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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Hann, Pauline: New Yorker Frühjahr-Ausstellungen
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0397

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-=s=Ssg> NEW YORKER BRIEF PERSONAL-NACHRICHTEN <öö=^

ohne Reiz, während in ihrer Nähe Landschaften
voll Feiner Beobachtung von Licht, Atmosphäre,
Jahreszeit hängen, in glänzenden oder ruhigen
Farbentönen, voll Wahrheit und Leben, kann Bitter-
keit erregen; — aber die Preisrichter sind durch
geradezu lächerliche Klauseln gebunden; wer be-
reits den Preis errang, ist ausgeschlossen, — so
mussten Coffin's feine Regenstudie, Bruce
Crane's, >die Schlusscene-, ein Sonnenuntergang-
Effekt voll überraschender Wirkung und seine
Fischerhütte«, eine zarte graue Abendstimmung,
Bogert's - Regenschauer in Katwyk« und »Sturm ,
kühne Luft-, See- und Lichtstudien, leer ausgehen.
Ausgeschlossen ist auch jeder Nicht-Amerikaner
und jeder eingeborene Künstler, der das vierzigste
Jahr überschritten hat. Nun scheint es, dass das
Schwaben-Alter unsere Künstler nicht ungünstig
beeinflusst; der ältere Inness hatte es hinter sich,
als er seine hervorragendsten Landschaften schuf,
und in der Ausstellung hat W.m. Chase drei Land-
schaftsbilder aus seinem geliebten Long-Island,
Dünen und Marschen, von geradezu bewunderns-
würdiger Meisterschaft in Perspektive und At-
mosphäre. Die Altersgrenze schloss auch Ben
Forster aus, dessen vier Landschaften alle preis-
würdig sind, darunter -Sommernacht« geheimnis-
voll, windbewegt, ?Nebel aufwiesen« in stimmungs-
voller Ruhe. Eaton's Wolken«; ein weiter Aus-
blick auf Sanddünen und Meer von Bolton Jones,
Clark's leuchtende, helle Sonnenbilder, Winter-
Effekte von Smedley und Bacher, i der Waldbach
von Wittredge, das Werk eines jungen Künstlers,
das wegen seiner frischen Ursprünglichkeit sogleich
einen Käufer fand, Rehns Seestück, -Anbruch der
Nacht« gehören zu den anziehendsten Landschaften
der Ausstellung.

Der >Shaw-Preis - für das hervorragendste Figuren-
bild kam in engere Wahl zwischen einer mitzurück-
geworfenem Kopfe und etwas affektierter Pose vor
einem Spiegel stehenden Mädchengestalt in weissem
Atlas, die eine gelbe Rose in ihr Haar befestigt, von
Irwing Wiles und dem sSchluss des Tages« von
Sergeant Kendall, nicht nur dem besten Figuren-
bilde der Ausstellung, sondern auch dem besten,
das seit manchem Tage von einem jüngern ameri-
kanischen Künstler gemalt wurde, Fleischtinten und
Gewänder, Komposition und Charakteristik dieser
Gruppe von Mutter und Kind, die den Feierabend
in engem Aneinanderschliessen begehen, gleich wahr
und solid. — Aber der Preis von 1500 Dollars fiel
der Gelben Rose« zu, und allgemeines Kopfschütteln
ist die Folge. Der Präsident der Gesellschaft, La
Farge, stellt eine seiner orientalischen Studien aus,
Kuwanon, die japanische Gottheit der Beschau-
lichkeit, am Strome des Lebens sitzend, von Regen-
bogenlichtern umspielt. >Der Schwimmtümpel ,
nackte badende Jungen in einer Wildnis von Wasser-
blumen und Ranken, in der Farbe an BöCklin er-
innernd, ist von Curran; Kenyon Cox hat eines
der wieder so beliebt gewordenen symbolischen
Bilder -Hoffnung und Erinnerung , zwei hübsche,
gut gezeichnete Frauen im lichtgrünen Baumschlag.
Ein grosses, dekoratives Gemälde, »der Tempel der
Winde — Sonnenuntergang« von L. Loeb, zeigt auf
einer Bergspitze den als trotzigen Jüngling gedachten
Boreas, umgeben von den mildern, in Frauenge-
stalten verkörperten Süd, West und Ost. Von dem-
selben Maler ist eines der besten, weil am schärfsten
charakterisierenden Porträts in der Ausstellung, das
des Schriftstellers Zangwill. Chase's Bildnis des
Bildhauers Daniel French, vortrefflich gezeichnet
und dem Beschauer den Eindruck von Kraft, Talent
und Energie sowohl von seiten des Malers, als des

