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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Habich, Georg: Friedrich August von Kaulbach, [1]
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Grillparzer, Franz: Gedanken über Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0021

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-a-S^> F. A. VON KAL'LBACH <ö£-»-

LANDSCHAFTSSTUDIE

solche Modekunst liegt hinter ihm in wesen- GEDANKEN ÜBER KUNST

losem Scheine. Vielmehr liebt er die reizende,

reifende Form und an einem gewissen Glanz Was ist denn nun diese Begeisterung,

der Farbe ist ihm gelegen. die zum Schaffen in der Kunst als not-

(Der Schluss folgt.) wendig bezeichnet wird? Es ist nicht

jene Steigerung der Gemüts- und Geistes-
kräfte, die, von ähnlichen physischen Zu-
ständen begleitet und unterstützt, ge-
wöhnlich mit einem solchen Namen be-
zeichnet wird. Diese Begeisterung ist
bloss teils die äussere Erscheinung, teils
die Folge einer vorausgegangenen anderen
Ursache. Sonst würden ja Kunstwerke
Ausgeburten eines kranken Zustandes,
einer Art geistigkörperlichen Trunken-
heit heissen müssen. Die eigentliche
Begeisterung ist die Hinrichtung aller
Kräfte und Fähigkeiten auf einen Punkt,
der für diesen Augenblick die ganze üb-
rige Welt nicht sowohl verschlingen, als
repräsentieren muss. Die Steigerung des
Seelenzustandes entsteht dadurch, dass
die einzelnen Kräfte, aus ihrer Zerstreu-
ung über die ganze Welt in die Enge des
einzelnen Gegenstandesgebracht, sich be-
rühren, wechselseitig unterstützen, heben,
ergänzen. Durch diese Isolierung nun
wird der Gegenstand gleichsam aus dem
flachen Niveau seiner Umgebungen her-
ausgehoben; statt nur an der Oberfläche,
von allen Seiten umleuchtet, durch-
drungen ; er gewinnt Körper, bewegt sich,
lebt. Dazu gehört aber die Konzentration
aller Kräfte. Nur wenn das Kunstwerk
für den Künstler eine Welt war, wird es
auch eine Welt für den Beschauer.

LANDSCHAFTSSTUDIE Griixi-arzer

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