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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Voll, Karl: Die internationale Kunstausstellung 1900 der Münchener Secession, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0501

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DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG 1900
DER MÜNCHENER SECESSION

Von Dr. Karl Voll

(Nachdruck verboten)

Die Ausstellung bietet den gewohnten An- In schroffem Gegensatz dazu steht Hierl-
blick: einige Säle, die hauptsächlich Werke Deronco's einigermassen aufdringliches Por-
Münchener Maler enthalten und einige, wo trat der Frau von Poschinger im Kostüm
das Ausland vorherrscht. Einen geschlossenen vom heurigen Festspiel im Künstlerhaus.
Eindruck erweckt sie nicht und soll dies wohl Das Bild zeigt so recht den Einfluss des
auch nicht; denn die Secession ist keine elektrischen Lichtes auf unsere Farbenan-
Schule, die auf ein bestimmtes Programm schauung, der aufreizend und lähmend zugleich
eingeschworen. Zarte, feinfühlige Stimmungs- wirkt und jedenfalls nicht günstig genannt
effekte wechseln ab mit höchst lebhaften, mit- werden kann, wenn er solch grelle, dabei
unter auch allzu lauten Farbenzusammenstel- eigentlich recht formlose Effekte hervorruft,
lungen, rein malerische ganz moderne Probleme Franz Stuck brachte die Uebermalung und
mit wunderlich altmodischen Arbeiten. Abänderung seines bekannten Bildes der

Im Vordergrund des Interesses steht Fritz Erynnien, die einen Verbrecher verfolgen,
v. Uhde's „Atelierpause". Es ist ein alter Die Gewänder sind in den Farben lebhafter
Witz, den aber noch keiner so gut erzählt gemacht worden und der früher halbnackte
hat wie Uhde. Die Modelle, die noch eben Mörder erhielt eine seltsam phantastische
sich dem — nebenbei gesagt recht strengen Tracht. Das Bild hat in der neuen Auflage
Willen Uhdes — hatten fügen müssen, wenig gewonnen; denn der grössere Aufwand
dürfen sich ein wenig ausruhen. Das Mäd- in Farben lenkt unsachgemäss von der raschen
chen mit dem Kind auf dem Arme hat Erkenntnis des Vorgangs ab. Unter den ver-
die madonnenhafte Pose aufgegeben und tritt schiedenen weiblichen Porträts von Stuck
in sehr gespannter Neugierde
vor das grosse Bild, des Künst-
lers Werk mit der sympathischen
Teilnahme prüfend, die ein
gutes Modell zu haben pflegt.
Der heilige Josef lehnt rechts an
einem Stabe als wirkungsvolle
Coulissenfigur, die kleinen Engel
liegen und sitzen auf den Divans
herum, vergnüglich anzusehen in
ihrer unbefangenen Kindlichkeit.
Trotz des genreartigen Grund-
elementes ist aber die Scene in
feiner künstlerischer Weise auf
ein ganz anderes Interessengebiet
hinübergeführt: die Klarheit des
malerischen Vortrages, die Frei-
heit der Raumbehandlung und die
feineLuft Wirkung werden vor allem
anderen geprüft und diskutiert.
Sie sind auch trotz mancher Be-
fangenheiten einerseits und trotz
einiger gar selbstbewusster Virtu-
osität anderseits wesentlich besser
durchgeführt als auf Uhdes letzten
grossen Bildern. (Wir werden auf
die „ Atelierpause" nochmals ein-
gehender, auch abbildlich, zurück-
kommen. D. R.) olga von boznanska italiener

Die Kl;:.,.: für Alle XV. st. i. August 1900.

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