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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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Z16

Personal- und Atelier-Nachrichten.

Ski» von Kamelle.

Sccessionsseinden eine Schlappe versetzt hat, jetzt gar gegen die
Secession ausnützen möchte. Peinlich wäre jedoch ein etwas zu
schwaches Wort für die Wühlereien und Verleumdungen, die man
gegen den Direktor der Nationalgalerie, v. Tschudi, ins Werk
setzt. Dieser hatte vor kurzem den Kaiser in Begleitung mehrerer
Herren durch die Galerie geführt. Dabei hatte der Kaiser zwar
keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen moderne Kunst gemacht,
jedoch mit Herrn v. Tschudi in der liebenswürdigsten Weise ge-
sprachen, so daß keinerlei Verstimmung vorgekommen. Und nun
werden von gewissen Kreisen Berichte in die Presse lanciert,
nach denen der Kaiser Herrn v. Tschudi den Rücktritt nahe gelegt
— ein Manöver, das eben so leicht zu durchschauen wie zurück-
zuweisen ist. Gut nur, daß solche Vorkommnisse zuletzt nur auf
die Urheber zurücksallcn. lssess

— Berlin. Der Landschaftsmaler Otto von Kamele
ist am 8- Juni im Alter von dreiundsiebzig Jahren gestorben.

Seine besondere Domäne war
die Gebirgslandschaft. 1829 zu
Stolp in Pommern geboren,
widmete der jetzt Verewigte
sich erst 1860 der Kunst, von
1844 bis 1860 gehörte er dem
Heere an, das er als Haupt-
mann verließ. Nach zwei-
jährigem Aufenthalt in Rom
ging Kamele 1862 nach
Weimar, wo er an der Königen
Kunstschule seine künstlerische
Unterweisung durch Böcklin,
Michaelis und Graf Kalckreuth
empfing. Seit 1875 in Berlin
ansässig war Kamele Mitglied
der hiesigen Akademie der
Künste seit 1886. In seinen
Schöpfungen behandelte er
vorzugsweise Hochgebirgs-
partien aus der Schweiz und
dem bayerischen Gebirge,
Gletscher und wilde Schluchten,
bisweilen beim Aufruhr der
Elemente oder in der Erstarrung des Winters. Die Via mala,
die Gotthardsiraße, der Berninapaß, das Stilsserjoch, der
Ortler und die Zugspitze haben ihm besonders dankbare Motive
geboten. Die Nationalgalerie besitzt von ihm die „Si. Gott-
hardstraße". l^7vi

^ Haag. Dr. A. Bredius hat endgültig seine Ent-
lassung als Direktor des Mauritshauses genommen. l^oöSl
— Florenz. Durch die Tagesblätter gingen Nachrichten
über eine schwere Erkrankung Arnold Böcklins, die sich nach
Mitteilungen aus der Familie des Meisters als unbegründet er-
wiesen haben. Der greise Künstler sühlt sich völlig wohl und
arbeitet fast den ganzen Tag im Atelier. l»sss;

— Karlsruhe. Zur Ergänzung des Lehrkörpers der
hiesigen Akademie sind noch berufen worden die Münchener
Maler Friedrich Fehr und Ludwig Schmid-Reutie. ftsiA
— Gestorben- In Davos am 3- Juni der Schweizer-
Maler August Baud-Bovy, geboren am 26. Februar 1848
zu Gens; in Wien am 9 Juni der Generaldirektor des Oesterr.
Museums für Kunst und Industrie, Bruno Bücher; in Berlin
im 62. Lebensjahre der namentlich durch seine Figuren be-
rühmter Komponisten bekannt gewordene Bildhauer G- Ä. Land-
grebe; in Arezzo, 75 Jahre alt, der Bildhauer Salvino
Salvini, Professor und lange Jahre Vizedirektor der Akademie
der schönen Künste in Bologna; in Frankfurt a. M. der Maler
Franz Mitteldorf. IWiA

8.. Antwerpen Hierselbst verstarb im Alter von neun-
undsechzig Jahren Jules Pech er, einer der wenigen großen
Bildhauer der Antwerpener Schule. Pecher halte seine Laufbahn
mit der religiösen Malerei im Stile der alten vlämischen Koloristen
begonnen; viele seiner Bilder schmücken die hiesigen Kirchen. Als-
dann ging er zur Bildhauerei über und schuf unter anderen
guten Werken die im hiesigen Museum bewunderte Kolvssalbüsie
von Rubens, ferner die Statuen von Jordaens und Loos. Er-
arbeitete gern im große» Stile. lbs->l

