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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Springer, Jaro: Giovanni Segantini
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0081

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-*-s^> GIOVANNI SEGANTINI

I

giovanni segantini - schafschur

GIOVANNI SEGANTINI f So ging er ans Werk in einer neuen Weise,
n den Alpen, die sein Leben, seine Kunst und die er sich selbst geschaffen hat, das Alpen-
sein einsames Glück ausmachten, ist am leben zu malen- Sche.nbar ist se.ne Technik
29. September Giovanni Segantini nach 50 einfach, dass er die Farben mit trockenem
kurzer Krankheit gestorben. Die letzten Tage P,nseI hart und wulstl§ nebeneinander setzt,
des im Alpendorf Sterbenden mögen schlimm Aber was mit dem Mlttel erAreicht »*» sPurt
verlaufen sein und mit Grausen muss man sich )eder' der einmal vor diefn Abbildern ge-
vorstellen, dass eine rechtzeitige Operation und standen hat" Die rauhe Schönheit der Berge,
sorglichste Pflege vielleicht dies seltene Leben das herbe Wesen der AeIPIer sPncht als Er"
uns erhalten hätten. Nun ist es vorbei und lebtes aus diesen Bildern. So im Innersten
nur die Klage bleibt uns. Segantini's Leben erfasst ist die Bergwelt noch nie gemalt
war vom Anfange an ein Kampf, und als er worden, so auch niemals ein Maler mit seinem
den Sieg errungen hatte, musste er sterben. Stoff eins gewesen. In den letzten Jahren
Seltsam und wie ein Renaissanceschicksal hat Segantini gern die übersinnliche Welt
mutet die Erzählung an von Segantini's m seinen Landschaften erscheinen lassen.
Jugend und Aufkommen.*) Aber sein eigent- Fast Wl11 es scheinen, als ob Segantini in
licher Kampf, der Kampf um seine Kunst diese unheimliche Welt nicht hineinpasse,
begann erst, als er die Lehrjahre hinter sich Jedenfalls aber folgte er darin nicht der Mode,
hatte. Er wollte seinen geliebten Bergen, die Dass Guy de Maupassant in seinen letzten
in mancher stillen Stunde ihm ihr Wesen offen- Dlchtungen mystisch wurde, war gesetz-
bart hatten, getreu bleiben, er wollte auch als mass'ge Entwicklung und auch Segantini
Maler Aelpler sein. Das Ziel war nur auf war den Dlenst seiner Ze't als so wich-
einem besonderen Weg zu erreichen. Im nSes Ghed eingestellt, dass in seinem Kunst-
eigenen Lande fand er keinen, der ihm den schaffen das ringende Empfinden der Tage
Weg hätte weisen können. Denn das malende Auusdruck finden musste. So wäre also sein
Italien ist der oberflächlichsten Fremden- Schicksal vollendet gewesen? Wir können uns
Industrie botmässig und nirgends sind so darauf trostende Antwort geben. Es war kein
gründlich wie hier die Wege verschüttet, die kle>nes Leben, das in dem entlegenen Alpen-
zur Tradition der guten alten Kunst führen. dorf zum Ende gekommen ist. In Deutschland
Als hübsch zurecht geschniegelte Vedute aber darf man es rühmen, dass er hier zuerst
wollte Segantini seine Berge nicht geben. in seiner grossen Bedeutung erkannt wurde

und besonders können wir uns freuen, dass die

*) Vergl. das »Segantini-Heft der K. f. A. . Berliner Nationalgalerie vielleicht Segantini's

XI. Jahrg. H. 24. bestes Bild besitzt. jaro Springer.

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