Dargestellten erregend und ein Porträt der hochbe-
jahrten Pädagogin Sarah Porter von Brandeger, in
Farbe und Auffassung gleich hervorragend, machen
ihm den Rang streitig. Merkwürdig ist's, dass dieser
Künstler, der seit Jahren in einem Winkel Connec-
ticuts lebt, vom Zug der Zeit erfasst, ein Gemälde
eingesendet hat, das Anders Zorn gezeichnet haben
könnte, so pastos ist der Farbenauftrag, so impressio-
nistisch der Charakter des Bildes. Beckwith,
die Philadelphier Malerin Cecilia Beaux, auf
deren Schulter Sargents Mantel gefallen ist, bringen
gute Männerporträts. Schöne Mädchenbilder in
schimmerndem Atlas sind von Thorn, Hyde und
Rice. Verplank Birney's >Sein Steckenpferd
ist das beste Anekdotenbild der Ausstellung.

Der Bildhauer French sandte eine grosse Por-
trätbüste des Bischofs Brooks, den berühmten
Kanzelredner trefflich charakterisierend, und einen
kleinen Bronzekopf von feinem Reiz. Unter den
andern Skulpturen fällt die Porträtbüste eines jungen
Mädchens aus rosenrotem Marmor auf, die in ge-
schnitztes Holz so eingelassen ist, dass dieses die
Bekleidung der Schultern darstellt. Es ist von
Herbert Adams und erzielt eine hübsche Wirkung.

p. hann

PERSONAL- UND

ATELIER-NACHRICHTEN

M. S. BRESLAU. Der bei modernen Denkmals-
gründungen so häufige Fehler, dass man den Künstler
zwingt, in seinem Werke den Kampf mit allzu
riesigen Dimensionen der Umgebung aufzunehmen,
wäre um ein Haar auch bei unserem Kaiser Friedrich-
Denkmal begangen worden. Denn als Aufstellungs-
ort desselben war bei der Konkurrenz, über deren
Ausfall wir neulich berichtet haben, der Kaiser
Wilhelm-Platz angegeben, ein vorläufig noch nicht
umbautes, von zwei breiten Avenuen durchschnittenes
Rondell, das in zehn oder zwanzig Jahren einmal
den Mittelpunkt eines jetzt erst auf dem Papier
vorhandenen eleganten Stadtteils bilden wird. Die
Bedenken, welche gegen diese Platzwahl von kunst-
verständigen Kreisen Breslaus längst gehegt und
auch in der Tagespresse zum Ausdruck gebracht
worden sind, haben jetzt auch in den leitenden
Regionen ihre Würdigung gefunden. Bei der ersten
Konferenz des geschäftsführenden Ausschusses mit
Professor Adolf Brütt, dem bekanntlich die Aus-
führung des Denkmals anvertraut werden soll, ist
beschlossen worden, den Kaiser Wilhelm-Platz fallen
zu lassen und dafür eine Aufstellung auf dem
Museumsplat: vor der Front des Schlesischen
Museums der bildenden Künste ins Auge zu fassen.
Dieser Platz bietet dem Künstler ein fertiges, ge-
schlossenes Architekturbild, mässige Dimensionen
und in der Säulenvorhalle des Museums einen Hinter-
grund für das Denkmal, wie ihn BrCtt, nach seinem
eigenen Ausspruch, in Breslau nicht besser finden
könnte. Der Künstler beabsichtigt, den Sockel der
Reiterstatue mit dem etwa drei Meter hohen Podest
der zweiflügeligen Monumentaltreppe, weich- zu
dem Hauptportal des Museums emporführt, in un-
mittelbare Verbindung zu bringen, ein Arrangement,
dem auch die innere Berechtigung nicht fehlt, denn
wie an allen Kunstangelegenheiten, so haben Kaiser
Friedrich und seine Gemahlin gerade auch an der
Begründung unseres Museums seiner Zeit regen
persönlichen Anteil genommen. Zu bedauern
bleibt nur, dass der gesunde Gedanke, w elcher diesem
Beschlüsse des Ausschusses zu Grunde liegt, nicht be-
reits vor dem Konkurrenzausschreiben Geltung er-

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