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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Pecht, Friedrich: Die deutsche Kunst an der Wende des Jahrhunderts, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0558

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DIE DEUTSCHE KUNST AN DER

WENDE DES JAHRHUNDERTS

Von Friedrich Pecht
II.*)

(Nachdruck verboten)

TVTachdem unser erster Artikel eigentlich vorigen Säculum Cornelius. Unstreitig ist denn
* nur ein Rückblick auf den grossen, von auch Lenbach derjenige unter unseren heu-
unserer Kunst im abgelaufenen Jahrhundert tigen Meistern, dem mit Defregger dermal
zurückgelegten Weg war, soll sich dieser fast allein die Eigenschaft des Genies zuer-
zweite zu einem Ausblick auf den zunächst kannt werden muss, während wir überreich
vor uns liegenden gestalten. Vor allem aber sind an Talenten jeder Art. Niemand von
auf die Kräfte, mit denen wir denselben be- den sämtlichen Bildnismalern des In- wie
treten. Dabei werden wir uns vorläufig aller- Auslandes kann sich denn auch rühmen, eine
dings auf die Münchener Schule beschränken, solche ungeheure Anzahl berühmter Männer
die wenigstens in der Malerei noch immer die aller Nationen verewigt zu haben und trotz
massgebendste von allen ist. — Wenn aber des tiefsten Studiums der alten Meister dabei
irgend eine geistige Thätigkeit national sein, so durchaus selbständig geblieben zu sein. Aller-
d. h. die wirklichen Zustände wie die ideale dings ist Lenbach seiner ganzen Art nach ein
Welt des Volkes, in dem sie entsteht, wieder- Maler der Männer — nicht der Frauen —,
spiegeln muss, so sind es gerade
die bildenden Künste.

Nachdem nun im abgelaufenen
Jahrhundert die Nation selber
einen so ungeheuren Aufschwung
genommen, wäre es ja fast ein
Wunder, wenn sich derselbe nicht
auch in der Kunst wiederspiegelte.
Das ist denn auch selbstverständ-
lich der Fall, zunächst dadurch,
dass an die Stelle des der Renais-
sance entlehnten, idealisierenden
Stiles ein in der Hauptsache derb
naturalistischer getreten, wie das
von den Eroberern Elsass-Loth-
ringens, Schleswigs und zahlloser
Kolonien in allen Weltteilen nicht
anders zu erwarten war. Da wir
uns aber nie weniger mit dem
Himmel beschäftigt haben, als in
dieser Zeit vor und nach 1870, so
haben wir ihn auch nicht einmal
gemalt. Dagegen hat uns ein sel-
tenes Glück einige wahrhaft grosse
Männer geschenkt — ist es da ein
Wunder, dass die Kunst vor allem
deren Gestalten der Nachwelt auf-
zubehalten suchte? So findet man
denn auch im Anfang dieser neuen
Zeit Franz von Lenbach an der
Spitze unserer Künstler, wie im

*) L siehe >K. f. A.; XV. Jahrgang, FRANZ HEIN MÄRCHEN (RITTER UND NIXE)

Heft 7 und 8. Münchener Glaspalast 1900 <Künstlerbund Karlsruhe)

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