Die Deutschen lassen sich so etwas gern erst von
außerhalb beibringen, und so kommt die Erkenntnis, was
wir an Hofmann besitzen, bei uns ein wenig spät. Aller-
dings hatte dieser Maler von Anfang an auch bei uns
eine kleine Gemeinde von Verstehenden; aber das waren
Esoteriker. In Deutschland keine sehr weit verbreitete


L. v Hof mann xmx. (fS?2).

Böcklin und Thoma sind nun
Mode geworden und da diese wenigstens eine enge Be-
rührung, rege Beschäftigung mit ihnen mit sich bringt,
wird ihre starke Kunst wohl auch nicht ohne Einfluß
bleiben. Und nun hat es gar den Anschein, als ob uns
die Mode auch noch den Gefallen thun wollte, uns um
einen zu bereichern, der schon längst unser eigen sein
könnte.

Wenn einer gehalten hat, einen Teil davon zu er-
füllen, was man einst vor Jahren von Jung-Deutschland
sich versprach oder erhoffte, so ist es Ludwig von Hof-
mann. Wir haben nur ganz wenige außer ihm, deren
Werk so im höchsten Sinne echte Kunst bringt und bei
dem kein Wenn und Aber dabei. Denn er ist nicht allein
ein starkes Talent, welches zu gestalten weiß, was in
seinem Innern lebt; auch eben dieser Kern seines Wesens
ist ein Stück jenes großen Fonds, den man das geistige
Eigentum einer Nation nennt, aus dem die Kultur unseres
Volkes aufgebaut wird. Denn was hilft das, wenn einer
das Talent hat, die triviale Geistesbeschaffenheit, die sein
Inneres bildet, der Außenwelt gewandt und glatt zu
vermitteln.

Hofmann steht heute in seinem achtunddreißigsten
Lebensjahre und blickt auf keinen sehr langen Werde-
gang zurück. Drei Stationen sind es, die mir darin wie
Merksteine in Erinnerung sind. Vor dreizehn Jahren war
es, als der Atelierschüler Ferdinand Kellers in Karlsruhe
seine „Auferstehung Christi" malte, die noch wenig von
Stürmen und Drängen erzählte. Es ging damals noch
recht ruhig in Deutschland zu; in Karlsruhe zumal.
Wenn von Revolutionären der Kunst gesprochen wurde,
so meinte man damit die Pleinairisten, welche als eine
besondere Sorte von Malern galten. Eine allgemeine
neue Parole war noch nicht ausgegeben und dem fünfund-
zwanzigjährigcn Hofmann, der schon etliche Semester Jus
hinter sich und die Elementarkenntnisse der Malerei sich
in zweijährigem Aufenthalt in Dresden erworben hatte,
war nichts natürlicher, als sich dem gefeierten Meister
des Dekorativen, von dem man sagte, daß er das Erbe
Makarts weiter führte, anzuschließen und eine Zeit lang
in seine Fußstapfen zu treten.
 
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