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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes
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-a-4^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <Ös^-

in Dresden sind wohl das beste, was der Künstler
in dieser Richtung bisher geleistet. Die Stilisierung
von Form und Farbe ist gemässigter als bei früheren
Arbeiten, und die Häufung von Motiven glücklich
vermieden. Einige vierzig Bilder von John R. Reid,
soviel Schönes sie von der Herrlichkeit der grünen-
den und blühenden Natur auch erzählen, ermüden
mehr als sie begeistern. Eine natürliche Folge
davon, wenn Kunst en gros geboten wird. — Bei
Gurlitt enttäuscht eine Kollektiv-Ausstellung von
Werken des Schweizers Ferdinand Hodler aufs
empfindlichste. Ein trockener phantasieloser Sym-
bolist wirkt unerträglich; aber auch ein eklektischer
Phantast, wie er sich in Carl Max Rebel bei
Keller & Reiner präsentiert, macht wenig Freude.
In Rebeis Bildern, die hier effektvoll genug auf
schwarzen Stoff gehängt wurden, begegnet man
Böcklin, Thoma, Stuck, v. Hofmann, Melchior Lechter
teils in einfachen, teils in kombinierten, meist aber in
verzerrten Nachahmungen. Glanz und Feuerderauf die
Skala Blau, Rot, Grün, Gelb beschränkten Tempera-
farben verdecken nur dürftig mangelndes Können
und Naturstudium. Das Persönliche in dieser Kunst
ist eine stark hervortretende Neigung für Theater-
romantik, für prächtig in Sammt und Seide ge-
kleidete Heldendarsteller mit genial frisierten Haaren,
federgeschmückten Baretten, die auf Abenteuer aus-
gehen, gefangene Prinzessinnen befreien, die ihnen
Entgegenfliegende würdevoll an den Heldenbusen
drücken oder sie vor sich aufs Ross nehmen und
in apotheosenhafter Haltung dem jungen Tag und
neuen Kämpfen entgegenreiten. Es fehlt auch nicht
an Tristan und Isolde, Sappho und Francesca da
Rimini. Am erträglichsten sind noch die landschaft-
lichen Sachen, soweit sie nicht zu deutlich die be-
rühmten Vorbilder erkennen lassen. Ein gewisser
Sinn für starkklingende schöne Farben ist Rebel nicht
abzusprechen, einstweilen aber kommt dieser in
etwas barbarischer Weise zum Ausdruck. — Die
Kunsthandlung Ernst Zaeslein, die neuerdings in
einem neuen Lokale ebenfalls Ausstellungen ver-
anstaltet, zeigt einen kleinen merkwürdigen, 1849 da-
tierten Böcklin, der als >Römische Landschaft
und Geschenk des Künstlers an Fräulein L. Schmidt
in Basel, die als seine Braut starb, bezeichnet wird.
Es ist aber offenbar ein Schweizer Motiv, das der
Meister verwendet hat. Man sieht hinter einer Wiese
ein ganz kleines Kornfeld, durch das, aus einer da-
hinter liegenden Hütte kommend, ein weibliches
Wesen geschritten ist, und möchte nach der Art
der Malerei eher auf Pettenkofen als auf Böcklin
schliessen. Von Stuck giebt es hier >Die vier
Jahreszeiten^, durch vier verschiedene weibliche Ge-
stalten, die in halber Figur vor Landschaften stehen,
personifiziert. — Das Künstlerhaus bringt eine Aus-
stellung des künstlerischen Nachlasses des Berliner
Malers Hermann Eschke, in dem, genau wie bei
Meyerheim, die älteren Arbeiten am erfreulichsten
wirken. [435]

FRANKFURT a. M. Es ist keine leichte
Aufgabe, aus der Menge von mehr oder minder verkäuf-
lichen Kunstwerken, die jeden Winter die Ausstell-
ungslokale einer Grosstadt passieren, das Wertvolle
und allgemein Interessierende herauszugreifen und
darüber zu berichten. Mit einer kurzen Uebersicht
über das, was uns hier am Orte die letzten Wochen
boten, hoffen wir, wenigstens einigermassen unserer
Pflicht nachzukommen. In der permanenten Gemälde-
Ausstellung von M. Goldschmidt & Co. hat eine
Sammlung von fünfundzwanzig Gemälden, meist
landschaftlichen Stimmungsbildern des phantasiebe-
gabten Walter Leistikow - Berlin berechtigtes
Aufsehen erregt. Hermes & Co., die jüngste unter

