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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0328

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-^Sg5> VON AUSSTELLUNGEN

— KUNSTLITTERATUR <ö^>

Finanzrates Beutler zusammengetreten. Zu einem
grossen Teil gehören ihr die Herren an, die schon
die Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899 vor-
bereitet haben, und da die kgl. Kunstakademie, die
beiden Künstlervereine, die freie Küntlerschaft, die
Stadt, die Staatsregierung, die kgl. Sammlungen, die
Finanzwelt und die Presse vertreten sind, haben sich
wiederum alle für die Kunst interessierten Kreise
zum Ruhme und Nutzen Dresdens zusammengethan.

O BREMEN. Mitte Februar ist hier die zwei-
unddreissigste grosse Ausstellung in der Kunsthalle
eröffnet worden. Der neue Direktor Dr. Pauli hat
sich bemüht, diese Unternehmung dem Niveau der
gewöhnlichen Kunstvereinsdarbietungen zu ent-
reissen. Einige unserer besten Namen sind gut
vertreten: aus München Stuck, Zügel, Exter, Sam-
berger, aus Karlsruhe Dill, aus Frankfurt Trübner,
aus Düsseldorf Dirks. Die Dresdener Secession
hat eine sehr anerkennenswerte Kollektion ge-
schickt. Die graphische Abteilung ist namentlich
reich an französischen Farbendrucken; neben der
Kleinplastik ist eine interessante Sammlung von
künstlerischem Schmuck ausgestellt. Die Bremer
sind sich darüber einig, dass so etwas noch nicht
dagewesen sei; die einen freuen sich, die andern
wehklagen mit einem Teil der Lokalpresse über
die >bösen Modernen«. 13S91

Ppr. KÖLN. Als Stiftung des Kommerzienrats
Rautenstrauch und seiner Gemahlin geb. Joest, ist
dem Museum Wallraf- Richartz das in Heft 10 er-
wähnte Bildnis Kaiser Wilhelms II. in Admirals-
uniform von F. A. v. Kaulbach zugegangen. —
Schuttes Salon bot eine interessante Ausstellung
Herkomer's. Der Künstler interessierte durch die
Beherrschung der Emailtechnik, in welcher er den
grossen Prunkschild und ein Selbstporträt ausgeführt

GIOV. SEGANT1NI HEUERNTE

hatte, sowie durch ein lebensvolles Aquarell-Porträt
John Ruskins. [3/8]

KUNSTLITTERATUR

Pp. Die Mappe der deutschen Gesellschaft für
christliche Kunst erschien im Jahre 1899 zum sieben-
tenmal; auch heuerwiederbegrüssen sie alle Freunde
einer zeitgemässen christlichen Kunst. Bietet diese
Publikation auch noch nicht was wir wollen und
brauchen, so zeigt sie doch kräftige Ansätze hiefür
und verbreitet unter den zweitausend Mitgliedern der
Gesellschaft das Verständnis für eine individuelle
Kunst. Gerade dies ist aber für die erwähnte Gat-
tung das Schwerste, weil mit dem ewig gleichen
Stoff, dem die Geschichte schon vielfach bestimmten
Ausdruck verliehen hat, eine neue Auffassung nicht
leicht vereinbar ist. Darum wird ihr nicht selten in
kirchlichen Kreisen mit Misstrauen oder wenigstens
Zurückhaltung begegnet. — Unsere Zeit, die eine
persönliche Verarbeitung der für alle gleichen reli-
giösen Wahrheit mit Recht als Höchstes betont,
fordert konsequent auch eine derartige Kunst. Damit
ist weder die Ueberlieferung verachtet, noch einem
extremen Individualismus das Wort geredet; es ist
lediglich verlangt, was alle grossen Kunstperioden
anstrebten und erreichten: zeitgemässe Erfassung
und Darstellung des unveränderlichen Inhaltes. Dies
kann in einem Stadium allgemeiner Entwicklung
gerade für die religiöse Kunst, welche für viele
Personen, Scenen und Ereignisse klassische Typen
hat, ungemein schwer werden, fast den Eindruck
mangelhafter Vertiefung und Glaubensinnigkeit er-
wecken; aber es muss nicht an sich schon be-
kämpft werden. Vorläufig fehlt es auch hier an
einem genialen Bahnbrecher; wir haben christliche
Künstler, aber noch keine christliche Kunst! —
Dies ist auch die Signatur der neuen Jahresmappe!
Ausser dem allgemeinen Endzweck und der freudigen
Hingabe an die selbstgewählte Aufgabe finden wir
unter diesen siebzehn Künstlern sowenig etwas Ge-
meinsames wie unter denjenigen der früheren Aus-
gaben. Wir rühmen das in gewissem Sinne, andere
werden es bedauern. Die Reproduktion, welche
heuer Bruckmanns Verlagsanstalt übernommen,
muss vollendet genannt werden. Blätter wie Sam-
berger's >Canisius«, Delug's >Familienbild<
können kaum besser sein. Das Ganze umfasst
zwölf Foliotafeln in Kupferdruck, Phototypie und
Farbendruck nebst neunzehn Abbildungen im Texte
und einem Titel-Medaillon. Zum erstenmale ist
auch ein Votivbild vertreten, womit in zahlreiche
adelige und wohlhabende Kreise eine wirksame An-
regung gebracht wurde, zumal Delug's Werk eine
feine, echt künstlerische Leistung bietet. Auch für
die Glasmalerei ist durch die farbige Abbildung
zweier höchst eigenartiger Kartons von Pacher
ein Schritt zu neueren Formen gemacht. Ist diese
Individualität wohl noch nicht ausgegoren, so ver-
spricht sie doch viel — namentlich nach der kolori-
stischen und ornamentalen Seite. Der Kopf des
sei. Canisius von Samberger kann auch als typische
moderne Auffassung eines Heiligen gelten. Die
herbe, hohe Kraft einer durchgereiften Persönlich-
keit wird uns hier glaubhaft dargestellt. Rud.Seitz's
Ausmalung der Apsis in der Münchner St. Anna-
kirche wird in ihrer starkdekorativen Wirkung einem
breiteren Publikum zugänglich gemacht. Daneben
rinden sich gute Bilder von Schleibner, Glötzle
und Thoma wie treffliche Skulpturen von Al-
bertshofer, Scheel und Buscher; interessante
Architekturen fehlen nicht, z. B. von Baron Schmidt
und Druiding. t3"2!

Redaktionsschluss: 3. März 1900. Ausgabe: 1?. März 1900.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwärtz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. in München, Nymphenburgerstr. 86. — Bruckmann'sche Kunst- und Buchdruckerei in München.
 
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