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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Stahl, Fritz: Max Kruse-Lietzenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0333

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-a-4Ö> MAX KRUSE-LIETZENBURG <ÖS-»-

rufe auf den Lippen tot zusammenbricht, ist
in zahllosen Reproduktionen verbreitet. Der
Siegesbote ist Kruse's Erstlingswerk; er hat
es als Schüler Fritz Schapers und als noch
nicht Dreissigjähriger geschaffen und er zeigte
sich damit gleich als ein Eigener, als ein
starkes Temperament und als ein grosser
Könner. Nur vielleicht der antike Stoff war
noch Frucht der Schule, aber wie er aufgefasst
war, verriet den deutschen Romantiker, und
wie er gestaltet war, den modernen Realisten.
Damit sind denn zugleich die Elemente ge-
geben, die, in verschiedenen Phasen seines
Schaffens verschieden gemischt, aber doch in
allen deutlich erkennbar, das Wesen seiner
Kunst ausmachen.

Kruse war nicht der Mann, in der landes-
üblichen Weise den lauten, man kann sagen
sensationellen Erfolg seines Werkes aus-
MAX KRUSE-LI ETZEN BURG zumünzen. Er kümmerte sich damals so

wenig wie später um das Materielle, ging

Unter den Berliner Bildhauern nimmt Max nicht den Weg der „Klugen", sondern den
Kruse eine hervorragende Stellung ein. Weg des Künstlers. Er stellte sich sofort
Eine tief angelegte, grüblerische Natur, die in eine ganz anders geartete, eine monumentale
jedem neuen Werk etwas Neues ausdrücken Aufgabe. Es entstand das grossartige Grab-
will, und die deshalb jedesmal mit
Stoff und Form zu ringen hat und
sich nie begnügt, will er freilich
nicht nach der Zahl, sondern nach
dem Wert seiner Arbeiten beurteilt
sein.

Nachdem ihn einige Jahre hin-
durch wesentlich technische Pro-
bleme beschäftigt hatten, ist er in
den beiden letzten Jahren mit einer
grösseren Anzahl neuer künstle-
rischer Arbeiten vor die Oeffent-
lichkeit getreten, die ihm wieder
die allgemeine Aufmerksamkeit
zuwandten. Seine Kollektivaus-
stellung in der Grossen Berliner
Kunstausstellung 1898 brachte
neben seinen älteren Werken die
polychrom behandelte Holzgruppe
„Liebesfrühling", die Porträts von
Gerhart Hauptmann, Liebermann
und Leistikow, die Secessions-
ausstellung 1899 seine Nietzsche-
büste und das Porträt des Malers
Gleichen-Russwurm.

Von den älteren Werken ist der
„Marathonläufer", der in der Ber-
liner Nationalgalerie steht, weit-
berühmt, wohl eine der volkstüm-
lichsten modernen Skulpturen. Die
Figur dieses Jünglings, der nach
dem rasenden Laufe vom Schlacht-
feld nach Athen mit dem Sieges- max kruse die mutter des Künstlers

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