den einheimischen grossen Handlungsfirmen, war
bemüht, durch ein stetig wechselndes Programm
ihre Besucher über eine Reihe interessanter aktueller
Erscheinungen auf dem Laufenden zu erhalten: das
neueste wareine Kollektivausstellung von Bronzen des
Brüsseler Bildhauers Charles van der Stappen,
derähnlich wie Meunier eine ganz von akademischem
Formenzwang befreite, fast möchte man sagen maleri-
sche Richtung in seiner Plastik befolgt. Voran und
nebenher ging ebenda eine Ausstellung von Max
thedv-Weimar, der den mit allen Finessen der
Technik vertrauten Löfftz-Schüler wohl nie verleugnen
wird und eine noch umfänglichere Schaustellung
von Blumenstücken und Landschaften einer Wiener
Künstlerin, Frau Wisinger-Florian, deren sichere
und kecke Prima-Malerei kaum noch die sonst ge-
wohnten Eigentümlichkeiten der Frauenhand er-
kennen lässt. Ebenso dankenswert waren am gleichen
Orte in den vorhergehenden Alonaten Sonderaus-
stellungen von Ludwig Dill, jetzt in Karlsruhe,
und von Wilhelm trübner-Frankfurt erschienen.
Ueber den Karlsruher Künstlerbund hatten wir be-
reits vor zwei Jahren an dieser Stelle zu berichten
Gelegenheit; derselbe ist auch heuer wieder mit
einem eindrucksvollen Ensemble in Schneidens Kunst-
salon eingezogen, und zwar, während damals Ge-
mälde ausgestellt waren, diesmal mit einer reichen
Sammlung von graphischen Arbeiten, unter denen
die Kategorie der farbigen Originallithographieen be-
sonders reich vertreten ist. Es sind viele sehr
• moderne; und doch sehr erfreuliche Arbeiten da-
runter, eine Freude vor allem, wie mit und trotz
der verstärkten Intensität der Naturempfindung hier
doch auch die Poesie wieder zu Ehren kommt!
Kaum vermöchten wir einzelne Namen herauszu-
greifen, doch seien wenigstens Friedrich Kall-
morgen, Carl Biese, Hermann Daur, Jenny
Fikentscher und Hans von Volkmann unter den
dauernd Karlsruhe angehörigen hervorgehoben, t431I

s» KÖNIGSBERG. Anfang März brachte uns
der Kunstsalon von Hübner & Matz eine recht inter-
essante Ausstellung von Gemälden von Lieber-
mann, Leistikow, Riemerschmid, Lechter,
ferner von Gabriel Max und Lenbach, sowie
Werke von Franz Stuck, Hugo König, Alb.
von Keller und Chr. Krohg. Uns interessierten
dieses Mal am meisten die vier Landschaften von
W. Leistikow, welche wirklich, wenn auch immer-
hin dekorativ gehalten, eine feine Stimmung und
selten gut beobachtete Beleuchtung zum Ausdruck
brachten. Als ein sehr verdienstvolles Werk wirkte
Chr. Krohg's >Harte See-. Sehr interessant er-
schien auch Riemerschmid's 'Und Gott der Herr
pflanzte einen Garten in Eden<-. Wenn nur die
Punktiermanier, in der es ausgeführt, nicht gar so
störend wirkte. — Teicherts Kunsthandlung brachte
mehrere Genrebilder des älteren hiesigen Malers
E. Maier, deren gemütliche Weise ihren Eindruck
nicht verfehlte. l411l

= LEIPZIG. Del Vecchios Kunstsalon brachte
unlängst Werke von Gabriel Max, Franz von
Lenbach, Franz Stuck und Max Liebermann,
die grosses Interesse fanden. Berechtigte Aufmerk-
samkeit erregten auch die Kollektiv-Ausstellungen
Schnars-Alquist, Th. von Stein, und die des
Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen.

# BRÜNN. Im Mährischen Gewerbe-Museum
war während der letzten Wochen eine Sonderaus-
stellung des Malers Emil Orlik veranstaltet, die
geeignet war, das vielseitige Schaffen dieses hoch-
begabten Künstlers im schönsten Lichte zu zeigen.
Fast sämtliche Arbeiten — der Katalog zählt drei-
hundertundzehn Nummern Handzeichnungen, Oel-

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