-sr-£ö> ERINNERUNGEN AN GIOVANNI SEGANTINI
AM SPINNRAD GIOVANNI SEGANTINI del.
Segantini's grösster Wunsch war, ein befleckten Reinheit des Schnees, der sich
Alpenpanorama zu malen, um in einem ein- dort mit dem zarten Grün der Matten und
zigen Bilde die alpine Schönheit des Engadins dem tiefen Grün der Tannenwälder ver-
zu verkörpern und nach seinem Projekte mischt." — „Ueberall sprudeln die hellen
war Grossartiges und wahrhaft Künstle- Quellen, welche die grünen Rasen durch-
risches zu erwarten. In einem Gebäude ziehen und von den Spalten der Felsen
von 80 m Höhe und 70 m im Durchmesser, niederrieseln. Ueberall blühen die roten
im architektonischen Charakter der alten Alpenrosen, der Himmel wölbt sich weit
Häuser des Engadins, wie es die Abbildung und hell, er spiegelt sich in den Seen und
(a. S. 294) nach seiner Handzeichnung giebt, Seelein und schimmert im Glänze des zarten
wollte er sein Bestes darbieten, „lieber der Hellblaus der Gletscher. Alles ist durch-
Eingangsthür" — so schrieb er — „wird ein drungen von anmutigster Harmonie, vom
Bild von 20 m Länge und 7 m Höhe, in Gesänge der Vögel, dem munteren Getriller
symbolischer Weise den synthetischen Ent- der Lerchen, vom Murmeln des Baches bis
wurf meines Werkes darstellen und wie die zum Summen der Bienen, bis zum Geläute
bildliche Auslegung seiner Seele sein, so der Kuhglocken und dem Blöken der Schaf-
dass alles sich durchdringe, einer einzigen herden". Franz Wolter
Idee entspreche und eine Uebereinstimmung
und eine Harmonie bilde, die in vollständiger
Weise meine Gedanken und meine Absicht GEDANKENSPLITTER
ausdrücke." — Dies Glaubensbekenntnis Die Bewohner der auf der Schattenseite eines
seiner Kunst hat er sein Leben hindurch Thaies gelegenen Gebirgsdörfer leben wohl auch;
in unsterblichen poetischen Schöpfungen die v°n .fer S°nn? beschienenen sollen mehr
. , , . , r , f, j. Intelligenz besitzen als tene.
niedergelegt, in denen er zumeist das Lngadin .. , , _ . . , .
, , T, , .... ,, . Menschen, deren Dasein durch keinen Schimmer
verherrlichte. Ihm enthüllte es alle seine von Kunst erwärmt wird> könnte man auch >>die
Schönheiten und Reize und begeistert wusste Schattenseitener" heissen.
er, ein Dichter auch im Worte, von ihm 9
zu berichten und sein ernstes, einem Christus- _. „ . . . ,, ... , . , m
. * , . ,, . , , Die Kulturstufe eines Volkes sollte auch nach dem
bilde vergleichbares Antlitz leuchtete, wenn verbrauch von Farbe bemessen werden.
er von seinen Bergen sprach: „von der un- Raudner
Die Kunst für Alle XV.
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AM SPINNRAD GIOVANNI SEGANTINI del.
Segantini's grösster Wunsch war, ein befleckten Reinheit des Schnees, der sich
Alpenpanorama zu malen, um in einem ein- dort mit dem zarten Grün der Matten und
zigen Bilde die alpine Schönheit des Engadins dem tiefen Grün der Tannenwälder ver-
zu verkörpern und nach seinem Projekte mischt." — „Ueberall sprudeln die hellen
war Grossartiges und wahrhaft Künstle- Quellen, welche die grünen Rasen durch-
risches zu erwarten. In einem Gebäude ziehen und von den Spalten der Felsen
von 80 m Höhe und 70 m im Durchmesser, niederrieseln. Ueberall blühen die roten
im architektonischen Charakter der alten Alpenrosen, der Himmel wölbt sich weit
Häuser des Engadins, wie es die Abbildung und hell, er spiegelt sich in den Seen und
(a. S. 294) nach seiner Handzeichnung giebt, Seelein und schimmert im Glänze des zarten
wollte er sein Bestes darbieten, „lieber der Hellblaus der Gletscher. Alles ist durch-
Eingangsthür" — so schrieb er — „wird ein drungen von anmutigster Harmonie, vom
Bild von 20 m Länge und 7 m Höhe, in Gesänge der Vögel, dem munteren Getriller
symbolischer Weise den synthetischen Ent- der Lerchen, vom Murmeln des Baches bis
wurf meines Werkes darstellen und wie die zum Summen der Bienen, bis zum Geläute
bildliche Auslegung seiner Seele sein, so der Kuhglocken und dem Blöken der Schaf-
dass alles sich durchdringe, einer einzigen herden". Franz Wolter
Idee entspreche und eine Uebereinstimmung
und eine Harmonie bilde, die in vollständiger
Weise meine Gedanken und meine Absicht GEDANKENSPLITTER
ausdrücke." — Dies Glaubensbekenntnis Die Bewohner der auf der Schattenseite eines
seiner Kunst hat er sein Leben hindurch Thaies gelegenen Gebirgsdörfer leben wohl auch;
in unsterblichen poetischen Schöpfungen die v°n .fer S°nn? beschienenen sollen mehr
. , , . , r , f, j. Intelligenz besitzen als tene.
niedergelegt, in denen er zumeist das Lngadin .. , , _ . . , .
, , T, , .... ,, . Menschen, deren Dasein durch keinen Schimmer
verherrlichte. Ihm enthüllte es alle seine von Kunst erwärmt wird> könnte man auch >>die
Schönheiten und Reize und begeistert wusste Schattenseitener" heissen.
er, ein Dichter auch im Worte, von ihm 9
zu berichten und sein ernstes, einem Christus- _. „ . . . ,, ... , . , m
. * , . ,, . , , Die Kulturstufe eines Volkes sollte auch nach dem
bilde vergleichbares Antlitz leuchtete, wenn verbrauch von Farbe bemessen werden.
er von seinen Bergen sprach: „von der un- Raudner
Die Kunst für Alle XV.
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