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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Das Düsseldorfer Frühjahr 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0394

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I

DAS DÜSSELDORFER FRÜHJAHR 1900

(Nachdruck verboten)

n der Geschichte des Ausstellungswesens in klingendes und reines Präludium in der kleinen
Düsseldorf bedeutet der vergangene Winter intimen Exposition, die die Künstlergruppe von
einen entscheidenden Wendepunkt. Nach end- 1899 in diesem Frühling wieder wie im ver-
losen Mühen und Verhandlungen hat endlich in gangenen Jahr in dem Atelier Pohle veran-
diesem Winter der Plan, Düsseldorf ein eigenes, staltet hatte, und von der bereits in diesen
dauerndes, hinreichend grosses Kunstaus- Blättern (H. 14, S. 327) berichtet wurde.
Stellungsgebäude zu schaffen, Leben und Ge- Die Ausstellung in der Kunsthalle war trotz
stalt gewonnen. Der riesige Ausstellungspalast der sorgsamen Leitung des Instituts diesmal
soll zugleich für die Kunststadt Düsseldorf der vielleicht eintöniger als je. Nur fünfundachtzig
eigentliche, sichtbare, bleibende Gewinn der Bilder im ganzen, keine neue Namen. Gustav
grossen Industrie-und Gewerbeaussteilung von Marx, der fast allzu viel kann, hatte ein paar
1902 sein, zu der sich jetzt die Provinzen flotte und kecke Skizzen ausgestellt, Kröner,
Rheinland und Westfalen rüsten. Noch in Oswald Achenbach, Salentin ihr gewohn-
diesem Herbst wird das mehr als eine Million tes gutes Genre, Petersen-Angeln war mit
Mark beanspruchende, gewaltige Gebäude im drei Landschaften vertreten - die Abend-
Rohbau vollendet sein: im Jahr 1902 wird es Stimmung fein und andachtsvoll wiedergegeben,
zum erstenmale zu der geplanten deutsch- So ist über diese Gruppe wenig zu sagen,
nationalen Kunstausstellung seine Pforten öff- Um so mehr über die Ausstellung der Freien
nen. Dass der langgehegte Plan sich nun doch Vereinigung Düsseldorfer Künstler. Zum
durchgerungen und durchgesetzt hat, ist in erstenmale hatte diese in dem stattlichen Neu-
erster Linie der eminenten Geschäftsgewandt- bau des Kunstgewerbemuseums am Friedrich-
heit und der stählernen Energie des erkorenen platz ein Unterkommen gefunden. Der grosse
Leiters dieser Ausstellung, des Professors Lichthof mit den schönen Renaissance-Arkaden
Fritz Roeber zu danken. Mit der Eröffnung und die eigentlichen Ausstellungssäle waren
des neuen Kunsttempels am Rheine wird nun der Vereinigung eingeräumt und mit vor-
auch der Boden und der Raum für gemeinsame nehmem Geschmack und sicherem Gefühl ge-
Ausstellungen der Düsseldorfer Künstlerschaft schickt und apart, ohne Aufdringlichkeit
geschaffen werden. Endlich. Denn bislang dekoriert. Die Wände mit Stoffdraperien, zu-
läuft hier alles in Gruppen und Grüppchen meist in Silbergrau, ein paar gut verteilte
auseinander. Zuletzt doch zum Nachteil des italienische Truhen und Majoliken dazwischen.
Rufes der ganzen Düsseldorfer Schule. Die Ludwig Keller hatte für diese Ausstellung
einen stellen bei Schulte aus, die andern im wie die im Salon Pohle das Plakat gezeichnet.
Pohleschen Atelier, die dritten in der Kunst- Hier das Porträt seines Freundes Heinrich
halle, die vierten im Kunstgewerbemuseum, Hermanns, des Landschafters im wirkungs-
und viele von den Besten und Ersten gar nicht. vollsten Plakatstile, in der Manier Vallottons.
Kaum irgendwo wird so wenig für die Aus- Der in Kleinfolio gedruckte Prachtkatalog ist
Stellung geschafft und gemalt wie in Düsseldorf, zugleich ein Album von Künstlerlithographien.
Gerade die führenden Künstler legen wenig Die Geschäftsführung ist zum erstenmale dem
Gewicht darauf, zur Ausstellung irgend ein rührigen Hofkunsthändler Fritz Bismeyer über-
repräsentierendes Hauptstück fertig zu haben tragen.

— sie senden nur Kleinigkeiten oder bleiben Im Mittelpunkt des grossen Lichthofes ist
ganz weg. Dass sie die Ausstellung nicht nötig ein mächtiges Bild von Otto Heichert,
haben, ist ja ein guter Beweis für die Stetig- „Veteranenversammlung", aufgestellt. Ein
keit der lokalen Kunstentwicklung — aber das Kriegerverein bei irgend einem fröhlichen
Bild, das die grossen und kleinen Ausstellungen Fest in langen Reihen an den Biertischen,
von dem künstlerischen Schaffen in Düsseldorf helles aber kühles Sonnenlicht von rechts
geben, ist dadurch immer nur ein halbes und einfallend. Aus dem Tabaksqualm und dem
schiefes. Von der frischen Kraft der Düssel- Sonnenglanz treten die prachtvoll ausge-
dorfer und deren gesundem Können geben die arbeiteten Charakterköpfe der alten ver-
Ausstellungen darum nureinen Eindruck, wenn witterten Veteranen scharf hervor. Es sind
man das schon Bekannte stillschweigend hin- trefflich aufgefasste Typen des Niederrheins,
zurechnet. behäbig, breit, scharf, pedantisch, in sorg-
Die Ausstellungen fanden diesmal ein hell- fältiger Durcharbeitung, höchst geschickt

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