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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Hirth, Herbert: Villa Stuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0371

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Villa Stuck.

von Or. Hcebcrr Hirrh.


ie nachfolgenden Seiten enthalten einige Abbildungen
von Jnnenräumen aus der Villa, welche Franz Stuck

sich im Laufe des
vergangenen
Jahres in den
Münchener
Gasteiganlagen
errichtet hat.
Dieses Haus ist
nicht allein be-
merkenswert als
die glänzende,
höchst individu-
elle Schöpfung
eines Künstlers,
dem die dekora-
tive Begabung
in der innersten
Natur liegt. Es
hat daneben
einen Vorzug,
den Künstler-
häuser nicht immer haben. Maler im allgemeinen, wenn
sie bauen und einrichten, haben so leicht nur ihr dekoratives
Gemälde vor Augen und vernachlässigen darüber das Prak-
tische. Aber Stucks Haus zeugt zugleich überall von ge-
sundem praktischem Sinn, so daß mancher dort durch-
geführte Grundsatz des ästhetischen Wohnens und Ein-
richtens allgemeinere Beachtung verdient.

Franz Stuck.

Nach einer Aufnahme von Karl Hahn in München.

Um beiden Seiten gerecht zu werden, sei es gestattet,
zunächst rein zum künstlerischen Genuß durch die haupt-
sächlichen Räume des Hauses zu gehen und dann auf
die prinzipiellen Gesichtspunkte hinzuweisen, welche den
Maler bei der Anlage wie bei der Dekoration in Prak-
tischer wie künstlerischer Hinsicht leiteten.

Man tritt durch die schwere bronzene, mit einem Me-
dusenhaupt geschmückte Pforte unter der säulengetragenen
Vorhalle in das Haus ein und gelangt zunächst in ein
Vestibül (abgebildet auf Seite 290). Der Raum ist ge-
wissermaßen als negative Vorbereitung der Prunk- und
Repräsentationsgemächer gedacht, in welche man von dort
aus gelangt. Er ist ziemlich farblos gehalten. Die Deko-
ration beschränkt sich auf lineare Einfassungen an Thüren
und Pilastern, einfache, anmutige Linienspiele in Schwarz
und Gelb, Spiralen, Kreise und Sterne an der Kassetten-
decke, dem Mosaikboden und matt getönte Abgüsse antiker
Reliefs, welche in die Wände eingelassen sind. Der Ein-
druck der unverhüllten weißen Mauerflächen verleiht diesem
Vorraum ein kühles, steinernes Gepräge, um doppelt empfäng-
lich zu machen für die Wärme und Wohnlichkeit der nächsten
Gemächer. Man soll sich hier noch halb draußen fühlen.
Bei gedämpfter Beleuchtung vom Rücken des Eintretenden
her herrscht ein gleichmäßiges, graues Helldunkel, das
wohlthuend und sammelnd wirkt auf das Auge, dem gleich
darauf ein Fortissimo der Farben zugemutet wird.

Denn man gelangt nunmehr, durch eine der schwarz-
polierten Flügelthüren, in den großen Empfangs- und Reprä-
sentationssaal (s. S. 291). Er ist nicht nur der prächtigste

Die Kunst für Alle XIV, 19. 1. )uli >899-

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