S Karlsruhe. Am 12. Juni verstarb im Alter von
über achtzig Jahren der Direktor der Großherzoglichen Kunst-
halle, Hofmaler Ernst Richard, nachdem er dreiundsünszig
Jahre segensreich an diesem Institute gewirkt hatte. 1819 zu
Karlsmhe als Abkömmling einer französischen Emigrantenfamilie

geboren, studierte er unter dem be-
rühmten Tiermaler Veiboeckhoven
in Brüssel und dann in München.
1846 kam er unter Großherzog
Leopold, dem Vater des jetzt re-
gierenden Fürsten an die Großherzog-
ltche Kunsthalle, die damals erst im
Entstehen begriffen war. Er war in
verschiedenen Stellungen daselbst
unter den Direktoren Frommel,
K. F. Lejsing und Lübke und zuletzt
selbst als Chef thälig. Ernst Richard
war das Muster eines pflichttreuen,
gewissenhaften und streng unpartei-
ischen Museumsbeamten, der mit
größter Liebenswürdigkeit und er-
sichtlichem Wohlwollen doch ein festes
zielbewußtes Auftreten zu verbinden
wußte. Trotz seines hohen Alters und seiner wesentlich einer
früheren Zeit angehörenden Kunstweise hatte er sich doch für die
verschiedenen Bestrebungen der Gegenwart ein offenes, verständ-
nisvolles Auge gewahrt Dabei war er ein feiner Kenner und
geschickter, höchst diskreter Restaurator alter Bilder, welche für
einen Museumsbeamten höchst schätzbaren Eigenschaften er sich
in seiner, über ein halbes Jahrhundert währenden Laufbahn an
der Karlsruher Kunsthalle erworben hatte. Als ausllbender
Künstler kultivierte er mit bestem Erfolge das Tierstück und
schloß sich hierin an seinen Lehrer Verboeckhoven sowie au den
früheren hiesigen Galeriedirekior Karl Kuntz, den Nachfolger von
Potter an. Sein Andenken als das eines edlen Menschen, tüch-
tigen Künstlers und gewissenhaften Beamten wird stets von allen,
die je mit ihm in Berührung gekommen, in Ehren gehalten
werden. l^vil

— München. Mit dem am 14. Juni im 69. Lebens-
jahre verstorbenen Professor Konrad von Knoll ist ein durch
zahlreiche originelle Schöpfungen in den weitesten Kreisen be-
kannt gewordener Bildhauer aus dieser Zeitlichkeit geschieden.
Geboren am 9. September 1829 zu Bergzabern in der bayerischen
Rheinpfalz, bildete Knoll sich seit 1845 in Karlsruhe, Stuttgart
und München, hier insbesondere unter Halbigs Leitung. Das
erfindungsreiche Talent des Künstlers bewährte sich zuerst an
Arbeiten romantischen Charakters bei der Restaurierung der
Wartburg, im Zusammenhänge mit welchen sodann 1856 ein
„Tannhäuser-Schild" mit Reliefs aus der Mär des ritterlichen
Sängers entstand. Im Aufträge des Königs Maximilian II.
von Bayern schuf Knoll die Brunuenstatue Wolfram von Eschen-
bach für die Heimat des Parzival-Dichters. Darauf folgten die
Kolvssalstatuen Heinrichs des Löwen und Kaiser Ludwigs des
Bayern am allen Nathause zu München und der überaus
glücklich erfundene „Fischbrunnen am Marienplatze", an welchem
Knoll die Entstehung des Münchener Metzgersprungs in geist-
reicher Weise gestaltete. 1865 wurde der Künstler zum Professor
der Modcllisiknnst am Münchener Polytechnikum ernannt. Das
Schassen der weiteren Jahrzehnte umsaßt neben dem Unions-
denkmal der Pfälzer Protestanten für die Stiftskirche zu Kaisers-
lautern zahlreiche Erz- und Marmorstatuen und -Büsten, unter
denen das Palmdenkmal in Braunau, die Brunnenstatue des
Kurrendeschülers Luther für
Eisenach und das Denkmal
König Ludwigs I. in Kissingen
besonders genannt seien.

Knolls letztes großes Werk
war die Marmorbüjie Kaiser
Wilhelms I. für die Walhalla
bei Regensburg. Als lang-
jähriger Vorstand der Mün-
chener Künstlergenosjenschast er-
warb der Verstorbene sich viel-
fache Verdienste um das Mün-
chener Knnstleben, als Mensch
erfreute er sich allgemeinster
Wertschätzung. l^os;

rr. Düsseldorf. Im
Aufträge des kgl preußischen
Kultusministers hat Gerhard
Janssen, der ausgezeichnete
Genremaler, Rembrandts„Ana-
tomie" im Museum zu Haag
in der Größe des Originales

Konrad von Knoll.

Ernst Dickard.
 
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