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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0468

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Einkopicrcir von Wolken auf Brom-
silbcrgclatinepapicr.
große Bedeutung der Wolken für das

künstlerische Landschastsbild ist jetzt all-
seitig anerkannt. Die Zeiten sind Gott sei
Dank vorüber, wo ein Bild mit knallweißem
Himmel besonders hoch geschätzt wurde. Bei
den auf Bromsilbergelatinepapier entwickelten
Bildern ist es jedoch weniger einfach, als bei
den Auskopierpapieren, einen guten Wolken-
himmel zu erzielen, weil eben während der
Belichtung das Bild unsichtbar bleibt. Ein
zuverlässiges Verfahren des Einkopierens
von Wolken ist nach „Apollo" folgendes:
Beim Kopieren oder Vergrößern in der
Kamera belichtet man unter Abdeckung des
Himmels zuerst die Landschaft allein, ent-
wickelt und spült die Entwicklerlösung sehr
sorgfältig ab. Nun stiftet man das Papier
wiederum fest und belichtet mit Hilfe des
Wolkennegativs den Himmel. Man muß
hier darauf Rücksicht nehmen, daß nasses
Bromsilberpapier unempfindlicher ist, als
trockenes. Die Landschaft braucht bei der
Wolkenbelichtung nicht abgedeckt zu werden,
wenn man die Vorsicht gebraucht, den Himmel
mit einem Wattebausch, der in Entwickler,
flüssigkeit getränkt ist, hervorzurufen. Legt
man das mit dem Wattebausch zu behandelnde
Bild auf den Boden einer Schale und stellt
letztere schräg, mit dem Himmel des Bildes
nach unten, so kann man mit dem feuchten
Wattebausch bis dicht an die Horizontlinie
Herangehen, ohne daß Entwickelungsflüssig-
keit auf die Landschaft läuft. Nun erst wird
fixiert.

Geschieht dasKoPieren im Kopierrahmen,
so darf natürlich bei der zweiten Belichtung
das nasse Papier nicht in unmittelbare Be-
rührung mit dem Wolkennegativ kommen,
da selbst gut lackierte Negative hierdurch
leiden würden. Man bringt zu dem Zwecke
das entwickelte Landschaftsbild unter Wasser
in unmittelbare Berührung mit einem dünnen
Blatte aus Glimmer oder durchsichtigem

Celluloid und quetscht beides aufeinander.
Nach dem Herausnehmen aus dem Wasser
läßt sich nunmehr die mit Fließpapier ab-
getrocknete Kopie ohne Schaden für das
Wolkennegativ in den Kopierrahmen ein-
legen, da die trennende Schicht von Glimmer
oder Celluloid das Negativ vor Befeuchtung
schützt. Das Entwickeln des Himmels ge-
schieht nach Abziehen des Papierblattes wie
oben beschrieben mit dem Wattebausch.

Um Photographien auf Seide

herzustellen, verwendet man Hellen, echt ge-
färbten Seidenstoff. Derselbe muß folgen-
der Vorpräparation mit isländischem Moos
unterworfen werden: Ein Liter einer fil-
trierten Abkochung von isländischem Moos,
welche in kaltem Zustande dünne Syrup-
konsistenz hat, wird mit 40 ^ Kochsalz und
100 ccm Eisessig vermischt. Auf dieser
Flüssigkeit läßt man den Seidenstoff zwei
Minuten schwimmen, wobei sorgfältig zu
vermeiden ist, daß sich Luftblasen zwischen
Stoff und Flüssigkeit fangen. Der so durch-
tränkte Seidenstoff muß trocknen, bis jede
Spur von Essigsäuregeruch verschwunden
ist. Hieraus läßt man dieselbe Seite des
Seidenstoffes aus folgendem Silberbade
zwei Minuten schwimmen:

Krhstallisiertes salpetersaures

Silber.50 x

Eisessig.50 ccm

Destilliertes Wasser . . . 500 ccm

Zitronensäure.5 §

Die so sensibilisierten und hierauf ge-
trockneten Seidcnstücke sind einige Zeit halt-
bar. Das Kopieren geschieht wie bei Ab-
zügen auf Papier im Kopierrahmen. Nach
dem Fixieren wäscht man aus, tont in ge-
wöhnlichem, etwas verdünntem Tonbade,
fixiert in zehnprozenligem Fixiernatron und
wäscht nun gründlich aus. Durch Behandeln
mit dem Plätteisen erhält die Seide wieder
ihr ursprüngliches, frisches Aussehen.

Aufnahme von Oscar Berl in Wien.

Blaursnung von Lclloidinpapicr.

11m Abzüge auf Celloidinpapier im Gold-
tonbade himmelblau zn tonen, bedarf
es besonderer Vorsichtsmaßregeln. Man
bringt die gut ausgewaschenen, nicht zu
dunkel kopierten Abzüge in ein Rhodan-
goldbad, welches einen geringen Gehalt an
Rhodansalz, dagegen einen hohen an Gold-
salz hat. Das Bad darf erst unmittelbar
vor dem Gebrauch gemischt sein und muß
noch gelbliche Farbe haben. Da immer
ganz frisches Bad für jedes Bild am vor-
teilhaftesten ist, so stellt sich das Verfahren
ziemlich teuer. Schon eine Viertelstunde
nach der Mischung des Bades sind die
himmelblauen Töne nicht mehr zu erzielen.
Das nachträgliche Fixieren verändert den
Ton nicht mehr. Fixiert man die Abzüge
vor dem Tonen, so ist nicht so reines Blau
zu erreichen.

Ausstellung in London.

?>ie „Rohal Photographie Society" in
^ London veranstaltet vom 28. September
bis 11. November d. I. ihre vierundvier-
zigste Jahresausstellung. Der letzte Ein-
sendungstermin ist der 5. September, an dem
die Ausstellungsgüter unter der Adresse:
„IRe Lecretar)', Ivovul kbolozi-spluc Lociet^,

66 Russell Square, London ^V. c." einge-
troffen sein müssen.

Dreifarbiger Gummidruck.

I^ach einer Mitteilung des bekannten
Wiener Kunstphotographen Herrn
Philipp Ritter von Schöller (Photogr.
Korrespondenz Nr. 465) erhält man bei
Herstellung dreifarbiger Gummidrucke mit
weit größerer Sicherheit, als dies nach den
bisherigen Verfahren möglich war, zufrieden-
stellende Ergebnisse, wenn man an Stelle
der gewöhnlichen Negative Rasternegative
verwendet, wie solche zur Herstellung der
Zinkätzungen (Autotypien) benutzt werden.
Es empfiehlt sich hierbei, jede der drei Druck-
farben mit etwas Schwarz zu untermischen;
die Erfahrung lehrt, daß dann die farbigen
Drucke weit mehr der Natur entsprechen
und daß auf diesem Wege die Mischtöne
und Schattierungen in Grau viel leichter
zu erreichen sind.

Der Aufstrich der einzelnen Farben soll
sehr dünn sein. Ist der Druck einer Farb-
platte zu schwach ausgefallen, so kann die-
selbe nochmals aufgedruckt werden. Im
übrigen gelten genau die Regeln, wie bei
dem bisher geübten Dreifarben-Gummidruck.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
vr. R. Neuhauß, Berlin VV., Landgrafenstr.

Inhalt des dreiundzwanzigsten Heftes:

G. Keyßner. Meisionier. — vr. C. H.
St ratz. Der moderne Schönheitsbegriff vom
weiblichen Körper. — Personal- und Atelier-Nach-
richten. Ausstellungen und Sammlungen rc. rc.
— Der Amateur-Photograph. — Aitderöeitagen:
I. L. E. Meissonier. „1814". — Derselbe.
Der Generalstabs - Offizier. — Derselbe. Der
Bildnismaler. — Derselbe. Die Kartenspieler.

Redaktioustchluß 5. AuauS. — Ausgabe 17. AuguK 1899.

Herausgeber: Friedrich Pech t. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwach.

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. in München, Nympbenburgerstraße 66. — Bruckmann'sche Buch- und Aunstdruckerei in München.
 
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